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Rattenkoenig

Rattenkoenig

Titel: Rattenkoenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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daran.«
    »Verdammt, wie soll ich es vergessen können?« Sofort bedauerte Peter Marlowe den Ausbruch. »Entschuldigung, ich bin nervös. Ich weiß die Hälfte der Zeit nicht, was ich rede.«
    »Nehmen Sie eine Zigarette.« Der King zündete sie ihm an. Tja, sagte der King zu sich selbst. Da sitzt du schön in der Klemme. Der Limey lernt schnell, sehr schnell. Zumindest glaube ich das. Wir wollen doch mal sehen. »Morgen bringen wir das Geschäft endgültig zum Abschluß. Sie können heute nacht das Geld holen. Ich werde Sie decken.«
    Aber Peter Marlowe hörte ihn nicht. Sein Arm brannte ein Wort in sein Hirn. Amputieren! Und er hörte die Säge knirschen und spürte, wie sie sich in seinen Arm fraß. Wie sie Knochenstaub herausriß, den Staub seiner Knochen. Ein Schauder schüttelte ihn. »Was ist – damit?« murmelte er und schaute von seinem Arm auf. »Können Sie wirklich etwas tun?«
    Der King nickte und sagte zu sich selbst: Na, siehst du. Du hast recht gehabt. Nur Peter weiß, wo das Geld ist, aber Peter wird das Geld erst holen, wenn du für den Arm gesorgt hast. Ohne Heilung kein Zaster. Ohne Zaster kein Geschäft. Ohne Geschäft kein Gewinn. Deshalb seufzte er und sagte zu sich: Ja, du bist schon ein gewitzter Bursche, daß du deine Pappenheimer so gut kennst. Aber wenn du es richtig anpackst, so wie du es gestern abend getan hast, dann war es kein schlechtes Geschäft. Wenn Peter nicht das Risiko auf sich genommen hätte, säßen wir jetzt beide ohne Geld im Gefängnis. Und Peter hatte ihnen Glück gebracht. Das Geschäft war besser als jedes andere zuvor. Und davon abgesehen war Peter ein feiner Kerl. Ein netter Junge. Und außerdem, verdammt, wer möchte schon einen Arm verlieren. Peter hat ein Recht, mich unter Druck zu setzen. Ich bin froh, daß er gelernt hat.
    »Überlassen Sie das Onkel Sam.«
    »Wem?«
    »Onkel Sam.« Der King starrte ihn fassungslos an. »Das amerikanische Sinnbild. Kennen Sie das nicht?« sagte er verzweifelt, »so wie John Bull.«
    »Ach so, Entschuldigung. Ich bin – heute nur – ich bin nur …« Eine Woge der Übelkeit brandete über Peter Marlowe hinweg.
    »Sie zischen jetzt ab, legen sich wieder ins Bett und entspannen sich. Ich werde mich um alles kümmern.«
    Peter Marlowe stand unsicher auf. Er wollte lächeln und dem King danken und ihm die Hand schütteln und ihn segnen, aber er erinnerte sich wieder an das Wort und spürte nur noch die Säge, und deshalb nickte er nur leicht und ging aus der Baracke.
    Um Himmels willen, sagte der King bitter zu sich. Er denkt, ich würde ihn im Stich lassen, nichts für ihn tun, wenn er mir nicht die Daumenschrauben ansetzen würde. Um Himmels willen, Peter, ich würde helfen. Ganz bestimmt. Auch wenn du mich nicht am Wickel hättest. Verdammt. Du bist mein Freund.
    »He, Max.«
    »Ja.«
    »Schaff Timsen her, aber ein bißchen fix!«
    »Jawohl«, antwortete Max und ging weg.
    Der King schloß die schwarze Kiste auf und nahm drei Eier heraus. »Tex. Möchtest du dir ein Ei backen? Zusammen mit diesen beiden?«
    »Verdammt, nein«, sagte Tex, grinste und nahm die Eier. »He, ich habe mir Eva angesehen. Bei Gott, sie ist heute fetter.«
    »Unmöglich. Sie ist doch erst gestern gedeckt worden.«
    Tex führte einen kleinen Tanz auf. »In zwanzig Tagen sind wir alle wieder Papa.« Er nahm das Öl und machte sich auf den Weg zum Küchengelände.
    Der King legte sich wieder auf sein Bett zurück, kratzte nachdenklich an einem Moskitostich und beobachtete die Jagd und die Liebesspiele der Eidechsen in den Dachsparren. Er schloß die Augen und begann zufrieden zu dösen. Es war erst zwölf Uhr, und er hatte bereits die harte Arbeit eines ganzen Tages geleistet. Verdammt, um sechs Uhr in der Frühe war noch alles ein wilder Wirrwarr gewesen.
    Er gluckste vor sich hin, als er daran zurückdachte. Jawohl, Sir, es macht sich bezahlt, wenn man einen guten Ruf hat, und es macht sich bezahlt, wenn man annonciert.
    Es war kurz vor Morgengrauen geschehen. Er hatte sanft geschlummert. Da hatte ihn eine vorsichtig gedämpfte Stimme aus seinen Träumen gerissen. Er war sofort aufgewacht, hatte zum Fenster hinausgesehen und in dem schattigen Kondensstreifen des Morgengrauens ein kleines, wieselhaftes Männchen stehen gesehen, das er noch nie gesehen hatte.
    »Ja?«
    »Ich habe etwas, das du kaufen möchtest.« Die Stimme des Mannes war ausdruckslos und heiser gewesen.
    »Wer bist du?«
    Statt einer Antwort hatte das Männchen die schmutzige Faust

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