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Rattenkoenig

Rattenkoenig

Titel: Rattenkoenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Peter«, sagte der King verzweifelt, »und ich rette Ihren Arm.«
    »Sie retten was?«
    »Sie haben es doch gehört! Hauen Sie ab!«
    »Aber wie wollen Sie …«
    »Hauen Sie ab«, unterbrach der King ihn barsch. »Nur wenn Sie den Zaster retten.«
    Peter Marlowe starrte einen Augenblick in die Augen des King, glitt dann aus dem Graben, lief auf den Stacheldrahtzaun zu, schob sich darunter durch und erwartete jeden Augenblick eine Kugel in den Kopf zu bekommen. Im gleichen Augenblick, in dem er auf den Zaun zusprang, schnellte der King aus dem Graben und schoß auf den Weg zu. Er stolperte absichtlich und schlug mit einem lauten Wutschrei in den Staub. Der Posten drehte ruckartig den Kopf, sah durch den Zaun und lachte laut, und als er sich wieder umdrehte, sah er nur noch einen Schatten, der irgend etwas hätte sein können, aber bestimmt kein Mensch.
    Peter Marlowe drückte sich eng an den Boden, kroch wie ein Dschungelwesen in das feuchte Grün hinein, hielt den Atem an und verharrte. Der Posten kam näher und immer näher, und dann war sein Fuß nur noch drei Zentimeter von Peter Marlowes Hand entfernt, und schließlich trug der andere Fuß ihn einen Schritt weiter, und als der Posten fünf Schritte entfernt war, glitt Peter Marlowe weiter in das Gestrüpp hinein, hinein in die Dunkelheit, fünf, zehn, zwanzig, dreißig Schritte, und als er vierzig Schritte weit und damit in sicherer Entfernung war, schien sein Herz wieder zu schlagen, und er mußte stehenbleiben, stehenbleiben, um Atem zu holen, stehenbleiben, um dem Herz eine Verschnaufpause zu geben, stehenbleiben, um den Schmerz im Arm zu überwinden, im Arm, der ihm gehören würde. Wenn der King das sagte, dann gehörte er ihm schon. Also legte er sich auf die Erde und betete um Atem und betete um Leben und betete um Kraft und betete um Schutz für den King. Der King atmete auf, nachdem Peter Marlowe es geschafft hatte und im Dschungel untergetaucht war. Er stand auf und begann sich abzuklopfen, und plötzlich stand Grey mit einem Militärpolizisten neben ihm.
    »Bleiben Sie stehen, wo Sie sind.«
    »Wer, ich?« Der King tat so, als spähte er in die Dunkelheit hinein und erkenne erst jetzt Grey. »Ach, Sie sind's. Guten Abend, Hauptmann Grey.« Er stieß den Arm des Militärpolizisten weg, der ihn festhielt. »Nehmen Sie die Hände weg!«
    »Sie stehen unter Arrest«, erklärte Grey, der schwitzte und von der Verfolgungsjagd mit Schmutz bedeckt war.
    »Warum, Hauptmann?«
    »Durchsuchen Sie ihn, Unteroffizier.«
    Der King ließ sich ruhig durchsuchen. Jetzt trug er das Geld nicht mehr bei sich.
    »Er hat nichts bei sich, Sir«, meldete der Militärpolizist.
    »Durchsuchen Sie den Graben.« Dann zum King gewendet: »Wo steckt Marlowe?«
    »Wer?« fragte der King sanft.
    »Marlowe!« schrie Grey. Das Schwein hatte kein Geld bei sich, und Marlowe war weg.
    »Wahrscheinlich macht er einen Spaziergang, Sir.« Der King war höflich, und sein Hirn war nur auf Grey und auf die augenblickliche Gefahr konzentriert, denn er fühlte deutlich, daß die Gefahr noch nicht ganz vorbei war und daß an der Gefängnismauer eine Gruppe böser Geister lauerte, die ihn noch einen Augenblick beobachteten, ehe sie verschwanden.
    »Wo haben Sie das Geld gelassen?« fragte Grey eben.
    »Welches Geld?«
    »Das Geld vom Verkauf des Diamanten.«
    »Welcher Diamant, Sir?«
    Grey wußte, daß er für den Augenblick geschlagen war. Er war geschlagen, außer wenn es ihm gelang, Marlowe mit dem Geld zu schnappen.
    Na gut, du Hund, dachte Grey außer sich vor Wut, na schön, diesmal lass' ich dich laufen, aber ich werde dich beobachten, und du wirst mich schon zu Marlowe führen.
    »Das ist für den Augenblick alles«, sagte Grey. »Diesmal haben Sie uns geschlagen. Aber es gibt ein anderes Mal.«
    Der King ging vor sich hin kichernd zu seiner Baracke zurück. Du bildest dir ein, ich werde dich zu Peter führen, was, Grey? Aber du bist so gottverdammt schlau wie du naiv bist.
    In der Baracke traf er Max und Tex. Auch sie schwitzten.
    »Was ist passiert?« wollte Max wissen.
    »Nichts, Max, geh und such Timsen. Sag ihm, er soll unter dem Fenster warten. Ich werde dort mit ihm reden. Sag ihm, er soll nicht in die Baracke kommen. Grey beobachtet uns noch immer.«
    »Jawohl.«
    Der King stellte Kaffeewasser auf. Sein Hirn arbeitete jetzt angestrengt. Wie sollte er den Tausch bewerkstelligen? Wo sollte er ihn durchführen? Was sollte er mit Timsen anstellen? Wie sollte er Grey von Peter

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