Ratgeber & Regenten 03 - Der Krieg der Magier
und lehnte sich wieder gegen den Stein. »Bleibst du noch ein wenig?«
Immer.
Da dies der Finstere Feenhof war und Illusionen hier große Macht besaßen, bekam Tzigone die Antwort, die sie hören mußte. Als sie erschöpft einschlief, wurde ihr bewußt, daß die Wahrheit in ihrer reinsten Form sich sehr von den Tatsachen unterschied. Matteo war Welten entfernt, doch er war wirklich bei ihr.
Die vertraute Wärme der Anwesenheit ihres Freundes umgab sie wie ein Mantel. Sie zog ihn enger um sich und schlief, solange sie es konnte.
Die dunklen Feen würden sich früh genug wieder erheben.
SECHSTES KAPITEL
Z wei Gestalten schritten über die Oberfläche des Sumpfs, voller Vertrauen auf die Zauber, die ihnen erlaubten, sich so mühelos fortzubewegen wie ein Nordmann über einen zugefrorenen Teich im Winter. Obwohl sie auf Magie vertrauen mußten, schienen beide in dieser Wildnis regelrecht zu Hause zu sein.
Kivas kupferne Haut und ihr jadegrünes Haar wies sie als im Dschungel heimisch aus. Die Farben ihrer Schönheit verschmolzen mit dem üppigen Blattwerk, und ihre Bewegungen waren so geheimnisvoll wie die von Schatten, die ihre Position veränderten. Die schuppige, blaßgrüne Haut der anderen Gestalt, die Kiemen am Hals und die Schwimmhäute zwischen den Fingern deuteten auf ein Geschöpf hin, das bestens geeignet war für Orte, an denen sich Luft und Wasser vermischten.
Der amphibienartige Magier blieb stehen und stützte sich auf seinen Stab, um auszuruhen. Einige Momente lang waren nur die Geräusche des sie umgebenden Sumpfs sowie das Knistern der Energie, die um den Stab des Magiers zuckte – eine lebender, aber steifgefrorener Aal, der so hart wie Mithril war –, und das schwere Atmen Akhlaurs zu hören.
»Die Luft ist dünn. 200 Jahre in magiereichem Wasser kann man nicht innerhalb von Tagen vergessen machen«, herrschte er seine Begleiterin an, als hätte sie ihn wegen einer Schwäche beschimpft.
Kiva hob abwehrend die Hände. »Dieser Dschungel war für Menschen schon immer schwierig. Ihr erinnert Euch sicher an Euren letzten Aufenthalt hier.«
Akhlaur verzog den Mund. »Das ist schwierig. Die Eingeborenen starben so schnell wie alle anderen auch.«
Kiva zwang sich, ruhig zu bleiben. »Wenn Ihr bereit seid, sollten wir weiterziehen.«
Sie drangen tiefer in den Sumpf von Kilmaruu ein, an den Ort von Kivas erstem großem Sieg. Das trübe Dämmerlicht breitete sich im Dschungel aus, als sie sich einem schnell strömenden Fluß näherten, der von tiefen Schluchten gesäumt war und von den Überresten einer Brücke überspannt wurde, die aus einem einzigen, riesigen Holzstamm gefertigt war.
Akhlaur betrachtete das Skelett der dreigehörnten Kreatur, die auf dem geschwärzten Holz lag. Sein Gesicht nahm einen verträumten Ausdruck an, als hätte er sich in einer schönen Erinnerung verloren.
»Monster aus Chult – den Zauber hatte ich fast vergessen! Es war schwer, sie herzubringen, aber es war die Mühe wert. Die wilden Elfen hatten noch nie solche Wesen gesehen. Es war amüsant.«
»Zweifellos«, erwiderte Kiva knapp und wies auf das gegenüberliegende Ufer. »Da entlang.«
Akhlaur betrachtete die schier undurchdringliche Wand aus Bäumen. »So sah es nicht aus, als ich das letzte Mal hier war. Dort waren terrassenförmige Gärten zwischen den Bäumen.«
»200 Jahre«, sagte die Elfe. »Der Dschungel überdeckt alles, doch er vergißt nie etwas.«
Akhlaur warf ihr einen stechenden Blick zu. »Das klingt nach einer Warnung, kleine Kiva.«
»Ein Sprichwort«, sagte Kiva freundlich, »wie es die Jordaini ständig benutzen. Während Eures Exils haben diese Sprichwörter die halruaanische Sprache befallen wie Maden eine faule Frucht.«
»Soviel zu meinem Geschenk an Halruaa«, meinte Akhlaur. »Wie sagt man doch: Undank ist der Welt Lohn.«
Kiva gingen eine ganze Reihe möglicher Erwiderungen durch den Kopf, die wohl alle Akhlaurs Zorn heraufbeschworen hätten. Sie nahm seinen ironischen Ausspruch mit einem Nicken hin, dann ging sie über die Brücke voran. Sie krochen durch den Brustkorb der Kreatur, die Akhlaur hergerufen hatte, und begaben sich in den Wald. Der Magier folgte Tzigone auf den seit langem vergessenen Elfenpfaden, die kein Mensch je sehen konnte, ob er magisch begabt war oder nicht.
Die Nacht brach herein, und der Pfad führte einen steilen Hügel hinauf. Sie mußten um mehrere Schluchten und Gruben herumgehen, die die letzten Überreste der äußeren Verteidigungsanlagen der
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