Ratgeber & Regenten 03 - Der Krieg der Magier
Haar. Selbst jetzt kann sie es noch nicht ertragen, daß sie jemand ohne ihre Haare sehen könnte.«
»Also glaubst du, daß es wahr ist.«
Tzigone hob eine Schulter. »Warum nicht? Du hast mich nie belogen. Allerdings warst du mit der Wahrheit auch noch nie besonders großzügig.«
Er wollte ihr die Hand auf die Schulter legen, hielt sich aber im letzten Moment davon ab. »Was wirst du nun tun?«
»Hmm?« Tzigone sah ihn an. »Ich gehe direkt zum Turm. Darauf gebe ich dir mein Wort«, fügte sie spitz an, als er fragend eine Braue hob.
Matteo nickte und brachte sie zum nächsten Ausgang. Als Tzigone in die im Zwielicht daliegende Stadt eilte, war sie für Matteos Logik dankbar. Er ging davon aus, sie werde zu Basel zurückkehren. Es war ihm nie in den Sinn gekommen, sie zu fragen, welchen Turm sie meinte.
* * *
Die Kiesel knirschten unter Uriah Belajoons Füßen, als er durch den Garten schlich, der sich um Basels Turm zog. Er hatte vorgehabt, sich in eine Kugel des Schweigens zu hüllen, doch den Gedanken hatte er verwerfen müssen. Ein gelblicher Schleier umgab den Turm, ein Hinweis auf ein Schutzzeichen, das magisches Eindringen verhinderte. Er konnte es nicht riskieren, entdeckt zu werden. Zuviel hing vom Element der Überraschung ab. Er hatte nur diese eine Chance.
Er hockte sich hinter einen blühenden Malvenbusch neben dem Hauptweg, der nicht weit von der Tür zum Turm entfernt war. Seine Finger schlossen sich fester um das Heft des Dolchs. Magie würde man feststellen können, doch wer würde erwarten, daß ein einzelner Mann sich in das Reich einen mächtigen Beschwörers wagen und dabei nichts weiter als ein kleines Messer mitführen würde? Früher oder später mußte Basel Indoulur hier vorbeikommen, und dann würde er sterben.
Uriah wartete, bis der Mond über den Dächern in der Stadt des Königs stand. Dann wurde seine Geduld belohnt. Die fette kleine Kröte, die seine geliebte Sinestra auf dem Gewissen hatte, verließ den Turm und kam in den Garten. Basel stand da und betrachtete den Mond und die sieben hellen Fragmente, die ihm folgten. Es schien so, als suche er die Antwort auf ein großes Rätsel, daß dort geschrieben stand.
Der Magier seufzte. Uriah Belajoon glaubte, aus dem Laut so etwas wie ein schlechtes Gewissen herauszuhören. Er umfaßte den Dolch und erhob sich langsam, während der verhaßte Magier sich ihm näherte.
Als Basel neben der Malve stand, packte Uriah all seine Kraft in einen einzigen Angriff. Einen Moment lang befand er sich in der Luft und war unbesiegbar – ein Wolf, der einen Rivalen angreift, ein junger Krieger, der seine Herrin verteidigt, ein Gott, der das Böse rächt.
Im nächsten Moment lag er auf dem Rücken und betrachtete fasziniert der Mondscherben kreisenden Tanz.
»Meister Belajoon«, sprach eine überraschte, vertraute Stimme.
Uriahs Augen konzentrierten sich auf Basels Gesicht. Ein Gefühl des Versagens schoß durch den Alten, das erdrückende Gewicht der Sinnlosigkeit lastete schwer auf seiner Brust.
Es gab nichts, was noch zu tun war. Sinestra war tot, und mit ihr war auch der Traum von Vergeltung, der ihn am Leben gehalten hatte, gestorben. Impulsiv griff Uriah nach dem zu Boden gefallenen Messer und brachte es über seinem eigenen Herzen in Position. Er umfaßte das Heft mit beiden Händen und war bereit, es in sein Fleisch zu treiben.
Der erdrückende Schmerz wurde stärker, und die Waffen entglitt seinen Fingern, die kraftlos geworden waren. Schmerzhafte Wellen breiteten sich von Uriahs Brust bis in seine Arme aus. Er konnte sich nicht bewegen, konnte nicht einmal den Magier verfluchen, der ihm dies genommen hatte.
Nur schwach nahm er wahr, daß Basel niederkniete. Der stämmige Magier nahm das Messer und warf es fort. Er schlug fest mit dem Handballen auf die Brust des Mannes, drückte dann sein Ohr darauf und lauschte, dann schlug er wieder zu.
Uriah beobachtete das Geschehen aus immer größer werdender Distanz. Er begriff, daß sein Tod bevorstand, und er verstand, was Basel versuchte. Plötzlich war es ihm egal, daß der verhaßte Magier immer noch lebte und sogar entschlossen zu sein schien, das Leben in Uriahs Leib zurückzuholen.
Der Sterbende richtete seinen Blick auf die Mondscherben und dachte an jede strahlende Legende, die er über das gehört hatte, was ihn dort erwartete. Er glaubte sie alle. Die Lichter wurden größer und verschmolzen, bis er nur noch Licht sah.
* * *
Tzigone schlich sich durch die Straßen zum
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