Ratgeber & Regenten 03 - Der Krieg der Magier
war hier jemand vorbeigekommen, der verwundet und geschwächt war. Es konnte noch nicht lange her sein, denn sowohl das Blut als auch der Fußabdruck waren noch nicht ganz getrocknet. »Crinti-Nachzügler«, flüsterte Matteo. »Haltet die Waffen bereit.«
Iago warf Andris einen bösen Blick zu. »Soviel zu seiner Jordaini-Ehre!«
Schrille, klagende Schlachtrufe ertönten aus einem Dutzend Verstecken heraus. Sie kamen von allen Seiten und hallten an den umliegenden Felswänden endlos wider.
»Die Lichtung mit dem Wehr«, sprach Andris hastig. »Sie ist in der Nähe. Sie ist unsere beste Hoffnung, uns gegen so viele zu verteidigen.«
»Wie viele sind es?« gab Iago zurück. »Wie zahlreich sind die Angreifer, die du zu unserem Empfang bestellt hast?«
Niemand hörte ihn, da sie bereits dicht hinter Andris’ Pferd herritten. Iago trat seinem Pferd heftig in die Flanken, damit es dem Jordain den steilen Weg hinauffolgte, der vom Wasser geschaffen worden war und zu einer Lichtung führte.
Andris sprang vom Pferd und stemmte sich mit der Schulter gegen einen großen, runden Findling. Themo eilte ihm zu Hilfe, und gemeinsam rollten sie ihn in die vom Strom geschaffene Öffnung. Dann rollten sie weitere Steine an die Stelle, um ein Hindernis zu schaffen, das die Crinti zwar nicht aufhalten, ihnen aber das Vorankommen ein wenig erschweren würde.
»Jetzt gibt es für sie nur einen Weg, zu uns zu gelangen«, sagte Andris und wies auf den Paß, der von der Lichtung wegführte.
»Und für uns nur einen Ausweg!«
Die rauhe, von einem schweren Akzent geprägte Stimme einer Frau schallte über die Lichtung. Die Jordaini wirbelten herum, gerade rechtzeitig, um das große Netz zu sehen, das von einem Geröllhaufen aus auf sie geworfen wurde. Das Netz, das mit Steinen beschwert war, riß die Männer um und hüllte sie ein.
Über ein Dutzend Crinti traten aus dem Schatten kleiner Höhlen hervor und stellten sich im Kreis um das Netz herum auf, das die Jordaini festhielt. Eine von ihnen, eine große Frau mit karmesinroten Tätowierungen rund um die Oberarme, betrachtete Andris wohlwollend.
»Ob von Elfenblut oder nicht, ich hätte nicht gedacht, daß du zurückkehren würdest. Du hast mit Kiva gesprochen?«
Matteo sah den ungläubigen Ausdruck auf dem Gesicht seines Freundes, das Aufflackern von Verwirrung und Unentschlossenheit.
»Nein«, erwiderte Andris knapp. »Ich wußte nicht, daß sie zurückgekehrt ist.«
»Dann hast du diese Menschen aus eigenem Antrieb hergebracht. Gut.« Die Crinti zog ihr Schwert und schnitt den Teil des Netzes auf, der über Andris lag. Sie griff nach unten und zog ihn hoch.
Ihr Blick wanderte über die anderen. Ihre merkwürdigen blauen Augen verengten sich zu Schlitzen, als sie Matteo sah. »Dieser da hat Whizzra getötet. Es war seine Frau, die die Finsteren Feen rief.«
»Meine Freundin«, berichtigte Matteo sie.
Shanair lachte und sah wieder Andris an. »Und er hier ist ein weiterer von deinen ›Freunden‹? Du wählst deine Freunde nicht mit Bedacht. Dieser hier verrät dich, und das Mädchen war nicht stark genug, um zu bändigen, was es gerufen hatte. Das Mädchen ist tot, oder besser gesagt: hinter dem Schleier verschwunden, was noch viel schlimmer ist.«
Sie drehte sich zu ihren Kriegerinnen um. Eine von ihnen hielt eine Armbrust auf Matteos Herz gerichtet. Die Anführerin wies mit dem Kopf auf Matteo. »Töte ihn. Langsam.«
Die graue Schützin grinste schief und ließ die Waffe ein Stück sinken.
»Warte«, sagte Andris und zog seine Dolche. »Ich kenne den Mann seit meiner Kindheit. Eine Armbrust ist zu schnell und zu schmerzlos.«
Er wandte sich Matteo zu, warf beide Dolche hoch und fing sie an der Spitze auf, dann schleuderte er erst den einen, im nächsten Moment den anderen auf den gefangenen Jordain.
Der erste Dolch landete neben Matteo im Boden und durchtrennte säuberlich die Seile des Netzes. Matteo streckte seinen Arm durch die entstandene Öffnung aus und fing den zweiten auf.
Es war riskant, einen Dolch im Flug zu fangen, doch dieses Manöver hatten er und Andris seit Kindesbeinen geübt.
Matteo durchtrennte das Netz und sprang auf, während er sein Schwert zog. Er ging in Verteidigungsstellung, bereit, die Klingen der Crinti abzuwehren, solange Themo und Iago damit beschäftigt waren, sich zu befreien.
Noch während er sich bewegte, sah er Andris herumwirbeln und nach der Armbrust der Kriegerin greifen. Diese feuerte zwar ihre Waffe ab, doch das Geschoß
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