Ratgeber & Regenten 02 - Das Wehr
fallen und wandte den Wurf an, den Andris ihm vor wenigen Monden gezeigt hatte, um den Magier zu Fall zu bringen. Er bekam den steinharten Knöchel zu fassen und jagte seinen Dolch in das weiche Leder der Stiefelsohle, die einzige ungeschützte Stelle bei einem Magier, der einen Steinhaut-Zauber auf sich angewandt hatte.
Die Klinge glitt durch das Leder und schnitt an Knochen entlang tiefer ins Fleisch. Matteo warf seine Kraft in die Wucht des Messers, damit es zwischen den Zwillingsknochen des Unterschenkels hindurch die Sehne finden konnte. Mit einer ruckartigen Bewegung durchtrennte er das Gewebe.
Matteo ignorierte die Bienen, die ihn umschwärmten und auf ihn einstachen, sprang auf und stürmte auf die Männer zu, die Tzigones Hände festhielten. Einer von ihnen vertraute auf den Zauber des Magiers, doch der andere ließ die junge Frau los und zog ein Messer.
Matteos blutiger Dolch traf die Waffenhand des Mannes, noch ehe dessen Messer die Scheide verlassen hatte. Das Aufeinandertreffen von Stahl und Steinhaut setzte sich bis in seinen Arm fort. Er stach immer wieder zu, während ihm die Bienen wie ein todbringender Schatten folgten.
Der Schurke verteidigte sich, so gut er konnte, und konnte ein paar Stiche abwehren. Doch mit jedem Treffer, den Matteo landete, wurde der Steinhaut-Zauber schwächer. Augenblicke später bohrte sich der Dolch des Jordains in Fleisch und traf auf den Knochen.
Sein Widersacher taumelte nach hinten und stieß vor Schreck und Schmerz einen schrillen Schrei aus, während sein Blick auf der klaffenden Wunde im Arm ruhte, die so tief reichte, daß er den Knochen erkennen konnte.
Der Jordain wirbelte herum und trat den Mann in die Magengrube. Mit atemberaubender Geschwindigkeit änderte er seine Richtung und landete einen ausholenden Tritt gegen das Kinn des Mannes. Dessen Kopf wurde nach hinten geschleudert, dann ging er wie ein gefällter Baum zu Boden.
Matteo wandte sich Tzigone zu, die ihren Widersacher weitestgehend ausgeschaltet hatte. Sie stand aufrecht, die Hände noch immer auf den Rücken gebunden. Der große bärtige Mann, der ihre Füße festgehalten hatte, war am Wagen zu Boden gesunken und spie seine ausgetretenen Zähne in die hohle Hand. Blut lief aus seiner aufs übelste zugerichteten Nase, und ein Auge war so stark geschwollen, daß er damit nichts mehr sah. Tzigone trat und trampelte auf den anderen Gegner ein, dessen Steinhaut-Zauber unter einem Sperrfeuer von Tritten verging. Matteo überlegte, ob sie seine Hilfe überhaupt gebraucht hätte.
Plötzlich ließ sich Tzigone fallen, als gebe sie sich geschlagen. Matteo ließ sich nicht täuschen, doch ihr Gegner gab einen Laut der Erleichterung von sich. Dieser endete in einem Japsen, der Mann riß die Augen auf und machte keinen Hehl aus seinem Schmerz.
Offenbar hatte Tzigone ihren Widersacher an einer Stelle getroffen, die ihm sehr wichtig war. Sie zerriß ihre Handfesseln und nahm sich den Knebel ab, dann ließ sie einen zweiten Tritt in die gleiche Region folgen, der den Mann endgültig fällte. Sie schlug nach den umherschwirrenden Bienen und begann die Gesten für einen Zauber.
Wohlriechender Rauch stieg vom harten Boden auf, dessen Duft an Mohn und Sommersonne erinnerte. Die Bienen stoppten ihren Angriff auf Matteo, wurden langsamer und zogen sich dann zurück, um sich an den Holzpfeilern niederzulassen.
Von dieser Last befreit sah sich Matteo nach dem vierten Widersacher um, dem Kutscher, der bislang nicht in den Kampf eingegriffen hatte. Die Hintertür des Raums flog auf, und hereingestürmt kam jener Kutscher, gefolgt von der Verstärkung, die er offensichtlich herbeigeholt hatte. Während die Männer auf Matteo zustürmten, griffen sie sich Eishaken, die so lang waren wie Schwerter und deren Spitzen gebogen waren.
Tzigone begann einen einfachen Zauber, der Metall erhitzte. Doch die Eishaken begannen nicht rot zu glühen. Verwirrt folgte Matteo Tzigones Blick zur Decke. Dort hing an einem armdicken Seil eine gewaltige Ansammlung von eisernen Klammern, mit denen das Eis in den Speicher gehievt wurde. Die Metallklammern waren rot wie der Sonnenaufgang, und von dem Eisblock, den sie hielten, stieg Dampf auf.
Eis glitt kreischend an Metall entlang, als der riesige Block den Halt verlor. Matteo wollte Tzigone packen und wegreißen, doch sie war schneller und rannte bereits auf ein schweres Leinenlaken am anderen Ende des Raums zu. Sie hielt es so hoch, daß Matteo dahinter in Deckung springen konnte, dann
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