Ratgeber & Regenten 03 - Der Krieg der Magier
das sanfte gelbe Licht des Schutzzaubers nach unten zu gleiten, als würde schmelzende Melasse über eine unsichtbare Kuppel laufen.
Basel nahm einen Stab aus seinem Gürtel und gab ihn Tzigone. »Farrahs Familie will Rache. Sorg dafür, daß sie sich darum verdient machen.«
Ehe Tzigone protestieren konnte, nahm Basel sie rasch in die Arme. Sie spürte eine Berührung, die so flink war, wie sie es von sich selbst kannte, dann fühlte sie den kühlen sanften Druck einer dünnen Kette um ihren Hals. Als Basel sie wieder losließ, leuchtete ein silberner Talisman über ihrem Herzen, und die Welt um sie herum wurde unscharf und begann zu flimmern. Einen Moment lang hatte Tzigone das Gefühl, zwei verschiedene Bilder gleichzeitig zu sehen. Sie sah den Garten, zugleich aber auch den höchsten und sichersten Raum im Turm des Magiers.
Sie kämpfte gegen den Zauber wie ein gefangenes Insekt, weil sie bleiben wollte, wo sie war, um an Basels Seite zu kämpfen. Doch plötzlich nahm die Welt um sie herum Gestalt an, sie stand am Fenster der Waffenkammer des Turms, den Stab hoch erhoben und wie ein Messer fest umklammert.
Mason wirbelte zu ihr herum, hin- und hergerissen zwischen Erleichterung und Schuld. »Meister Basel?«
»Im Garten«, erwiderte sie finster und ließ den Stab herunterfahren, als wolle sie auf etwas einstechen.
Ein dunkler Streifen schoß aus dem Stab, wurde immer breiter, je weiter er sich voranbewegte, und verwandelte sich in einen Schwarm Feuerameisen. Der fliegende Schrecken stieß hinab auf einen der Angreifer. Augenblicke später war er von einer Wolke stechender Insekten umgeben und wälzte sich auf dem Boden, um sich vor ihnen in Sicherheit zu bringen. Er litt nicht lange, der Tod trat schnell ein. Die Feuerameisen verschwanden in der Nacht.
Wieder hieb Tzigone nach unten, der Stab spie einen weiteren Schwarm einem Magier entgegen, der mit einem Levitationszauber versuchte, die Mauer zu überwinden. Die Feuerameisen kreisten ihn im Flug ein. Als Reaktion auf seine Schmerzensschreie warf einer der anderen Magier einen kleinen grünen Blitz auf den sterbenden Mann. Die Magie erfaßte die aufgebrachte schwarze Wolke, die Schreie endeten in einer Explosion aus magischer Energie. Grüne Tröpfchen fielen in den Garten, begleitet von dem schwachen, rasselnden Hagel verschmorter Insekten. Sonderbarerweise hielt der Levitationszauber an und ließ den Leichnam wie ein düsteres Banner über seinesgleichen in der Luft schweben.
Der Stab brachte weitere zwei tödliche Schwärme hervor. Tzigone warf die verbrauchte Waffe weg und sah sich im Arsenal um. Gewöhnliche Waffen aus Holz und Stahl standen bereit, eine Fülle konischer, schwach leuchtender Phiolen säumte mehrere Regalreihen. Ein hölzernes Gestell enthielt eine Reihe von Holzstäben, die dort aufgereiht waren, wie man Schwerter aufstellte. Es gab sogar eine kleine, auf Rädern montierte Ballista, die vor den verschiedenen Fenstern in Stellung gebracht werden konnte.
»Lade sie«, sagte sie knapp und wies auf die große Armbrust.
Mason legte einen Bolzen ein und spannte die Armbrust. Sie nahm eine der Phiolen, fiel für einen Moment in tiefe Trance, um ihre Wirkungsweise zu erkunden, und nickte dann kurz. Mit den Zähnen zog sie den Korken heraus und positionierte die Phiole vor dem Bolzen. Ihr fiel auf, daß alle Phiolen so geformt waren, daß sie über die Spitze der großen Pfeile gestülpt werden konnten.
Tzigone trat hinter die Ballista und richtete sie auf einen Punkt knapp unterhalb der Mauer aus. Mehrere Noor-Magier waren damit beschäftigt, ihre magischen Kräfte zu einem Zauber zu bündeln. Sie atmete tief durch, dann betätigte sie den Auslöser.
Der Bolzen schoß zischend los und flog auf die Magier zu. Die Phiole zerplatzte auf dem Boden neben ihnen und ließ eine Schockwelle durch den Turm rollen, während die Magier in ein orangerotes Licht getaucht wurden.
Plötzlich teilte sich das Licht in drei voneinander unabhängige, wild lodernde Feuer, die alle drei Magier erfassten und sie in Flammen aufgehen ließ.
Tzigone sah zu Basel. Der war von einem schwachen Leuchten umgeben, was einen Schutzzauber vermuten ließ. Bunte Lichter regneten auf ihn herab, als zwei Magier, die über ihm in der Luft schwebten, einen leuchtenden Blitz nach dem anderen auf ihn abfeuerten. Der stämmige Magier war schon auf ein Knie gegangen und bemühte sich, die Sphäre solange wie möglich aufrechtzuerhalten, was ihn aber daran hinderte, sich gegen
Weitere Kostenlose Bücher