Ratgeber & Regenten 03 - Der Krieg der Magier
eine Erklärung zu geben, doch es ist nicht an mir, diese Geheimnisse zu teilen.«
»Du mußt mir nicht alles erklären«, protestierte Andris, doch seine Augen leuchteten angesichts dieses Vertrauens in ihn auf.
Matteo drückte seinem Freund kurz die Schulter, dann machten er und Tzigone sich auf den Weg durch den langen Gang. »Du scheinst dich mit Andris besser zu verstehen«, sagte Matteo und warf ihr von der Seite einen Blick zu.
»Man könnte sagen, wir haben uns arrangiert.« Als Matteo sie fragend ansah, zuckte sie die Achseln. »Wir haben Grenzen gesetzt, wann und warum wir uns gegenseitig töten werden.«
»Ah ja. Ein wichtiger Schritt in jeder knospenden Beziehung«, erwiderte Matteo ironisch. »Erzähl mir von Dhamari Exchelsor.«
Tzigone machte eine besorgte Miene. »Kiva muß ihn durch den Schleier geholt haben. Er hat nicht das Wissen, um einen solchen Zauber zu bewerkstelligen. Wohin gehen wir?« fragte sie abrupt, als sie in einen breiten, marmornen Korridor einbogen.
»In Zalathorms Ratshalle. Er muß sofort erfahren, daß Beatrix’ Geheimnis nicht so gut gehütet ist, wie er sicher hoffte.«
»Das wird ihm schaden«, sagte Tzigone und dachte erstmals über diesen Aspekt nach. »Zalathorm ist seit langer Zeit der Mörtel Halruaas. Wenn er die Magier nicht zusammenhalten kann, kann es ziemlich häßlich werden.«
»Ich glaube nicht, daß wir das verhindern können«, gab Matteo zurück. »Und ich glaube auch nicht, daß wir versuchen sollten, die Wahrheit zu verbergen, um so Ärger zu verhindern. Die Wahrheit kommt so oder so ans Licht, und die, die versuchen, sie zu verbergen, werden ihr als erste zum Opfer fallen.«
Schweigend betraten sie den Marmorsaal, in dem der Rat des Königs zusammenkam. In einer Nische warteten sie, während drei wütende Magier dem König Beschwerden vortrugen. Sie alle hingen in irgendeiner Weise mit der ums Leben gekommenen Magierin Rhodea zusammen. Der Senat hatte angeordnet, daß die drei eine Untersuchung über sich ergehen lassen mußten, was ihre Proteste ausgelöst hatte. Sie waren in wichtige magische Forschung vertieft und beharrten darauf, daß eine magische Untersuchung zu diesem Zeitpunkt ihre Geheimnisse preisgeben und ihren finanziellen Ruin bedeuten würde.
»Ein Krieg der Magier brächte wohl gar keinen finanziellen Ruin mit sich«, murmelte Tzigone finster. Sie sah auf und bemerkte, daß Matteo sie anstarrte. »Ist was?«
»Das Wohl des Königs, der zerbrechliche Frieden.« Er schüttelte den Kopf. »Früher hast du dir über solche Dinge keine Gedanken gemacht.«
Sie zuckte die Achseln und fuhr mit den Fingern durch ihr zerzaustes braunes Haar, um es ein wenig in Ordnung zu bringen. »Ich hatte auch noch nie eine Audienz beim König.« Sie packte Matteo am Saum seiner Tunika, als er sich wieder dem Thron zuwandte. »Weiß er von mir? Weiß er, daß ich Keturahs Tochter bin?«
Matteo zögerte. »Er weiß es.«
»Wird er mich überhaupt wieder gehen lassen? Die Gesetze Halruaas nehmen Leute wie mich nicht gerade mit offenen Armen auf.«
»Zalathorm ist gesetzestreu, aber er ist auch ein mächtiger Erkenntniszauberer. Wenn er auf alles reagieren würde, was er über seine Untergebenen weiß, hätte er bald kein Königreich mehr, über das er herrschen könnte.«
»Zynisch, aber wohl wahr.« Tzigone atmete aus und versuchte, nicht über die Dinge nachzudenken, die Matteo ihr so offensichtlich verschwieg. Der Mann hatte keine Talent zum Lügen, er konnte nicht mal etwas verschweigen, ohne einen schlimmen Eindruck zu machen.
Das war einer der Gründe, warum sie ihm vertraute und warum sie ihm in den Thronsaal gefolgt war.
Zalathorm sah zu den beiden Neuankömmlingen, dann beugte er sich zu seinem Seneschall. Der Mann im blauen Gewand ging sofort zu den Wachen, die die immer noch wütenden Magier aus dem Saal brachten, indem sie erklärten, eine schnelle Lösung zu finden. Er folgte ihnen nach draußen und schloß die Türen des Saals, damit der König mit den jungen Leuten allein sein konnte.
Matteo verbeugte sich tief, und Tzigone tat es ihm präzise nach. Im gleichen Moment – und damit einen Augenblick zu spät – wurde ihr klar, daß die Verbeugung eines Magiers und die eines Magierschülers zwei grundlegend verschiedene Dinge waren. Der König schien das nicht wahrgenommen zu haben, doch Matteo, der seine Miene rasch wieder unter Kontrolle hatte, hätte nicht entsetzter aussehen können, wenn Tzigone den Lieblingsjagdhund des Königs
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