Ratgeber & Regenten 03 - Der Krieg der Magier
entlang. Von dort aus konnte sie den gesamten Saal und fast alle Ausgänge sehen. Procopio verließ den Raum nach Süden, dicht hinter einem Pulk von Menschen, die nach Schatten und Erfrischungen dürsteten, bevor die Sonne hoch genug gestiegen war, um die Zeit der Mittagsruhe einzuläuten.
Sie folgte ihm durch die immer enger werdenden Gassen der Stadt wie ein Schatten. Schließlich hatte sie genug davon und kletterte an einem Rosengitter aufs nächste Hausdach. Dort lief sie leichtfüßig über die Dächer und kehrte erst etliche Häuser weiter wieder auf die Straße zurück.
Procopio Septus verschwand in einem dunklen Hauseingang. Tzigone zögerte, dann folgte sie ihm. Die Tür fiel mit einem Klicken ins Schloß, obwohl sie von niemandem berührt worden war. In dem Moment, in dem ein Kerzenleuchter angezündet wurde, sprang sie unter einen reich drapierten Tisch. Ein Regenbogen erhellte den Raum, als sich das Licht in den bunten Kristallen rund um die kunstvoll gefertigte Lampe brach.
Der Magier machte eine Geste, dann wurde das Seil länger, das den Kerzenleuchter hielt, der daran herabgesenkt wurde. Einen Moment lang betrachtete er ihn, dann nahm er einen gelben Kristall und warf ihn hoch.
Der Edelstein blieb kurz in der Luft hängen, dann verwandelte er sich in eine große, durchscheinende Blase, die von blasser goldener Farbe war. Ihre Oberfläche wellte sich leicht, dann trat Dhamari in den Raum Tzigone biß sich auf die Lippen, um einen wütenden Aufschrei zu unterdrücken. Der Magier wirkte kein bißchen besser gelaunt als sie.
»Ihr habt gegen unsere Abmachung verstoßen«, sagte Dhamari Exchelsor.
Procopio hielt die Hände mit den Innenflächen nach oben ausgestreckt. »Wieso? Ihr spracht von einem verborgenen Ort. Was wäre besser geeignet als Eure eigene Halbebene? Kein Magier wird Euch finden.«
Der kleine Magier nickte. »Ich spreche von Basels Anhö rung. Ich dachte, wir wollten diese Angelegenheit privat regeln.«
»Ich ließ ihn gehen«, sagte Procopio.
Dhamari Exchelsor starrte ihn ungläubig an. Dann begriff er, und sein Mund verzog sich zu einem gehässigen Lächeln. »Uriah wird die Gerechtigkeit verwehrt, also muß er die Sache selbst in die Hand nehmen. Ihr wißt, daß er keine guten Chancen hat, Basel zu töten.«
»Nicht, wenn er es allein versucht.«
»Ausgezeichnet«, begeisterte sich Dhamari. »Basel wäre schwer zu verurteilen, Uriah aber nicht. Also zwei weitere Anhänger Zalathorms aus dem Weg geräumt.«
»Wir sind uns also einig«, sagte Procopio Septus.
Tzigone nickte. Schließlich trat Ungeziefer meist in Schwärmen auf. Es überraschte sie nicht, daß Procopio sich mit Gedanken an einem Verrat trug und Dhamari mit ihm unter einer Decke steckte. Das Problem würde nur sein, jemanden außer Matteo zu finden, der ihr diese Geschichte abnahm!
Dhamari Exchelsor griff nach dem Kristall. »Ich kehre später auf die Halbebene zurück. Es gibt noch einiges, worum ich mich kümmern muß.«
Der Erkenntniszauberer nickte und ging zu einer Tür am anderen Ende des Raums. Arkanes Licht flammte entlang der Tür auf und verriet, daß ein magisches Portal geöffnet worden war. Dhamari ging durch die Tür hinaus, durch die Procopio gekommen war.
Tzigone ließ ihm etwas Vorsprung, dann folgte sie ihm eine Straße entlang, deren Baumreihe für angenehmen Schatten sorgte. Sie kletterte am Stamm einer scharlachroten Buche empor und ging auf einem der massiven Äste entlang, wobei sie dem Magier immer ein kleines Stück voraus war. Um diese Zeit war die Sonne besonders heiß, daher waren nur wenige Passanten unterwegs. Tzigone wartete, bis niemand in Sicht war, dann ließ sie sich herab, packte Dhamari an dessen Tunika und zog ihn hinter sich her in eine schmale Gasse zwischen zwei Geschäften.
Er versuchte, nach dem Kristall zu greifen, um die Flucht antreten zu können. Tzigone war schneller. Sie bekam seine Hand zu fassen und riß sie so heftig nach hinten, daß er vor Schmerz in die Knie ging. Dhamari sah sie erstaunt an, während er nach Luft rang. Ehe er seinen Atem als Schrei ausstoßen konnte, beugte sich Tzigone vor und versetzte ihm einen Fausthieb in die Magengegend. Er klappte zusammen, um seinen Hals hing ein vertrautes Stück Silber.
Keturahs Talisman.
Tzigone schnappte danach, doch Dhamari schlug ihre Hand zur Seite und bekam mit der anderen Hand ihren Unterarm zu fassen.
Hexerische Energie ging von der wütenden jungen Frau aus, die sich zu ihrem eigenen Erstaunen
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