Ratgeber & Regenten 03 - Der Krieg der Magier
Die Miliz wich zurück, obwohl sie so gut ausgebildet war wie jede andere Streitmacht in den südlichen Ländern und sich aus Veteranen und Überlebenden der jüngsten Invasion rekrutierte.
Die untote Armee stellte sich in disziplinierten Reihen auf. Ihr Führer, ein großer, hagerer Magier mit bläulicher Haut und noch immer kastanienfarbenem, vollem Haar, kam vom Portal her und nahm seine Position ein.
So seltsam dieser Anblick war, machte er die verblüfften Betrachter doch nicht auf das gefaßt, was dann kam. Eine kleine Elfe mit langen jadegrünen Zöpfen trat aus dem Portal. Aus bernsteinfarbenen Augen betrachtete sie kühl die versammelten Magier. Ihr Blick schien einen Moment auf Procopio zu verharren. Dann trat Kiva zur Seite, um einer noch beängstigenderen Erscheinung Platz zu machen. Ein großerm hagerer Mann, in die Nekromanten-Farben Scharlachrot und Schwarz gewandet, trat hinaus in die Stille. Im hellen Schein der Morgensonne hatten seine blaßgrüne Haut und die schwach leuchtenden Schuppen einen kränklichen Glanz wie eine von innen heraus strahlende Kreatur, die aus den Tiefen des Ozeans hervorgekommen war.
Keiner der Magier hatte je diese merkwürdige Gestalt zu Gesicht bekommen, und doch wußten alle, wen sie vor sich hatten: einen den berüchtigtsten Magier Halruaas, dessen Name auch dem tödlichen Sumpf und einer Vielzahl verheerender nekromantischer Zauber gegeben worden war, hatte man auch nach zwei Jahrhunderten noch nicht vergessen.
»Akhlaur.«
Das vielstimmige Flüstern schien sich zu einem einzigen dröhnenden Lärm zu vereinen. Der Nekromant neigte den Kopf, eine archaische knappe Verbeugung, die einst von großen Magiern benutzt wurde, um einen der ihren zu grüßen, der unter ihnen stand.
Die versammelten Magier tauschten panische Blicke, keiner von ihnen war sich plötzlich noch sicher, ob es wirklich ein so kluges und erstrebenswertes Ziel war, das Reich von Zalathorm zu befreien.
Akhlaur hatte daran keinerlei Zweifel. »Zalathorm hat eine Herausforderung ausgesprochen«, sagte er mit einer so tiefen Stimme, daß sie wie sommerlicher Donner über das Feld rollte.
»Ich habe sie angenommen. Holt ihn, damit es beginnen kann.«
* * *
Kiva und Akhlaur zogen sich hinter ihre Truppen zurück, wo sie darauf warten wollten, daß Zalathorm reagierte. Die Elfe lief aufgeregt hin und her.
»Besorgt, kleine Kiva?« fragte Akhlaur.
Sie wirbelte herum und deutete mit einer Hand auf das Duellfeld. »Habt Ihr gesehen, daß sich all diese Magier versammelt haben, um auf die Herausforderung Zalathorms zu reagieren? Wir hätten sie gewähren lassen sollen! Ihr kennt die Geschichte Halruaas so gut wie ich. Die Magier des Landes mögen einander zwar gegenseitig beharken, doch gegen eine Bedrohung, die sie alle betrifft, schließen sie ihre Reihen. Hättet Ihr gewartet, bis Zalathorm selbst einen Herausforderer nach dem anderen vernichtet hätte, wäre Eure Aufgabe viel leichter und der Ausgang eindeutig gewesen. Jetzt müssen wir uns ihnen allen stellen!«
Ihre Vehemenz und ihre Wut ließen den Nekromanten die Brauen hochziehen. »Du fürchtest um deine Sicherheit«, sagte er herablassend, »und das aus gutem Grund. Die Todesbande sorgen dafür, daß du stirbst, wenn ich sterbe. Aber ich kann dir versichern, daß wir durch den roten Stern und meine nicht gerade unbedeutende Magie ziemlich sicher sind.«
Der Magier schwieg kurz, dann fuhr er fort: »Alles wird wie geplant verlaufen. Niemand – erst recht nicht du – wird in diese seit langem herbeigesehnte Konfrontation eingreifen.«
Die Elfe stand da und sagte schließlich: »Mit Eurer Erlaubnis möchte ich mir den Kampf vom Wald aus ansehen.«
»Wie du willst«, nickte Akhlaur. Plötzlich warf er Kiva einen stechenden Blick zu. »Vergiß nicht, du kannst mich nicht verraten und dabei mit dem Leben davonkommen.«
»Ich versichere Euch, Herr«, antwortete Kiva so ernst wie nur selten in ihrem Leben zuvor, »daß meine Gedanken um wenig anderes kreisen.«
* * *
Matteo und Tzigone blieben an der Tür zu Beatrix’ Kammer stehen.
»Was hast du jetzt vor?«
»Das überlege ich mir, wenn es soweit ist«, gab Tzigone zu. Sie betrat leise den Raum und verbeugte sich tief vor der reglos dasitzenden Königin.
Aus einem Impuls heraus begann Tzigone zu singen. Der Blick der Königin blieb starr und ausdruckslos, doch sie legte den Kopf ein wenig schräg, als lausche sie. Als Tzigone verstummte, wiederholte Beatrix das Lied mit flacher,
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