Ratgeber & Regenten 03 - Der Krieg der Magier
kannte sie alle, und Farrah liebte er wie eine Tochter. Er hat versucht, Meister Belajoon zu retten, als dessen Herz versagte. Diese Tode sind seine Tragödie, nicht sein Verbrechen.«
Sie hob wieder ihr Kinn und ließ den Blick schweifen, als wollte sie jedem im Saal direkt in die Augen sehen.
Matteo stockte der Atem, als er in dieser ausholenden Geste einen Hauch von Zalathorms Präsenz erkannte. Er sah zum König, doch dessen Blick ruhte auf seiner Tochter.
»Basel Indoulur ist unschuldig, das schwöre ich«, sagte Tzigone und betonte jedes Wort. »Ich schwöre es bei der Herrin und dem Herrn, bei Wind und Wort. Jeder, der mir das Gegenteil beweisen will, soll es mir nachtun.«
Niemand sprach, niemand regte sich. Es schien keinem Anwesenden bewußt zu sein, daß die Herausforderung ihnen allen von einem Straßenbalg mit kurzgeschorenen Zöpfen und dem blauen Gewand einer Schülerin hingeworfen worden war. Sie nahm Platz, und der Rat kam schnell zu dem Schluß, Basel zu entlasten.
Matteo wunderte sich über die Ironie des ganzen. Hätte sich dies in einer Kneipe abgespielt, hätten die Gäste applaudiert und noch eine Runde bestellt. Die Magier schienen nicht zu erkennen, daß Tzigones Persönlichkeit nichts weiter war als eine nicht-magische Illusion, geschaffen von einer begabten Gauklerin.
Oder war es mehr? Er und Tzigone waren eben von einem Ort zurückgekehrt, an dem Illusion und Realität nicht klar voneinander getrennt waren. Vielleicht war es auf dieser Seite des Schleiers nicht anders.
* * *
Später begab sich Procopio Septus in das Geschäft eines Be-hirschnitzers, eines Kunsthandwerkers, der aus den bunten, kristallinen Zähnen dieser Geschöpfe kleine Schmuckstücke fertigte. Er hörte mit kaum verhohlener Ungeduld zu, wie der Mann ihm ein Musikinstrument vorführte, dessen Saiten mit einem Plektrum gezupft wurden, das aus vielfarbigen Zähnen gearbeitet und so verzaubert war, daß der entstehende Klang nahezu alles imitieren konnte, was der Musiker zu hören wünschte.
»Ein wunderbares Spielzeug, aber ich habe keine Zeit für Musik«, sagte Procopio Septus.
Der Mann nickte und hielt ihm einen Satz winziger, kunstvoll geschnitzter Löffel hin. »Wie wäre es mit einem Geschenk für eine Dame? Diese Löffelchen sind zur Zeit sehr beliebt.«
»Dennoch scheint Ihr noch sehr viele von ihnen zu haben«, sagte der Magier ironisch. »Nicht ganz das Gesuchte. Vielleicht eine Lampe?«
Der Verkäufer zog die Brauen zusammen. Ehe er sagen konnte, er habe keine Lampe vorrätig, deutete Procopio auf den Kristalleuchter, der in der hinteren Ecke des Raums hing. Der Mann riß die Augen auf.
»Den nehme ich«, erklärte Procopio.
»200 Skie«, sagte der Verkäufer. »Das ist ein guter Preis.«
Procopio Septus feilschte ein wenig, weil es so üblich war. Der Handwerker war schließlich mit einem Preis einverstanden, der als angemessen zu betrachten gewesen wäre, hätte die Lampe je zum Verkauf gestanden.
Procopio betrachtete seine Anschaffung und nahm einen gelben Kristall an sich. Er nannte dem Mann die Adresse eines ruhigen Gasthauses, wo er sie in einem Privatzimmer aufhängen sollte, das er dort angeblich für eine seiner Geliebten gemietet hatte. Der Leuchter würde nicht lange dort bleiben, da es angesichts der weiten Verbreitung von Magie in der halruaanischen Gesellschaft nicht ratsam war, ein Dimensionsportal zu lange an einem Ort zu belassen.
Er machte sich auf den Weg zum Gasthaus und zog den Kristall aus einer geheimen Tasche in seinem Ärmel. Mit wenigen Worten öffnete er das Portal, und Dhamari Exchelsor trat in den Raum.
»Was gibt es?« fragte er. Procopio Septus schilderte in knappen Worten, was sich ereignet hatte.
»Laßt mich zusammenfassen«, sagte Dhamari ungläubig. »Uriah ist tot, Basel Indoulur nicht. Wo ist die ›Hilfe‹, die der alte Mann bekommen sollte?«
»Sie kam zu spät«, murmelte Procopio. »Aber etwas Gutes ist dabei herausgekommen. Malchior Belajoon, der Neffe Uriahs, hat im Tod seines Onkels eine Gelegenheit erkannt. Der Name Belajoon ist in aller Munde. Für einen klugen Mann ist berüchtigt zu sein genauso gut wie berühmt. Er sieht sich als Nachfolger Zalathorms und schart bereits Anhänger um sich.«
Dhamari Exchelsor lächelte. »Gut. Es ist besser, wenn Ihr nicht der einzige Anwärter seid.«
»Wenn das erste Schwert gezogen ist, werden auch andere Magier vortreten, entweder, weil sie sich hinter einen mächtigen Anwärter stellen oder weil sie
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