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Ratgeber & Regenten 02 - Das Wehr

Ratgeber & Regenten 02 - Das Wehr

Titel: Ratgeber & Regenten 02 - Das Wehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elaine Cunningham
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das Geheiß Procopios in diese Welt zu locken.
    Er schenkte sich Fruchtnektar in einen Kelch und ließ sich nieder, um auf seinen Gast zu warten. Es war vielleicht eine Stunde vergangen, als Nebel von den Seidenkissen aufstieg, die in einer mit Vorhängen versehenen Nische aufeinander gestapelt waren. Der Nebel wurde dichter und nahm die Gestalt eines würdevollen Mannes an, der einen schwarzen Bart trug. Er und Procopios Dienerin waren eng umschlungen.
    Der Erkenntniszauberer räusperte sich. Sein »Gast« setzte sich abrupt auf und riß die Augen auf, als er seine neue Umgebung wahrnahm. Die Frau löste sich von ihm, richtete ihre Schleier und ging in den Garten.
    »Seid gegrüßt, Ameer Tukephremo«, sagte Procopio. »Das ist wirklich besonderer Anlaß. Es kommt selten vor, daß ich einen Magier aus Mulhorand bei mir begrüßen kann.«
    Tukephremo riß sich zusammen und schob den Vorhang zur Seite. Als er aufstand, rückte er seinen Gürtel zurecht. »Was ist das für ein Ort?«
    Procopio nickte. »Nicht wo , sondern was. Dies, guter Mann, ist ein Dimensionsportal, eine Ebene, die nur den größten Meistern der Kunst ein Begriff ist.«
    »Aha.« Tukephremo lächelte. »Eurem Akzent und der Bescheidenheit Eurer Sprechweise nach zu urteilen seid Ihr Halruaaner. Darf ich Euren Namen erfahren?«
    »Es ist besser, wenn ihr ihn nicht wißt. Mögt Ihr etwas trinken?«
    »Das ist sehr großzügig.«
    Procopio machte eine Geste, und plötzlich tauchten mitten in der Luft Tassen auf. Ein köstlicher Duft entstieg ihnen.
    Der Mulhorandi nahm einen Schluck. »Grüner Tee mit Honig und Ingwer und noch etwas anderem ...«
    »Haerlu-Branntwein. Ein edler Tropfen aus Halruaa.«
    »Außergewöhnlich.«
    Sie tranken und tauschten Höflichkeitsfloskeln aus, ehe Ameer Tukephremo zur Sache kam. »Ihr habt mich nicht in Euer Heim eingeladen. In meinem Land käme das einer schweren Beleidigung gleich.«
    »In meinem Land würde man es als Verbrechen sehen«, erwiderte Procopio. »Meine Kollegen sind nicht von der Idee begeistert, mit einem Magier aus Mulhorand zusammenzuarbeiten.«
    Ameer Tukephremo lachte zwerchfellerschütternd. »Nicht begeistert? Sie würden Euch niedermetzeln wie einen tollen Hund! Ihr geht ein großes Risiko ein, Euch mit mir zu befassen. Ihr müßt Euch viel davon versprechen.«
    Ja, aber nicht von dir , dachte Procopio und achtete darauf, sein Mißfallen über die blasierte Miene des Mulhorandi nicht erkennen zu lassen. Der Mann war erkennbar begeistert darüber, daß ein halruaanischer Magier sich warum auch immer an ihn wenden wollte. Procopios Landsleute hielten die Magie ihrer Nachbarn im Osten für unbedeutend.
    Diese Einstellung war es, worauf Procopio baute.
    »Ihr Mulhorandi verfügt über Zauber, die eine Tarnwirkung besitzen und andere daran hindern, Einblick in Eure Angelegenheiten zu bekommen. Für einige dieser Tarnzauber sind Komponenten erforderlich, die es in Halruaa nicht gibt.«
    Tukephremo stellte abrupt seine Tasse ab. »Wenn Ihr soviel wißt, können diese Tarnzauber nicht so gut sein wie Eure.«
    »Wir wissen von ihnen. Das ist ein großer Unterschied.«
    Tukephremo begann zu verstehen, ein listiges Lächeln umspielte seinen Mund. »Ihr wollt Eure Aktivitäten vor anderen Magiern geheimhalten. Ein Zauber, der mit Materialien gewirkt wird, die es nur in Mulhorand gibt, ein Familienzauber, der von einer Generation zur nächsten weitergegeben wird, würde das bewerkstelligen. Wißt Ihr, was für einen solchen Zauber erforderlich ist?«
    »Die feingemahlenen Überreste eines Magiers aus Mulhorandi. Vorzugsweise die eines Vorfahren.«
    Tukephremo nickte finster. Er legte eine gespreizte Hand in einer dramatischen Geste auf sein Herz. »Ihr verlangt viel von mir, Halruaaner. Welchen Preis soll ein Mann für seine Herkunft verlangen? Für die heilige Ehre seiner Ahnen?«
    »Wieviel würdet Ihr für ein halruaanisches Zauberbuch geben?« konterte Procopio.
    Die Hand des Magiers schloß sich unwillkürlich zur Faust und zerknitterte das bestickte Seidenhemd. »Ihr würdet mir halruaanische Geheimnisse verkaufen? Das wäre Euer Tod!«
    »Ich habe nicht vor, Euch halruaanische Magie zu verkaufen. Was ich tun werde, ist folgendes: Ich werde den bloßen Zauber den Ihr mir gebt, verstärken. Ich werde ihn verändern und ihm Gewicht, Macht und Autorität halruaanischer Tarnmagie verleihen, um ihn dann als zweite, heimliche Abwehr an den Ostgrenzen Halruaas zu verwenden.«
    Da sein Gast ihn zweifelnd

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