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Rattenkoenig

Rattenkoenig

Titel: Rattenkoenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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nicht an Aluminiumzähne gewöhnen. Sie sehen so falsch aus.«
    »Verdammt, ich habe die Hölle durchgemacht, bis meine heraus waren. Die Hölle!«
    »Meine Zähne sind Gott sei Dank in Ordnung. Vergangenes Jahr habe ich mir einige plombieren lassen müssen. Scheußliche Sache. Wahrscheinlich war es klug von Ihnen, daß Sie sich gleich alle haben ziehen lassen. Wie viele hat man …«
    »Achtzehn«, unterbrach Duncan verdrießlich. »Da möchte man am liebsten Blut kotzen. Aber alle waren durch und durch faul. Der Arzt redete etwas vom Wasser und vom Mangel an kaubarem Essen und von Reisdiät und von Kalziummangel. Aber Gott sei Dank, mit den falschen fühle ich mich prima.« Er klapperte einige Male mit dem Gebiß und fuhr dann fort: »Auf der Dentistenstation sind ein paar Burschen, die diese Dinger mit viel Geschick machen. Und mit viel Phantasie. Ich muß allerdings zugeben, daß man zuerst einen kleinen Schock kriegt – daß man keine weißen Zähne hat. Aber was Bequemlichkeit anlangt, Junge, ich sag Ihnen, so wohl hab ich mich seit Jahren nicht mehr gefühlt, und dabei spielt es gar keine Rolle, ob sie weiß oder silbern sind. Immer habe ich mit meinen Zähnen Ärger gehabt. Ach Quatsch, zum Teufel mit Zähnen.«
    Weit vorn wichen die Männer an den Straßenrand aus, als ein Bus auf sie zugeknattert kam. Er war alt und ächzte und ratterte und hatte fünfundzwanzig Sitzplätze. Jetzt aber drängten sich darin beinah sechzig Männer, Frauen und Kinder, und auf der Außenseite klammerten sich weitere zehn mit Fingern und Zehen an. Auf dem Dach türmten sich Hühnerkäfige und Gepäckstücke und zusammengerollte Matten. Als der asthmatische Bus vorbeirumpelte, bestaunten die Eingeborenen neugierig die Männer, und die Männer sahen auf die Verschläge mit halbtoten Hühnern und hofften, der verdammte Bus würde zusammenbrechen oder in den Graben fahren, damit sie helfen könnten, ihn aus dem Graben zu ziehen, und ein Dutzend Hühner befreien könnten. Aber heute fuhr der Bus vorbei, und viele Flüche klangen ihm nach.
    Peter Marlowe marschierte neben Duncan, der weiter über sein Gebiß schwatzte und es mit breitem Lächeln vorführte. Aber das Lächeln war durch und durch falsch.
    Hinter ihnen brüllte ein koreanischer Posten, der träge dahinlatschte, einen Mann an, der aus der Reihe trat und an den Straßenrand ging, aber der Mann ließ einfach die Hosen herunter, erleichterte sich schnell und rief laut: »Sakit marah« – Ruhr –, und der Posten zuckte die Achseln, zog eine Zigarette heraus, zündete sie an und wartete, und schnell war der Mann wieder in der Reihe zurück.
    »Peter«, sagte Duncan leise, »decken Sie mich.«
    Peter Marlowe sah nach vorn. Etwa zwanzig Schritte von der Straße entfernt standen auf einem schmalen Weg neben dem Wassergraben Duncans Frau und Kind. Ming Duncan war eine Chinesin aus Singapur. Da sie Asiatin war, wurde sie nicht zusammen mit den Frauen und Kindern der übrigen Gefangenen ins Lager gesteckt, sondern lebte frei in einem Vorort der Stadt. Das Kind, ein Mädchen, war schön wie seine Mutter und groß für sein Alter, und es hatte ein Gesicht, das nie vom Schatten eines Kummers getrübt werden würde. Einmal in der Woche kamen sie ›zufällig‹ vorbei, so daß Duncan sie sehen konnte.
    Er erklärte immer, solange er sie sehen könnte, wäre Changi nicht schlimm.
    Peter Marlowe trat zwischen den Posten und Duncan und schirmte ihn ab, so daß Duncan an der Seite seiner Leute immer weiter zurückbleiben konnte.
    Mutter und Kind gaben kein Zeichen, als die Kolonne an ihnen vorbeimarschierte. Als Duncan vorbeiging, trafen sich ihre Blicke kurz, und dann sahen die beiden, wie er das kleine Stück Papier an den Straßenrand fallen ließ, aber sie gingen weiter, und dann war Duncan vorbei und in der Masse der Männer untergegangen. Aber er wußte, daß sie das Papier gesehen hatten, und er wußte, daß sie weitergehen würden, bis alle Männer und alle Posten vorbeimarschiert waren, und dann würden sie umkehren und das Papier suchen, und sie würden es lesen, und der Gedanke machte Duncan glücklich. Ich liebe Euch und vermisse Euch, und Ihr beide seid mein Leben, hatte er geschrieben. Die Nachricht war immer die gleiche, aber sie war immer neu, sowohl für ihn als auch für sie, denn die Worte wurden neu geschrieben, und die Worte waren es wert, gesagt zu werden, immer und immer und immer wieder. Auf ewig.
    »Finden Sie nicht auch, daß sie gut aussieht?« fragte

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