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Rattenkoenig

Rattenkoenig

Titel: Rattenkoenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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wollte den Oberst um Hilfe bitten, damit die Hunde gefaßt wurden, die ihm den Diamanten geraubt hatten, aber er durfte nichts über den Diamanten sagen, denn sonst würde der Oberst wissen wollen, wo er ihn hergehabt hatte, und dann würde er antworten müssen, daß er ihn von Gurble hatte, und dann würde es Fragen wegen Gurble geben, wo der ihn herbekommen hatte – Gurble? Der Selbstmörder? Dann würde man vielleicht erklären, es wäre kein Selbstmord, sondern Mord gewesen. Aber es war kein Mord. Zumindest glaubte er, Townsend, das nicht. Aber wer weiß, vielleicht hat doch jemand Gurble wegen des Diamanten umgelegt. Aber in der Nacht damals hatte Gurble nicht in seinem Bett gelegen, und ich hatte den Umriß des Diamantrings unter seiner Matratze gespürt und ihn herausgeholt und bin damit in die Nacht hinaus verschwunden, und wer hätte schon etwas beweisen können – und zufällig beging Gurble in der gleichen Nacht Selbstmord, so daß es nicht weiter schlimm war. Außer daß vielleicht ich es war, der Gurble ermordet hat, daß ich ihn dadurch ermordet habe, daß ich ihm den Stein gestohlen habe, vielleicht ist der Diamantring der letzte Strohhalm für Gurble gewesen, nachdem er wegen Diebstahls von Lebensmitteln aus der Einheit ausgestoßen worden war, und dann ist ihm auch noch der Diamant gestohlen worden. Vielleicht hat das den armen Hund um den Verstand gebracht, so daß er in das Loch gesprungen ist! Aber es war unvernünftig, Verpflegung zu stehlen, wenn man einen Diamanten besaß, den man verkaufen konnte. Heller Blödsinn. Einfach völliger Blödsinn. Außer daß ich vielleicht die Ursache für Gurbles Tod gewesen bin, und ich verfluche mich selbst immer und immer wieder, daß ich damals den Diamanten gestohlen habe. Seit ich zum Dieb geworden bin, habe ich keine Ruhe mehr gehabt. Keine Ruhe, keine Ruhe. Und jetzt, jetzt bin ich richtig froh, daß das Ding nicht mehr bei mir ist, daß es mir gestohlen wurde.
    »Ich weiß es nicht«, schluchzte Townsend.
    Larkin erkannte, daß es keinen Sinn hatte, weiter in ihn zu dringen, und überließ Townsend seinen Schmerzen.
    »Oh, Entschuldigung, Pater«, sagte Larkin, der Pater Donovan fast die Barackentreppe hinabgestoßen hätte.
    »Hallo, alter Freund.« Pater Donovan sah gespenstisch aus und war vollkommen ausgemergelt. Die Augen lagen tief in den Höhlen und blickten seltsam friedlich. »Wie geht es Ihnen? Und Mac? Und dem jungen Peter?«
    »Danke, gut.« Larkin nickte zu Townsend hin. »Wissen Sie etwas darüber?« Donovan sah Townsend an und antwortete leise: »Ich sehe einen Menschen in Pein.«
    »Entschuldigung, ich hätte nicht fragen sollen.« Larkin dachte einen Augenblick nach und lächelte dann. »Wie wäre es mit einer Partie Bridge? Heute abend vielleicht? Nach dem Abendessen?«
    »Ja. Danke schön. Sehr gern.«
    »Gut. Nach dem Abendessen.«
    Pater Donovan sah hinter Larkin her und trat dann an Townsends Bett. Townsend war nicht Katholik. Aber Pater Donovan war für alle da, denn er wußte, daß alle Menschen Kinder Gottes sind.
    Aber sind sie das wirklich, alle Menschen, überlegte er. Konnten Kinder Gottes solche Dinge tun?
    Gegen Mittag kamen gleichzeitig der Wind und der Regen. Bald waren alle und alles eingeweicht. Dann hörte der Regen auf, und der Wind blies weiter. Ganze Stücke wurden aus den Atapdächern gerissen, wirbelten über das Lager hinweg und fegten zusammen mit losen Palmwedeln und Lumpen und Kulihüten davon. Dann hörte auch der Wind auf, und das Lager war wieder normal mit Sonne und Hitze und Fliegen. In den Wassergräben schoß eine halbe Stunde lang das Wasser dahin, begann dann in die Erde zu versickern und stehenzubleiben. Noch mehr Fliegen sammelten sich.
    Peter Marlowe schlenderte lustlos den Hügel hinauf. Die Füße waren ebenso von Schlamm bedeckt wie die Beine, denn er hatte sich mitten in den Sturm gestellt, in der Hoffnung, Wind und Regen würden die brennenden Schmerzen von ihm nehmen. Aber beide hatten ihn überhaupt nicht berührt.
    Er stand vor des King Fenster und spähte hinein.
    »Wie fühlen Sie sich, Peter, Kamerad?« fragte der King, während er von seinem Bett aufstand und nach einer Packung Kooa suchte.
    »Scheußlich.« Peter Marlowe setzte sich auf die Bank unter dem Vordach, und vor Schmerzen wurde ihm übel. »Mein Arm bringt mich noch um.« Sein Lachen klang brüchig. »Nur ein Witz!«
    Der King sprang aus dem Fenster und zwang sich zu einem Lächeln. »Denken Sie nicht mehr

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