Ratgeber & Regenten 03 - Der Krieg der Magier
nur in einem Kreis um Dhamaris Handgelenk sammelte.
Er ließ los und stand auf. Einen Arm hielt er gestreckt, um ihr eine kupferne Kette vorzuhalten. »Deine Mutter war auch so wild«, sagte er herablassend. »Für den Fall der Fälle habe ich einige interessante Schutzzeichen gesammelt.«
Tzigone warf beide Arme hoch, als wolle sie einen Zauber wirken. Sofort hob der Magier die Arme, um den Angriff abzuwehren. Statt dessen trat Tzigone aber vor und zog mit voller Wucht ihr Knie hoch.
Der Magier stieß den Atem keuchend und pfeifend aus. Einen Moment lang sah er sie mit unverhohlenem Haß an. Sie konnte fast sehen, wie die Gnome das Räderwerk in seinem Kopf antrieben, während er nach dem abscheulichsten Fluch suchte, nach den Worten, die sie am tiefsten verletzen würden.
»Keturah lebt.«
Er sprach mit solcher Gewißheit, daß sie ihm fast glaubte. Die Welt begann, um sie herum ins Trudeln zu geraten.
»Ich wüßte, wenn sie noch lebte.«
»Wie solltest du, wenn sie selbst es nicht mal weiß?« verhöhnte Dhamari sie. Sein Blick wanderte über ihren Körper, sein Mund verzog sich zu einem gehässigen Grinsen. »Ich muß sagen, du bist die untypischste Prinzessin, die mir je begegnet ist.«
Tzigone wollte widersprechen, erstarrte aber mitten in ihrer Bewegung. Beatrix. Diesen Namen hatte ihr Vater Keturah gegeben. Königin Beatrix?
»Wie du vielleicht gehört hast, wird die Königin in wenigen Tagen wegen Verrats verurteilt.« Dhamari legte eine kurze Pause ein, um kalt zu lächeln. »Die Königin wird vielleicht vom Vorwurf des Verrats freigesprochen, wenn man ihren Wahnsinn in Erwägung zieht. Aber das Gericht wird nicht so gnädig sein, wenn sich herausstellt, daß sie noch eine weitere mörderische Vergangenheit besitzt.«
» Du hast die Grünmaga umgebracht!« gab Tzigone zurück. »Du hast sie getötet und hast Keturah diesen Mord in die Schuhe geschoben!«
Dhamari Exchelsor war verblüfft. »Woher weißt du ...«, begann er, bekam sich dann aber wieder in den Griff. »Wie kannst du so etwas sagen?«
Kiva sah ihn an, dann nahm sie einen seiner Handschuhe an sich. »Wildleder.«
Der Magier lachte. »Mein liebes Kind, wenn du glaubst, das würde irgend etwas beweisen, dann bist du so verrückt wie Keturah.«
»Du hast das Wild mit einem von Keturahs Zaubern gerufen«, fuhr Tzigone fort. »Du hast dafür gesorgt, daß es sich nicht bewegen konnte, während du angelegt hast. Vier Pfeile hast du benötigt, weil du so ein schlechter Schütze bist«, meinte sie als Seitenhieb, kehrte dann aber zum Thema zurück. »Der Mann, der dieses Leder gegerbt hat, lebt auf dem Anwesen der Familie Exchelsor. Er hat an der linken Hand vier Finger und trägt eine Augenklappe.«
Dhamari wurde blaß, während er ihr zuhörte. »Was soll das?«
»Das bedeutet, ich kann die Vergangenheit erkennen. Im Reich der Finsteren Feen habe ich viel Zeit damit verbracht, mich mit Keturahs Vergangenheit zu beschäftigen. Ich kann dir gar nicht sagen, wie erleichtert ich war, als ich erfuhr, daß du nicht mein Vater sein kannst.«
Das Gesicht des Magiers lief rot an. »Ich darf dich daran erinnern, daß eine von Finsteren Feen ausgelöste Vision nicht als Beweis betrachtet werden kann. Außerdem bist du keine glaubwürdige Zeugin. Ich vermute, man kann dich nicht magisch testen, um den Wahrheitsgehalt deiner Worte festzustellen. Deine Widerstandskraft gegen Magie ist zu stark.«
Er hatte recht. Dennoch blieb Tzigone bei ihrem Lächeln. »Aber man kann dich testen, nicht? Wenn du nur einen Schritt gegen mich oder meinesgleichen unternimmst, dann werde ich Zeugen aufführen, die um ihre Glaubwürdigkeit sogar von den Göttern beneidet werden.«
Er starrte sie an. »Ein Schwert an deiner Kehle und eines an meiner.«
Tzigone zuckte die Achseln. »Für den Moment genügt das – und jetzt verschwinde.«
Sie sah ihm nach, wie er sich zurückzog, dann eilte sie in den Park. Dort gab es verborgene Pfade, die über die gewaltigen Bäume führten, die der Stadt Schatten spendete, und Tzigone kannte sie alle. Dieses Wissen und ihre Resistenz gegen Magie verschafften ihr Zutritt zu jedem Ort, den sie aufsuchen wollte. Nicht einmal der Palast des Königs blieb ihr verschlossen. Sie eilte in Matteos Zimmer, fand es aber leer vor. Ihr kam seine jüngste Beförderung in den Sinn, und sie begab sich zu dem Zimmer, das zuvor von Cassia bewohnt worden war, der letzten Ratgeberin des Königs.
Sie trat ein und fand Matteo in ein Gespräch mit
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