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Ratgeber & Regenten 02 - Das Wehr

Ratgeber & Regenten 02 - Das Wehr

Titel: Ratgeber & Regenten 02 - Das Wehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elaine Cunningham
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kamen.
    »Das auch«, sagte der Erkenntniszauberer und nahm die Spitze eines Berges ab. Darunter kam ein Labyrinth aus Höhlen und Gängen zum Vorschein. Eine Horde Kriegerinnen schlich sich durch die Gänge und tauchte am anderen Ende der Schlacht hinter den halruaanischen Edelleuten auf. Die Crinti platzten urplötzlich aus der Deckung hervor, und das Gemetzel, das folgte, war brutal, aber es dauerte nur kurze Zeit. Die Schattenamazonen zogen sich so schnell zurück, wie sie herangestürmt waren, und schleppten ihre Beute, verzauberte Waffen und Artefakte, fort.
    Ameer Tukephremo nickte lächelnd. »Ein geschickter Schachzug. Sie werden diese Partie gewinnen, würde ich sagen.«
    »Ja, aber nicht so, wie Ihr es erwartet. Seht hin.«
    Die Crinti rannten zurück in die Gänge und kamen auf der anderen Seite des Bergs wieder zum Vorschein, weit entfernt vom Kampfgetümmel. Sie stiegen auf ihre Pferde, die sie dort angebunden hatten, und ritten auf die Wiesen ihrer barbarischen Heimat zu. Hinter ihnen warteten ihre grauhäutigen Schwestern in dem steilen Paß auf Verstärkung, die nie kommen sollte, und wurden der Reihe nach von den halruaanischen Kampfmagiern niedergemetzelt.
    Als die Szene vorbei war, klopfte Procopio wieder auf den Tisch. Die noch in Bewegung befindlichen Figuren schmolzen dahin und ließen das Schlachtfeld beängstigend ruhig und mit Miniaturleichen übersät zurück.
    »Wer erinnert sich an die Soldaten, die dort verrotten, wo sie gefallen sind? Es sind die Magier, ihre Zauber, ihr Vermächtnis – diese Seite findet sich in den Geschichtsbüchern.«
    Ein habgieriges Leuchten erglomm in den Augen des Mulhorandi. Ermutigt sprach Procopio weiter. »Ein einziges halruaanisches Zauberbuch würde Euren Ruhm sichern. Die halruaanischen Barden werden von einer Invasion singen, die abgewehrt wurde. Die Barden Mulhorands werden dagegen vielleicht von einem mutigen Angriff singen. Ist es nicht erstaunlich, wie unterschiedlich man ein und dieselbe Geschichte besingen kann?«
    Tukephremo zog wieder an der Pfeife, ehe er antwortete: »Ihr denkt, ich könnte durch Zufall auf ein solches Buch stoßen?«
    »Wer kann das schon sagen?« erwiderte Procopio schulterzuckend. »Im Krieg geht das Glück sonderbare Wege.«
    Es war die Bestätigung, die der Mulhorandi erwartet hatte. »Ich werde Euch den Zauber und den Staub meines Ahnen bringen«, sagte er. »Ihr macht Euren Betrug, ich mache meinen. Möge die Herrin Mystra über uns urteilen.«
    »Oh bitte«, wies Procopio Tukephremo zurecht. »Wir sind weder Priester noch Paladine! Magie ist weder richtig noch falsch. Sie ist einfach. Wir müssen nicht über ein Urteil nachdenken, nur über das Geschick.«
    Tukephremo lächelte düster. »Ein tröstender Gedanke, da bin ich sicher. Um unserer beider willen, mein halruaanischer Fürst, hoffe ich, daß Ihr recht habt.«

ELFTES KAPITEL
    D as Morgenrot war noch einige Stunden entfernt, als Tzigone vorsichtig durch einen Flur im Landhaus Procopio Septus’ ging und sich bemühte, nichts von dem Inhalt des randvollen Nachttopfs auf dem glänzenden Marmorboden zu verschütten. Einen Schritt hinter ihr befand sich Sinestra Belajoon, die ebenso bewaffnet war. Die hübsche Magierin trug die Kleidung einer Dienerin, doch ihre Miene – eine Mischung aus Abscheu und Unglauben – entsprach bei weitem nicht dem einer erfahrenen Kammerzofe. Zum Glück hielten die wenigen Leute, die ihnen entgegenkamen, die Luft an und wandten den Blick ab, um an ihnen vorbeizueilen.
    »Warum sind hier keine Abwehrzauber und keine magischen Wächter?« zischte Sinestra.
    »Sie sind da.« Magie erfüllte die Luft, dicker und unangenehmer als der Gestank, der aus Tzigones Topf aufstieg. Die Magie war so präsent, daß ihr schauderte. »Ich habe Tage gebraucht, um einen Weg hindurch zu finden. Es können immer noch einige gedankenbeeinflussende Zauber umherschwirren. Denkt immer daran, daß wir Dienerinnen sind, die nur ihre Pflicht tun. Konzentriert Euch darauf, dann kann es sein, daß wir mit heiler Haut hier wieder rauskommen – und hört auf, die Nase zu rümpfen! Jeder wird sofort glauben, Ihr hättet noch nie einen Nachttopf angefaßt.«
    Sinestra Belajoon murrte und gab dann nach. Sie gingen durch eine Reihe von Nebenfluren, dann warfen sie die Nachttöpfe auf eine Wäscherutsche und durchschritten eine getäfelte Tür, die zu einem Vorzimmer der Bibliothek des Magiers führte, einem Raum neben dem luxuriösen Arbeitszimmer. Tzigone zog einige

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