Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rattenkoenig

Rattenkoenig

Titel: Rattenkoenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
Vom Netzwerk:
von dreißig Mann. Deshalb waren Offiziere und Soldaten gleichermaßen gespannt.
    Der diensthabende Barackenunteroffizier stellte sich vor Peter Marlowe auf und grüßte. »Alle angetreten, Sir, zwanzig Mann einschließlich mir.«
    »Wir sollten dreißig sein.«
    »Aber wir haben bloß zwanzig. Der Rest ist krank oder beim Holzkommando. Ich kann's nicht ändern.«
    »Schon gut. Abmarsch zum Tor.«
    Der Unteroffizier gab den Leuten den Befehl zum Abmarsch, und sie trabten in lockerer Ordnung an der Gefängnismauer entlang, um zu den übrigen Gruppen des Flugplatzkommandos in der Nähe des Barrikadentores West zu stoßen. Peter Marlowe gab dem Unteroffizier ein Zeichen und ließ die Männer am günstigsten Platz sich sammeln – fast am Ende der Reihe, wo die größte Aussicht bestand, daß sie für das Kommando bei den Kokospalmen eingeteilt würden. Als die Männer bemerkten, daß ihr Offizier sie genau an die richtige Stelle manövriert hatte, begannen sie aufmerksam zu werden und sich selbst entsprechend zu formieren.
    Alle hatten ihre Arbeitshemden in Brotbeutel gesteckt. Brotbeutel waren eine Institution, die vielerlei Gestalt annehmen konnte. Und manchmal waren es richtige Heeresbrotbeutel, manchmal kleine Handkoffer, manchmal aus Rattangras geflochtene Körbe, manchmal Reisebeutel, manchmal ein Tuch und ein Stock, manchmal ein Stück Stoff. Aber alle Männer trugen irgendein Behältnis für den kommenden Raubzug bei sich. Bei einem Arbeitseinsatz gab es immer Beute, und wenn es nicht Millionärskohl oder Kokosnüsse waren, konnten es Treibholz, Kokosnußschalen, Bananen, eßbare Wurzeln, Blätter irgendwelcher Art oder manchmal sogar Papaya sein.
    Die meisten Männer trugen Pantinen aus Holz oder Reifengummi an den Füßen. Einige trugen Schuhe mit ausgeschnittenen Zehen. Und manche hatten Stiefel. Peter Marlowe trug Macs Stiefel. Sie waren zu eng, aber für einen Fünf-Kilometer-Marsch und Arbeitseinsatz waren sie besser als Pantinen.
    Die Menschenschlange verließ das Westtor, ein Offizier an der Spitze jeder Gruppe. Ganz vorn marschierte ein Trupp Koreaner und am Schluß ein einziger koreanischer Wachsoldat.
    Peter Marlowes Gruppe wartete fast am Schluß der Schlange auf eine Lücke, um in die Marschkolonne einzuschwenken. Er sah nach vorn zur Spitze des Zuges und freute sich über die Aussicht auf die Bäume. Er zupfte das Hemd unter den Rucksackriemen glatt, damit der Rucksack bequemer zu tragen war, und rückte die Wasserflasche zurecht – nicht die Flasche, denn die auf einen Arbeitseinsatz mitzunehmen, wäre gefährlich gewesen. Man konnte nie wissen, wann ein Posten oder sonst jemand einen Schluck Wasser haben wollte.
    Schließlich war es Zeit, sich in Bewegung zu setzen, und Marlowe ging mit seinen Leuten zum Tor. Als sie am Wachhaus vorbeikamen, grüßten sie, und der gedrungene japanische Unteroffizier stand auf der Veranda und erwiderte steif ihren Gruß. Peter Marlowe meldete die Stärke seiner Gruppe dem zweiten Posten, der sie von der angegebenen Gesamtstärke abhakte.
    Dann hatten sie das Lager hinter sich und marschierten auf der Rollbahn. Sie war zunächst leicht gekrümmt, hatte kleine Bodenwellen und Mulden und lief dann schnurgerade durch eine Kautschukpflanzung. Die Gummibäume waren ungepflegt und nicht angezapft. Das ist sonderbar, dachte Peter Marlowe, denn für Kautschuk wurden Prämien bezahlt, und er war lebenswichtiges Futter für den Krieg.
    »Hallo, Duncan«, grüßte er, als Hauptmann Duncan und seine Gruppe aufholten. Er trat neben Duncan und fiel in gleichen Schritt mit ihm; dabei behielt er die eigene Gruppe im Auge, die vor ihm marschierte.
    »Großartig, daß wir wieder Nachrichten bekommen, was?« sagte Duncan.
    »Ja«, bestätigte Marlowe automatisch, »wenn es wahr ist.«
    »Ich muß sagen, es klingt zu gut, um wahr zu sein.«
    Peter Marlowe mochte Duncan gut leiden. Er war ein kleiner Schotte, rothaarig und von mittlerem Alter. Ihn schien nichts aus der Ruhe zu bringen. Immer hatte er ein Lächeln und ein freundliches Wort bereit. Peter Marlowe hatte das Gefühl, daß heute etwas an ihm anders war. Aber was war es nur?
    Duncan bemerkte seine Neugierde und schnitt eine Grimasse, um ihm sein neues Gebiß zu zeigen.
    »Ach so, das ist es«, sagte Peter Marlowe. »Ich hatte mir überlegt, was an Ihnen anders ist.«
    »Wie sieht es aus?«
    »Na, besser als gar keine Zähne.«
    »Das ist ja deutlich genug. Ich hatte geglaubt, sie sähen sehr gut aus.«
    »Ich kann mich

Weitere Kostenlose Bücher