Ratgeber & Regenten 03 - Der Krieg der Magier
würde sie einen Weg finden, ihr Schicksal zu akzeptieren. Dennoch hatte er dafür gesorgt, daß sie nichts davon wußte.
»Meine Dame soll bei Euch bleiben«, sagte Dhamari Exchelsor in sanfterem Tonfall. »Sie ist zu verwirrt, um allein zu reisen. Ich werde sie sofort abholen kommen.«
Keturah eilte zum Fenster und sah ein großes Eisengitter, das mit blassen Lavendelrosen überzogen war und so gegen die Mauer gelehnt stand, daß es einen Weg nach unten in den Garten der Grünmaga bildete. Während sie sich durchs Fenster zwängte und nach unten kletterte, dankte sie Mystra dafür, daß Dhamari nie besonderes Talent für Reisezauber gehabt hatte. Ihr Mann würde sich mit einem Pferd begnügen müssen. Der Ritt zum Heim der Heilerin und zurück verschaffte Keturah etwas Zeit.
Als sie den Boden erreicht hatte, ließ sie ein Reiseportal entstehen und sprang hindurch. Sie tauchte nicht in ihrem eigenen Heim auf, sondern im Park am Rande des Teichs, in dem sie fast ein Jahr zuvor den blauen Behir entdeckt hatte.
Einen Moment lang spielte Keturah mit dem Gedanken eines weiteren Portals, verwarf ihn aber sofort wieder, da sie nicht wusste, wo sie als nächstes auftauchen würde. Sie machte sich zu Fuß auf den Weg und hoffte, daß das Pferd, das Dhamari Exchelsor normalerweise ritt, sein übliches gemächliches Tempo nicht zu übertreffen versuchte.
Nach einer scheinbaren Ewigkeit erreichte sie ihren Turm. Sie eilte die Stufen hinauf, damit sie ein paar Habseligkeiten zusammenpacken und sich auf die Suche nach Antworten begeben konnte.
»Herrin.«
Keturah wirbelte herum und sah die Frau an, deren Gesicht ihrem ähnelte, das aber zugleich ungeschliffen wirkte und nicht so symmetrisch war.
»Was gibt es, Hessy?«
»Habt Ihr heute morgen die Grünmaga Whendura gesehen?«
Keturah blinzelte. »Ja. Was ist mit ihr?«
»Sie ist tot. Ich habe es auf dem Marktplatz gehört.« Hessy schluckte schwer. »Es heißt, Sternenschlangen hätten sie getötet.«
»Sternenschlangen? Um diese Zeit? Wenn sie nicht gerade in einen Bilboa-Baum geklettert ist, um eine davon zu wecken, ist das sehr unwahrscheinlich.«
»Sie wurde in ihrem eigenen Turm angegriffen. Angeblich müssen es mindestens drei Schlangen gewesen sein.«
Furcht begann an Keturah zu nagen und wich allmählich wachsender Gewißheit. Die geflügelten Schlangen drangen nie in Häuser ein. Sie waren zudem äußerst einzelgängerisch und in der Lage, Nachkommen zu gebären, ohne ein anderes Exemplar ihrer Spezies dafür zu benötigen. Sie gingen einander mit aller Vehemenz aus dem Weg, und noch nie hatte man von ihnen mehr als eine an einem Ort beobachten können – es sei denn, sie wurden durch einen mächtigen Zauber dazu gezwungen.
Keturah begann zu verstehen, was Dhamari Exchelsor plante. Er konnte nicht zulassen, daß die mitfühlende Grünmaga sich mit Keturah verbündete, da nicht abzusehen war, was die beiden Frauen gemeinsam hätten in Erfahrung bringen können. Keturah würde in ihrem Turm eingesperrt sein, umsorgt von Dhamari Exchelsor, bis das kostbare Kind geboren war. Dann würde man sie der halruaanischen Gerichtsbarkeit überstellen – vorausgesetzt, sie überlebte die Geburt und blieb bei Verstand –, und das Kind würde Dhamaris Kontrolle unterstehen. Ohne Zweifel würde ein Bluthund einen winzigen Funken Magie in dem Säugling finden, womit das Kind vom Jordaini-Orden abgewiesen würde. Jeder würde das als eine tragische Verschwendung betrachten und Dhamari Exchelsor bedauern.
Oh, wie geschickt er war! Der einzige Haken daran war, daß Keturah nicht schwanger war. Wahrscheinlich hatte er Zauber vorbereitet, die sie lange genug festsetzen würden, um diesen Makel zu beseitigen.
»Ich nehme an, Dhamari hat sie gefunden«, sagte sie mit rauher Stimme. »Oder das, was noch von ihr übrig war.«
Hessy nickte. Ihre Augen bestätigten Keturahs unausgesprochenen Verdacht. »Die Miliz hat ihre Diener befragt, wer sie zuletzt besucht hat. Dhamari ist, was ihren Tod angeht, nicht auf den Wahrheitsgehalt seiner Worte getestet worden. Die Miliz hielt das nicht für notwendig, da er Tränke herstellt, aber nicht als Magier bekannt ist, der solche Kreaturen rufen kann.«
»Im Gegensatz zu seiner Frau«, sagte Keturah verbittert. »Ja, Dhamari Exchelsor kann sehr überzeugend sein.«
»Man wird Euch testen«, sagte Hessy voller Hoffnung. »Man wird die Wahrheit erfahren.«
Keturah schüttelte den Kopf. »Er hat mir Tränke gegeben, die sich auf eine
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