Ratgeber & Regenten 03 - Der Krieg der Magier
wenn der voraussichtliche Retter einen ungewöhnlich reinen Charakter besaß und sein Herz keinen Angriffspunkt für die Magie der dunklen Elfen aufwies. Der Retter – oder der, der sich opferte, je nachdem, wie das Abenteuer ausging – mußte einen Talisman tragen, der neben anderen Dingen auch eine Haarlocke eines seiner Vorfahren enthielt, vorzugsweise von einem Magier mit großem Geschick.
Basel Indoulur verzog das Gesicht. Diese Voraussetzung konnte zwar von den meisten Halruaanern mit Leichtigkeit erfüllt werden, doch für einen Jordain, der keine Verwandten hatte, war sie eine echte Herausforderung. Dennoch konnte Basel sich niemanden vorstellen, der für diese Aufgabe besser geeignet war als Matteo.
Er kopierte den komplexen Zauber so schnell, wie er es für vertretbar hielt. Er bezahlte die Gnomin für ihre Zeit und eilte zu seinem Turm, wo ihn ein Portal erwartete, das ihn zum Standort des Wehrs bringen würde – dem Ort, an dem Tzigone verschwunden war und der Matteos Ziel war.
ZEHNTES KAPITEL
V ier Männer ritten gen Norden durch den Nath und folgten der schwachen, gewundenen Spur eines ausgetrockneten Bachbetts. Alle vier waren Halruaaner und trugen die weiße Leinenkleidung der Jordaini, doch ging es Matteo durch den Kopf, daß er und seine Freunde eine sehr unterschiedlich zusammengesetzte Gruppe bildeten.
Iago, der schmale, schmächtige Mann, der sie führte, war deutlich über dreißig Sommer alt – und damit mindestens zehn Sommer älter als die anderen drei. Themo war der jüngste von ihnen, ein rundlicher, gutgelaunter Riese, der in vieler Hinsicht mehr Jugendlicher war als Erwachsener. Andris war größer als die meisten Halruaaner und eher drahtig als muskulös. Er sah ungewöhnlich aus: kastanienfarbenes Haar und eine sommersprossige Haut, die sich weigerte, in der Sonne braun zu werden. Ein Hauch dieser Farben war verblieben, auch wenn Andris in der Schlacht in Akhlaurs Sumpf eine rätselhafte Verwandlung durchgemacht hatte. Trotz allem war Andris für Matteo der beste Jordain, den er kannte.
Doch nichts, was an eine Bruderschaft erinnert hätte, existierte zwischen Andris und den beiden anderen Jordaini, die seine geisterhafte Anwesenheit nur nach langer Diskussion und unter Protest duldeten. Selbst Themo, der Andris als Freund aus Kindheitstagen betrachtet hatte, sprach kaum ein Wort zu ihm.
Als sie sich dem Schlachtfeld näherten, nahm Iagos Gesicht einen finsteren Ausdruck an. Er ließ sein Pferd zurückfallen, bis er auf gleicher Höhe mit Matteo war.
»Ich erkenne die Notwendigkeit, Kivas Weg nachzuverfolgen. Andris hat Grund zu der Annahme, daß er ihn besser kennt als jeder andere. Doch vielleicht solltest du bedenken, daß er einen anderen Grund haben könnte, uns hierherzubringen.«
»Andris ist immer noch ein Jordain«, erwiderte Matteo. »Er folgt unserem Kodex. Ich würde mein Leben für sein Wort geben.«
»Und unseres dazu«, grollte Iago.
Matteo war es lieber, das Thema zu wechseln, also wandte er sich zu Themo. »Du hast noch nicht über deine Pläne gesprochen. Was wirst du tun, nachdem man dich aus dem Jordaini-Dienst entlassen hat?«
Der große Mann grinste. »Ich würde erst mal gerne diese Reise überleben.« Er hob eine Schulter und deutete auf die Jordaini-Kleidung, die er aus lebenslanger Gewohnheit trug. »Die Wahrheit ist, daß ich mich mehr in der Schwebe fühle, als ich es erwartet hätte. Außer dem Orden kenne ich nichts.«
»Die Welt ist zu groß, um sie mit den Augen eines einzigen Mannes zu erfassen«, stellte Matteo fest.
»Genau. Ich brauche niemanden, der für mich das Denken übernimmt, aber es ist einfacher, über Dinge nachzudenken, wenn man einen Bezugspunkt hat. Vielleicht schließe ich mich der Miliz an.«
Matteo nickte. »Dort sind Leute wie du begehrt.«
Er hätte mehr gesagt, doch Andris legte eine durchscheinende Hand auf Matteos Arm. Er wies auf eine kleine morastige Stelle abseits des Weges, die von einem Geröllhaufen fast verdeckt wurde. Dort befand sich – vom Pferderücken nur mit Mühe zu erkennen – ein schwacher Fußabdruck.
Matteo wies sie an, anzuhalten. Er stieg ab und ging hinüber, um ihn sich genauer anzusehen. Der Abdruck war länglich und schmal, vermutlich vom Fuß einer Frau. Die Sohle des Schuhs ließ erkennen, daß sie wiederholt geflickt war. Auf einem Felsblock in der Nähe war verschmiertes Blut zu sehen, so als sei der Reisende gestolpert und habe sich dort abgestützt, um sich zu fangen. Vermutlich
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