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Rattenkoenig

Rattenkoenig

Titel: Rattenkoenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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schwör es bei Gott!«
    »Wir hatten zuwenig, als ich zurückkam«, schrie Townsend. »Beinah ein halbes Pfund zuwenig, und das sind die Rationen von zwei Männern!«
    »Weiß ich doch, aber ich habe nicht …«
    »Die Gewichte stimmten! Ich habe sie unter deiner eigenen dreckigen Nase geprüft!«
    Larkin ging mit den Männern weg und prüfte die Gewichte und fand, daß sie richtig waren. Es bestand kein Zweifel, daß die richtige Menge Reis den Berg hinab auf den Weg gegangen war, denn die Rationen wurden jeden Morgen in aller Öffentlichkeit von Oberstleutnant Jones abgewogen. Es gab nur eine Lösung.
    »Was mich betrifft, Gurble«, erklärte Larkin, »gehören Sie nicht mehr zu meinem Regiment. Sie sind tot.«
    Gurble taumelte wimmernd in die Dunkelheit hinaus, und dann sagte Larkin zu Townsend: »Sie halten den Mund über diese Sache.«
    »Meinen verfluchten Eid drauf, Herr Oberst«, antwortete Townsend. »Die Diggers würden ihn glatt in Stücke reißen, wenn sie es hörten, und mit Recht! Der einzige Grund, warum ich es ihnen nicht erzählt habe, war, daß er mein bester Freund war.« Seine Augen füllten sich plötzlich mit Tränen. »Bei meinem verfluchten Eid, Herr Oberst, wir sind zusammen in die Armee eingetreten. Wir haben zusammen Dünkirchen und den dreckigen Mittelosten und ganz Malaya durchgemacht. Ich kenne ihn fast mein ganzes Leben lang, und ich hätte mein Leben gewettet …«
    Als Larkin jetzt im Halbschlaf alles noch einmal überdachte, schauderte ihn. Wie kann einer etwas Derartiges tun, fragte er sich hilflos. Wie nur? Und unter allen Männern ausgerechnet Gurble, den er seit vielen Jahren kannte, der früher sogar in seinem Büro für ihn gearbeitet hatte! Er schloß die Augen und verbannte Gurble aus seinen Gedanken. Er hatte seine Pflicht getan, und es war seine Pflicht, die vielen vor dem einen zu schützen. Er ließ seine Gedanken zu seiner Frau Betty abschweifen, die Steak mit einem Spiegelei darauf briet, zu seinem Haus, das über die Bucht hinausblickte, zu seiner kleinen Tochter, zu dem Leben, das er später führen würde. Aber wann? Wann?
    Grey stieg leise die Treppe zur Baracke 16 hinauf und ging dann zu seinem Bett. Er zog die Hose aus, schlüpfte unter das Moskitonetz und legte sich hochzufrieden mit sich selbst nackt auf seine Matratze. Gerade eben hatte er Turasan, den koreanischen Posten, gesehen, wie er um die Ecke der amerikanischen Baracke schlich und unter das Segeltuchdach kroch. Er hatte gesehen, wie der King heimlich aus dem Fenster sprang, um sich mit Turasan zu treffen. Grey hatte nur einen Augenblick im Schatten gewartet. Er hatte die Information des Spitzels überprüft, und es bestand keine Notwendigkeit, schon jetzt loszuschlagen, um den King zu fassen. Nein, noch nicht. Jetzt hatte der Denunziant sich ja bewährt.
    Grey wälzte sich auf dem Bett herum und kratzte sein Bein. Seine geübten Finger erwischten die Wanze und zerquetschten sie. Er hörte das leise ›Plop‹, als sie zerplatzte, und roch den Übelkeit erregenden süßlichen Gestank des Blutes, das sie enthielt – sein eigenes Blut.
    Rund um sein Netz surrten Wolken von Moskitos und suchten das unvermeidliche Loch. Im Gegensatz zu den meisten Offizieren hatte Grey sich geweigert, sein Bett in eine Pritsche umzuwandeln, denn er haßte den Gedanken, über oder unter einem anderen zu schlafen. Obwohl diese zusätzliche Verdopplung mehr Raum bedeutete.
    Die Moskitonetze waren an einem Draht aufgehängt, der durch die Mitte der ganzen Baracke lief. Selbst im Schlaf noch waren die Männer miteinander verbunden. Wenn jemand sich auf die Seite drehte oder an dem Netz zupfte, um es enger unter die schweißgetränkte Matratze zu stopfen, zuckten alle ein wenig zusammen, und jeder wußte, daß er umgeben war.
    Grey zerquetschte eine zweite Wanze, aber seine Gedanken waren nicht dabei.
    Heute nacht war er von Glück erfüllt – von Glück über den Denunzianten, über die sich selbst auferlegte Verpflichtung, den King zu fangen, über den Diamantring, über Marlowe. Er war zufrieden, denn er hatte das Rätsel gelöst.
    Es ist ganz einfach, sagte er sich immer wieder. Larkin weiß, wer den Diamanten hat. Der King ist der einzige im Lager, der den Verkauf durchführen könnte. Nur die Beziehungen des King sind gut genug. Larkin ging natürlich nicht selbst und direkt zum King, und deshalb schickte er Marlowe. Marlowe war der Verbindungsmann.
    Greys Bett bebte, als der todkranke Johnny Hawkins auf dem Weg zu den

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