Ratgeber & Regenten 03 - Der Krieg der Magier
selbst den Thron beanspruchen wollen. Nur wenige werden allzu weit kommen.«
»Also stellt Ihr Strohmänner auf, die einfach umgestoßen werden können. Malchior zählt wohl auch dazu?«
»Zalathorm auch«, sagte Procopio Septus. »Eure Aufgabe ist es, dafür zu sorgen, daß Magier sterben, die gegen Malchior sind, damit er auf diese Weise besser wirkt, als er in Wahrheit ist. Malchior soll Anhänger gewinnen, bis es aussieht, als sei er der einzige Anwärter auf den Thron.«
Dhamari Exchelsor nickte. »Damit es ausgewogen bleibt, sollten aber auch einige von Malchiors Anhänger sterben. Dann könnt Ihr argumentieren, der mächtige und gütige Zalathorm entledige sich rechtmäßiger Herausforderer auf die gleiche Weise, wie es sonst ein verschlagener Meuchelmörder täte.«
»Ein gutes Argument«, stimmte Procopio zu. Er sah Dhamari an. »Könnt Ihr das in die Wege leiten?«
»Ja. Die Zeit, die ich als Eurer Gast verbringen konnte, hat einige hervorragende Zauber ans Tageslicht gebracht, die zudem nur schwierig auszumachen sein dürften.«
Die Verschwörer unterhielten sich noch einige Augenblicke, dann brach Procopio auf. Als Dhamari Exchelsor allein war, holte er seine Kugel des Sehens heraus und ließ das Bild eines hübschen Elfengesichts entstehen.
Dhamaris Mund verzog sich zu einem Lächeln, als er die Spitzen von Akhlaurs Turm sah. Zalathorm würde gestürzt werden, aber es würde nicht Procopio Septus’ Werk sein. Das Gemetzel würde die Erwartungen des Oberbürgermeisters bei weitem übersteigen, und wenn alles vorüber war, dann würde sogar ein Mann von Dhamaris Statur viele andere überragen.
ACHTZEHNTES KAPITEL
N ach einem weiteren ergebnislosen, frustrierenden Besuch in Beatrix’ Turm kehrte Matteo in seine Gemächer zurück. Es überraschte ihn nicht, daß Tzigone auf ihn wartete, die es sich – wenn auch nicht elegant – auf einer Samtbank bequem gemacht hat. Er blieb aber abrupt stehen, als sich aus einem Stuhl mit hoher Rückenlehne eine weitere Gestalt erhob.
»König Zalathorm«, sagte Matteo verblüfft.
»Schließ bitte die Tür«, entgegnete der König. »Es gibt einiges, worüber wir reden müssen. Es wäre mir recht, wenn das kein Diener im Vorbeigehen hören würde.«
Matteo drückte die Tür ins Schloß, setzte sich zu Tzigone, nahm ihre Hand und hielt sie fest.
Sie sah ihn ungläubig an. »Ist es so schlimm?«
»Sieh es dir an«, erwiderte der Jordain knapp und deutete auf den König.
Zalathorms Gesicht hatte bereits begonnen, sich zu verändern. Die verwischten Linien der mittleren Jahre wichen straffer, sonnengebräunter Haut. Seine Gesichtszüge wurden schärfer, seine Statur nahm die schlanke Gestalt eines Mannes an, der nur halb so alt zu sein schien. Die Robe des halruaanischen Magierkönigs verwandelte sich in ein schlichtes Gewand, wie es ein junger Magier tragen mochte, der sich auf ein Abenteuer begeben hatte.
Tzigone starrte die Gestalt an, die geradewegs Keturahs Erinnerungen zu entstiegen sein schien. »Der Greifenreiter«, sagte sie schließlich.
»Ja«, seufzte der König. Die Last vieler Jahre war seinen Augen anzusehen. »Ich bewundere Basel Indoulur für das, was er getan hat. Genaugenommen beneide ich ihn darum und wünschte, ich könnte auch so frei sein.«
Tzigone atmete langsam aus und starrte Zalathorm an, dann entband sie ihn mit einem Zwinkern. »Das geht schon in Ordnung. Basel ist ein guter Freund. Er hat sich vor die Götter und halb Halruaa gestellt, um zu erklären, er sei mein Vater. Ihr seid sozusagen darüber hinweggegangen, und das ist gut so. Aber wenn jemand kommt und ihn in aller Öffentlichkeit als Lügner bezeichnet, dann wäre das für mich Drachendung.«
Zalathorm hob die Brauen und sah Matteo fragend an. Der junge Jordain lief rot an.
»Ich denke, es handelt sich um eine umgangssprachliche Formulierung für extreme Wut, Herr. Sie beinhaltet etwas, das heiß und unangenehm ist, dampft und zu groß ist, um es zu ignorieren.«
Zalathorm bedachte die junge Frau mit einem wehmütigen Lächeln. »Dann werde ich die Dinge belassen, wie sie sind. Eine Drachendung-Hexenmeisterin ist nichts, worüber ich mir Gedanken machen will.«
»Eine Hexenmeisterin«, sagte Matteo nachdenklich. Das erklärte einiges.
Tzigone grinste und warf einen Honigkuchen nach ihm. »Die Dinge ändern sich. Versuch, mit ihnen mitzuhalten.«
Matteo bekam das kleine, klebrige Geschoß zu fassen. Ein schelmischer Impuls regte sich in ihm, auf den er sofort
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