Ratgeber & Regenten 03 - Der Krieg der Magier
getreten hätte.
Hastig räusperte er sich. »Euer Majestät, dies ist Tzigone, Schülerin Meister Basels.«
Zalathorm erhob sich und nahm Tzigones Hand. »Willkommen. Wie kann ich der Heldin von Akhlaurs Sumpf dienlich sein?«
»Erzählt mir von meiner Mutter«, platzte Tzigone heraus. Aus dem Augenwinkel sah sie, daß Matteo angesichts ihres unfaßbaren Verstoßes gegen das Protokoll erbleichte. Vermutlich war eine Fülle von Floskeln notwendig, die dem eigentlichen Anliegen vorausgeschickt werden mußten.
Zu ihrer Überraschung nickte der König nur. Er führte sie zu einer Nische, in der mehrere Stühle standen, und wartete, bis sie alle saßen.
»Wo soll ich anfangen?«
»Kanntet Ihr sie, ehe sie die Stadt und ihren Turm verließ?«
»Nein«, sagte Zalathorm. »Ich hatte natürlich ihren Namen gehört, schließlich war Keturah eine Meisterin der Beschwörung und eine Magierin, die in ungewöhnlich jungem Alter damit rechnen konnte, in den Senat aufzusteigen. Doch in den Jahren nach dem Tod Königin Fiordellas hatte ich sehr zurückgezogen gelebt.«
»Wie begegnetet Ihr ihr?«
»Eine zufällige Begegnung während ihres Exils. Sie stellte sich mir als Magierin vor, die der Anforderungen der Magie müde war und Einsamkeit suchte.«
»Das ist alles?« fragte Tzigone ungläubig. »Ihr hattet keine Ahnung, wer sie war? Was man ihr vorwarf?«
Er zögerte. »Ich sah, daß sie ein gutes Herz hatte. Ich forschte nicht nach ihrem Namen oder ihrer Vergangenheit.«
Tzigone lehnte sich zurück und verschränkte die Arme. »Jahre später habt Ihr sie geheiratet.«
Der König sah Matteo an, der die Brauen hob. »Ich habe es ihr nicht gesagt, Herr«, warf er hastig ein.
»Das hatte ich auch nicht angenommen. Das heißt, Beatrix’ Geheimnis ist bekannt.«
»Ich weiß nicht, wie weit«, erwiderte Matteo, »aber es davon auszugehen, daß diese und andere Tatsachen im Verfahren gegen Beatrix an die Öffentlichkeit gelangen werden.«
Zalathorm nickte und wandte sich wieder Tzigone zu. »Ja, ich heiratete deine Mutter in einer öffentlichen Zeremonie – Jahre, nachdem wir uns kennengelernt hatten. Sie kam unter außergewöhnlichsten Umständen nach Halarahh. Sie war die einzige Überlebende eines brutalen Überfalls der Crinti. Ihre Schönheit und ihre Erinnerungen waren unrettbar verloren. Der Rat war so begeistert von meiner Entscheidung, wieder zu heiraten, daß mein Entschluß auf breite Zustimmung stieß. Die Geschichte, die von Kiva vorgelegt wurde, betrachtete man als plausibel. Sogar ich nahm sie wahr an, da ich keinen Grund hatte, etwas anderes zu vermuten.«
»Für einen Monarchen erscheint mir das sehr sorglos.«
»Das stimmt«, pflichtete er ihr bei. »Ich entschuldige mich zwar nicht dafür, doch du mußt eines bedenken: Als ich deine Mutter kennenlernte, war ich seit 50 Jahren König. Königin Fiordella war tot. Sie war die vierte Königin gewesen, die meinen Thron teilte. Alle Ehen waren politische gewesen, denn wie viele Menschen in Halruaa heiraten schon, weil sie es wollen?«
»Genug war genug«, folgerte Tzigone.
Zalathorm lächelte. »Genau das dachte ich auch. Nach dem Tod Fiordellas gab es eine lange Diskussion darüber, wen ich als nächstes heiraten sollte. Einige unserer ›aufgeschlosseneren ‹ Magier forderten gar eine Erbmonarchie, wie man sie aus den Königreichen im Norden kennt. Du kannst dir vorstellen, für welchen Aufruhr solche Überlegungen sorgten.«
Tzigone nickte. »Jede Magierin Halruaas ließ sich ihre Magierherkunft auf Dekolleté tätowieren, in der Hoffnung, Euch auf sich aufmerksam zu machen.«
Matteo hielt sich eine Hand vor Augen und stöhnte, während der König angesichts ihrer Worte lachen mußte. »Ihre Methoden waren etwas subtiler, aber wirklich nur etwas.« Zalathorm wurde rasch wieder ernst. »Das Thema Ehe war nur eines von vielen. Ich hatte lange regiert und noch länger gelebt. Viel zu lange, um genau zu sein.«
Er sah Tzigone an. »Das Leben ist ein unschätzbarer Segen, aber 300 Jahre lasten schwer auf einem Mann. Die Jahre verlaufen immer in gleichen Zyklen, alles wiederholt sich mit nur geringen, vorhersehbaren Abweichungen. Eine Generation folgt der nächsten, immer wieder werden die gleichen Fragen gestellt und die gleichen Fehler gemacht. Nachdem ich Jahrhunderte lang Halruaa und seiner Magie – und vor allem der Erkenntniszauberei – treu gewesen war, schien es mir, daß mich nichts mehr überraschen oder erfreuen konnte.«
»Dann begegnetet
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