Ratgeber Traurigkeit, Rueckzug, Depression
auch die Scham- und Schuldgefühle von Eltern und Bezugspersonen deuten daraufhin, dass in der Familie etwas geändert werden „will“.
Ein Beispiel: Nehmen wir an, manche Eltern haben ein schlechtes Gewissen (oder Schuldgefühl), weil sie die Störung ihres Kindes so spät bemerkt haben. Wenn diese sich ihr Schuldgefühl eingestehen, das heißt ernst nehmen, werden sie etwas an ihrer Lebensführung ändern, so dass sie zum Beispiel mehr Zeit für ihr Kind haben.
Wir möchten Ihnen daher Mut machen, diese besonderen Gefühle der Schuld, Scham und des Ärgers, die beim Umgang mit depressiven Menschen auftauchen können, wichtig zu nehmen. Sie können der Anlass sein, sich Hilfe zu holen, mit Ihren Freunden, Bekannten und Verwandten zu sprechen. Sie können auch Aufforderung sein, sich zu informieren und mit anderen Betroffenen zusammen zu setzen.
Merksätze für Eltern und Bezugspersonen:
– Die depressive Störung eines Kindes in der Familie kann zu starken Scham- und Schuldgefühlen führen.
– Nehmen Sie diese Gefühle ernst und sprechen Sie darüber mit Vertrauten oder dem Behandler des Kindes.
– Depressive Menschen lösen ein starkes Bedürfnis zu helfen aus. Dieses Helfen und Unterstützen kann schnell zu viel werden, weil die Eigenaktivität des Kindes dadurch behindert wird.
– Oft überfordern sich die Eltern oder Familienmitglieder in der Hilfe. Das kann zu Ärger führen. Nehmen Sie diesen Ärger ernst und reduzieren Sie dieses überbehütende Verhalten.
9 Was können Eltern tun?
Liebe Eltern, wenn Sie an dieser Stelle des Buches lesen, gehen wir davon aus, dass Ihr Kind unter einer depressiven Störung leidet oder gefährdet ist, diese psychische Störung zu entwickeln. Neben der professionellen Hilfe durch einen Psychotherapeuten, der mit Ihnen eine individuelle Analyse der Handlungsmöglichkeiten für Ihre Familie bespricht (vgl. Kap. 7), sollen hier einige allgemeine Aspekte für den Erziehungsalltag aufgeführt werden.
1
Bleiben Sie Mutter oder Vater, Sie sind nicht der Therapeut . Wir möchten Sie ermuntern, in der Rolle als Mutter oder Vater zu bleiben. Sie kennen Ihr Kind nicht nur am längsten, sondern auch am besten. Auch wenn Ihnen das im Moment vielleicht nicht so vorkommt. Sie haben sicherlich ein Bild von einer guten Mutter oder einem guten Vater. Sie können sich fragen, wie würde ich als dieser gute Elternteil jetzt auf mein trauriges oder hilfloses Kind reagieren? Was kommt mir in den Sinn? Vertrauen Sie Ihrer Intuition! Wie würde ich reagieren, wenn ich auf meine Intuition höre? Was weiß ich aus meinen bisherigen Erfahrungen mit meinem Kind?
2
Beobachten Sie ihr Kind . Nehmen Sie sich einmal die Zeit, in Ruhe Ihr Kind zu beobachten. Wie ist der Gesichtsausdruck? Wie bewegt es sich, was und wie tut es etwas? Um ein Kind beobachten zu können, müssen Sie in seiner Nähe sein. Das könnte bedeuten, dass Sie Alltagsarbeiten einmal liegen lassen müssten oder sich Arbeiten in der Nähe des Kindes aussuchen könnten. Vielleicht macht Ihr Kind in der Küche die Hausaufgaben, während Sie etwas dort erledigen. Dann könnten Sie sehen, wann es z. B. beginnt, verzweifelt oder hilflos über den Aufgaben zu sitzen. Sie könnten dann aktiv fragen, ob und welche Hilfe es braucht, denn Sie wissen ja, dass die Depression es verhindern kann, selbst aktiv zu werden. Oder Sie beobachten, wie Ihr Jugendlicher immer wieder „um seinen Schreibtisch herumschleicht“ und es einfach nicht schafft, ohne Hilfe zu beginnen. Dann könnten Sie ihn freundlich, aber bestimmt dazu auffordern.
3
Hören Sie genau zu . Hören Sie Ihrem Kind genau zu, wenn es etwas sagt? Unabhängig davon, ob es sich um ein junges Schulkind oder einen pubertierenden Jugendlichen handelt, hat Ihr Sprössling bestimmte Ansichten über die Welt. Kennen Sie diese Meinungen? Wie wird die Welt wahrgenommen? Manchmal kommen uns Erwachsenen die Ideen völlig „unsinnig“ und „oberflächlich“ vor. Aber das wäre schon eine Abwertung der Meinung der Heranwachsenden. Können Sie sich noch an ihre Jugendzeit erinnern? Welche Gedanken hatten Sie über die Welt und wie ernst fühlten Sie sich damals genommen? Was hätten Sie sich von ihren Erziehungspersonen damals gewünscht?
Kinder und Jugendliche stellen viele Fragen an das Leben und suchen nach Antworten. Sie brauchen Begleiter bei der Suche nach den Antworten, sie brauchen keine fertigen Antworten und Lösungen.
Hören Sie Sätze wie „Ich werde das
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