Ratgeber Traurigkeit, Rueckzug, Depression
können die weiteren therapeutischen Schritte besprochen und angegangen werden. Bei der Krankenkasse wird ein bestimmtes Kontingent von Therapiestunden beantragt. Dies sind zunächst meistens 25 oder 45 Stunden plus zusätzlicher Stunden mit Familiengehörigen und anderen Bezugspersonen. Dann kann die eigentliche Therapie beginnen. Termine finden in der Regel ein- bis zweimal wöchentlich bis 14-tägig statt. Neben Therapiestunden mit dem Kind ist auch Ihre Sicht als Eltern und Ihre aktive Mitarbeit besonders wichtig. In Gesprächen mit Familienangehörigen werden besondere familiäre Belastungen, aber auch familiäre Stärken, das familiäre Miteinander oder die Erziehung besprochen.
In der Therapie mit Ihrem Kind kommen je nach seinem Alter neben Gesprächen auch spielerische Elemente, praktische Übungen und kreative Methoden zum Einsatz. Außerdem wird den Kindern altersgerechtes Hintergrundwissen vermittelt. Auch Aufgaben und Übungen für den Alltag zwischen den einzelnen Therapiestunden sind wichtiger Teil der Behandlung.
In der Verhaltenstherapie werden die Dinge und Probleme behandelt, die der Depression bei Ihrem Kind zugrunde liegen und die Symptome aufrechterhalten (vgl. Kapitel 6 ). Zusammen werden Möglichkeiten entwickelt, Traurigkeit, Rückzug und Antriebsmangel zu überwinden und besondere Stärken des Kindes wieder zu entdecken und zu aktivieren. Die Therapie hilft Ihrem Kind dabei,
im Rahmen der vertrauensvollen therapeutischen Beziehung Sorgen, Ängste und Traurigkeit zu äußern und mitzuteilen und dafür Verständnis zu finden,
besondere Belastungen und Erfahrungen zu verarbeiten und einzuordnen,
sich sinnvolle und machbare Ziele zu setzen und diese schrittweise zu verfolgen,
im Alltag wieder aktiver zu sein, alte Hobbys und Interessen wieder aufzunehmen oder neue zu entdecken, Dinge zu genießen und in der Freizeit Spaß zu haben,
Strategien zu entwickeln, Probleme schrittweise zu lösen und mit Stress umzugehen,
soziale Kompetenzen zu üben, Kontakte mit Gleichaltrigen zu pflegen und Freundschaften zu schließen,
eine positive und realistische Wahrnehmung der eigenen Person zu entwickeln und einen angemessen optimistischen Blick in die Zukunft zu finden.
Auch Sie als Eltern sind wesentlicher Ansprechpartner in der Therapie – natürlich auch wenn Sie gut mit ihrem Kind auskommen. Sie geben dem behandelnden Therapeuten wichtige Anhaltspunkte dafür, die richtige Hilfe für Ihr Kind zu finden. Je offener Sie sind, desto besser kann die Hilfe abgestimmt werden. Seien Sie mutig und sprechen auch eigene Unsicherheiten sowie psychische Belastungen und Probleme in der Familie an. Es geht nicht darum, für irgendetwas den Schuldigen auszumachen, sondern gemeinsam die bestmögliche Hilfe und Unterstützung für Ihr Kind und Ihre Familie zu finden.
Sie als Eltern können durch die Therapie ein besseres Verständnis dafür bekommen, wie das familiäre Miteinander die Stimmung des Kindes beeinflusst und vor allem auch zur Lösung der Probleme beitragen kann. Sie entwickeln gemeinsam mit dem Therapeuten hilfreiche Strategien für den alltäglichen Umgang mit Ihrem Kind und seine Erziehung. Ihre aktive Mitarbeit trägt wesentlich zum Erfolg der Behandlung bei!
Wann ist eine stationäre Behandlung nötig?
Manchmal ist es sinnvoll oder nötig, dass Kinder und Jugendliche mit depressiven Störungen in einer Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie stationär behandelt werden. Das kann der Fall sein, wenn
die depressiven Symptome sehr stark ausgeprägt sind,
das Kind große Probleme hat, deswegen seinen Alltag zu bewältigen (es z. B. nicht mehr zur Schule oder kaum noch aus dem Haus geht),
neben der Depression noch andere ernsthafte psychische Probleme vorhanden sind, wie starke Ängste, Essstörungen, besonders reizbares oder aggressives Verhalten, der Missbrauch von Alkohol oder Drogen,
das familiäre Umfeld durch besondere Umstände schwer belastet ist oder das Kind durch akute Vernachlässigung, Missbrauch oder Misshandlung bedroht ist (in diesen Fällen sind in der Regel parallel oder alternativ auch Maßnahmen der Jugendhilfe nötig) oder
das Kind dadurch gefährdet ist, dass es lebensmüde ist und Selbstmordgedanken hat und entsprechende Impulse und Absichten gegenwärtig nicht kontrollieren kann. In diesen Fällen ist eine stationäre Behandlung zumeist dringend notwendig. Wenn Sie eine Selbstmordgefährdung Ihres Kindes nicht ausschließen können, sollten Sie Ihr Kind auf
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