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Rattenkoenig

Rattenkoenig

Titel: Rattenkoenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Disziplin sorgten? Diese Arschgeigen würden sich gegenseitig den ganzen Tag an die Gurgel fahren.«
    »Das ist sicher«, bestätigte Grey. Die Papierkugel in seiner Hand fühlte sich lebendig an. Wenn es ein echtes Angebot ist, dachte er, kann ich den King aufs Kreuz legen.
    Es war nicht leicht, einen Entschluß zu fassen. Er würde seinen Teil der Abmachung einhalten müssen. Mit seinem Wort verpflichtete er sich dazu. Er war ein ›ehrlicher Greifer‹, und er empfand nicht wenig Stolz auf seinen Ruf. Grey wußte, daß er einfach alles tun würde, um den King wehrlos hinter den Gittern des Bambuskäfigs zu sehen. Er würde sogar ein bißchen die Augen vor Verstößen gegen die Lagergesetze verschließen.
    Er überlegte, wer unter den Amerikanern der Denunziant sein mochte. Sie alle haßten den King; sie beneideten ihn – aber wer unter ihnen würde den Judas spielen, wer würde die Folgen riskieren, falls er entdeckt wurde? Wer immer der Mann sein mochte, er konnte nie eine solche Bedrohung sein wie der King.
    Deshalb trat er mit dem Stein in der linken Hand hinaus vor die Baracke und betrachtete prüfend die Männer, die vorbeigingen. Aber niemand gab ihm ein Zeichen.
    Er warf den Stein weg und entließ Masters, dann setzte er sich in die Baracke und wartete. Er hatte schon die Hoffnung aufgegeben, da flog ein weiterer Stein mit einer zweiten Nachricht durchs Fenster: Sehen Sie in einer Büchse nach, die im Graben neben Baracke 16 liegt. Zweimal täglich, morgens und nach dem Appell. Das wird unser Briefkasten sein. Er hat heute nacht eine Verabredung mit Turasan.

6
    I n jener Nacht lag Larkin auf seiner Matratze unter dem Moskitonetz und machte sich ernstlich Sorgen wegen Townsend und Gurble. Er hatte nach dem Appell mit ihnen gesprochen.
    »Zum Teufel, warum habt ihr beiden miteinander gerauft?« hatte er immer wieder gefragt, und jedesmal hatten die beiden stumpfsinnig geantwortet: »Wegen Zwei-Oben.« Aber Larkin hatte instinktiv gefühlt, daß sie logen.
    »Ich will die Wahrheit wissen«, hatte er zornig erklärt. »Kommt schon, ihr beiden seid doch Kumpels. Jetzt rückt schon heraus mit der Sprache, weshalb habt ihr euch geschlagen?«
    Aber die beiden Männer hatten beharrlich zu Boden geblickt. Larkin hatte sie einzeln verhört, aber jeder hatte die Stirn gerunzelt und störrisch geantwortet: »Wegen Zwei-Oben.«
    »Also gut. Ihr verfluchte Saubande!« hatte Larkin schließlich gesagt, und seine Stimme hatte rauh geklungen. »Ich gebe euch eine letzte Chance. Wenn ihr es mir nicht erzählt, werdet ihr beide aus meinem Regiment zu einer anderen Einheit versetzt. Und was mich angeht, werdet ihr dann nicht mehr existieren!«
    »Aber Herr Oberst«, schnaufte Gurble. »Das würden Sie doch nicht tun!«
    »Ich gebe euch dreißig Sekunden Zeit«, erwiderte Larkin giftig und meinte es ernst. Und die Männer wußten, daß er es ernst meinte. Und sie wußten, daß Larkins Wort in seinem Regiment Gesetz war, denn Larkin war wie ihr Vater. Ausgestoßen zu werden bedeutete, daß sie für ihre Kameraden nicht mehr existierten, und ohne ihre Kameraden würden sie sterben.
    Larkin wartete eine Minute. Dann sagte er: »Also gut. Morgen …«
    »Ich will es Ihnen erzählen, Herr Oberst«, platzte Gurble unüberlegt heraus. »Dieser verfluchte Heini behauptete, ich hätte mich am Essen meiner Kameraden vergriffen. Der verfluchte Heini hat behauptet, ich stehle …«
    »Tust du auch, du verkommener Hund!«
    Nur Larkins scharfes »Stillgestanden!« hielt die beiden davon ab, sich gegenseitig an die Kehle zu fahren.
    Korporal Townsend erzählte zuerst seine Fassung der Geschichte. »Ich bin diesen Monat zum Küchendienst eingeteilt. Heute mußten wir für 188 Mann kochen …«
    »Wer fehlt?« fragte Larkin.
    »Billy Donahy, Sir. Er ging heute nachmittag ins Lazarett.«
    »In Ordnung.«
    »Also, Sir, einhundertachtundachtzig Mann zu 125 Gramm Reis je Tag, das ergibt 23,5 Kilo. Ich gehe immer selbst mit einem Kumpel zum Lagerhaus hinauf und sehe zu, wie der Reis abgewogen wird, und trage ihn dann zurück, um ganz sicher zu sein, daß wir auch unser verdammtes Teil bekommen haben. Ja, und heute sah ich beim Abwiegen zu, und da fing es plötzlich in meinen Därmen an zu rumoren. Deshalb bat ich Gurble hier, den Sack mit dem Reis zur Küche zurückzutragen. Er ist mein bester Kumpel, so daß ich dachte, ich könnte ihm vertrauen.«
    »Ich habe auch nicht ein einziges verdammtes Körnchen angerührt, du verfluchter Bastard, ich

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