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Ratgeber & Regenten 02 - Das Wehr

Ratgeber & Regenten 02 - Das Wehr

Titel: Ratgeber & Regenten 02 - Das Wehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elaine Cunningham
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erinnerte. Es war die wohl häßlichste Blume, die sie kannte, und sie enthielt eines der gefährlichsten Gifte in ganz Mhair. Kiva kniete daneben nieder und begann, nach den Schätzen zu graben, die sie beschützte.
    Nach einigen Momenten wurde sie fündig – Trüffel, so groß wie ihre Faust, die köstlich rochen und fleischig waren. Sie wischte die Erde von einem der herrlichen Pilze und begann zu essen, zunächst pflichtbewußt, um wieder zu Kräften zu kommen, dann mit echtem Hunger.
    »Kiva«, sagte plötzliche eine tiefe Männerstimme, die ihr beunruhigend vertraut vorkam.
    Erschrocken sprang sie auf, doch die hastige Bewegung ließ alles um sie trudeln, und vor ihren Augen tanzten Lichtpunkte. Als sie ihre Augen wieder unter Kontrolle hatte, sah sie vor sich die geisterhafte Gestalt Andris’, jenes Jordain, den sie fälschlich verurteilt, für ihre Zwecke benutzt und dann sich selbst überlassen hatte.
    Einen Moment war Kiva starr vor Panik – sie, die von sich glaubte, von solchen Gefühlen nicht berührt zu werden!
    »Ist das mein Los?« murmelte sie. »Werde ich von allen verfolgt, die ich getötet habe?«
    »Wenn dem so wäre, würde es dir nie an Gesellschaft fehlen«, erwiderte Andris. »Vielleicht werden sich die anderen noch zeigen, aber was mich angeht – ich bin kein Geist.«
    Noch während er sprach, erkannte sie, daß er die Wahrheit sagte. Der große Jordain war durchscheinend, aber er wies wie schwach eingefärbtes Glas noch immer Farbe auf. Das Dschungelgras bog sich unter seinen Füßen und teilte sich, als er näherkam.
    Ihre erste Reaktion, die sie Dutzenden von Jahren in Gegenwart von Magiern zu verdanken hatte, bestand darin, ihm einen Zauber entgegenzuschleudern, aber nichts geschah. Sie zückte ihre einzige verbliebene Waffe – einen abgebrochenen Stoßzahn eines Ebers, so lang wie ein Dolch und nahezu genauso scharf – und hieb nach dem herannahenden Menschen.
    Andris wich aus und packte ihr Handgelenk. Die Elfe versuchte, sich von ihm loszureißen, aber sein Griff war überraschend fest und stark. Sie erkannte schnell, daß Gegenwehr sinnlos war, und zwang sich, ihm in die Augen zu schauen. Zu ihrer Erleichterung und Verwunderung kündigten sie nicht ihren Tod an.
    »Wie ist das möglich?« wollte sie wissen und betrachtete seine durchscheinende Gestalt.
    »Das war der Laraken. Ich trage Elfenblut in mir, ein Geschenk eines fernen Ahnen«, sagte er und fügte hinzu: »›Fern‹ nur im zeitlichen Sinne.«
    Die goldenen Augen der Elfe leuchteten, ließen aber keine Wärme erkennen, als sie begriff. Andris verspürte eine unlogische Enttäuschung.
    Da er nicht wußte, was er sagen sollte, gab er Kiva das Buch des Nekromanten. Sie blätterte darin, während sie zunehmend weicher wurde und sie ihre Lippen fest aufeinanderpreßte.
    »Ist das wahr?« fragte Andris vorsichtig.
    Kiva klappte das Buch zu. »Was darin steht, ist wahr. Aber vieles wird gar nicht erwähnt.«
    Andris stieß einen leisen Pfiff aus. »Wenn das stimmt, bin ich froh über alles, was ausgelassen wurde.«
    »Das solltest du auch, Andris.« Kivas Stimme war schwach, während sie von Erinnerungen geplagt wurde.
    Nach einigen Augenblicken sagte Andris: »Dieses Buch erklärt einiges. Ich habe mich gefragt, wie du als Elfe dem Laraken gegenübertreten konntest, ohne zu sterben.«
    Andris’ Frage riß Kiva zurück in die Gegenwart. »Konnte ich das?« Sie spie die Worte förmlich aus. »Der Laraken und sein Schöpfer «, sie unterstrich das Wort, indem sie Andris das Buch hinwarf, »haben mir alles genommen, was von Wert war. Ich atme, spreche und bewege mich. Ich hasse! Aber lebe ich? Darüber streiten sich die Gelehrten!«
    Andris hörte die Verbitterung und den Wahnsinn in ihrer Stimme. Nichts brachte ihn von dem Weg ab, den er gewählt hatte. »Du wirst die Frage für sie beantworten, wenn du länger hier bleibst. Du bist zu schwach. Du kannst nicht allein überleben.«
    Sie hob das Kinn. »Ich habe Verbündete.«
    »Dann solltest du sie bald finden.«
    Sie wollte etwas sagen, als beide ein Rascheln und schwaches Schnuppern aus dem Unterholz vernahmen. Ein Eber, dachte Andris ernst. Vor Hunger hatte Kiva offenbar vergessen, daß der Geruch von Trüffeln diese gefährlichen Bestien anlockte.
    Kiva sah in Richtung des Geräuschs, dann auf das geisterhafte Schwert, das der Jordain trug. »Ich kann dir helfen«, sagte Andris und zog die Waffe. »Bei dem Eber und bei anderen Dingen.«
    Die Elfe brachte ein leises,

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