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Rattenkoenig

Rattenkoenig

Titel: Rattenkoenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Wie er fünf Monate gebraucht hatte, um das Rundfunkgerät einzubauen, wie er bei Nacht gearbeitet und in der Stunde des Morgengrauens und bei Tag geschlafen hatte. Wie der Deckel sich so vollkommen einfügte, daß seine Umrisse nicht zu sehen waren, wenn etwas Staub in die Fugen gerieben wurde, selbst bei genauester Betrachtung nicht. Und wie auch die Nadellöcher unsichtbar waren, wenn sich Staub darin befand.
    Der Gedanke, daß er, Dave Daven, der erste im Lager war, der die Nachrichten hörte, machte ihn nicht wenig stolz. Und einzig dastehend. Trotz seines Beines. Eines Tages würde er hören, daß der Krieg zu Ende war. Nicht nur der europäische Krieg. Ihr Krieg. Der Krieg im Pazifik. Durch ihn, Daven, war das Lager mit der Außenwelt verbunden, und er wußte, daß dies die Angst und den Schweiß und das Herzweh wert war. Nur er und Spence und Cox und Peter Marlowe und zwei englische Obersten wußten, wo das Rundfunkgerät tatsächlich war. Das war klug, denn je weniger eingeweiht waren, desto geringer war die Gefahr. Natürlich bestand Gefahr. Immer gab es lauernde Augen, Augen, denen man nicht unbedingt trauen durfte. Immer bestand die Möglichkeit, daß es Denunzianten gab. Oder daß das Geheimnis ungewollt durchsickerte.
    Als Daven wieder die Tür erreichte, war Peter Marlowe bereits zu seinem Bett zurückgekehrt. Daven bemerkte, daß Cox noch immer auf der entgegengesetzten Treppe saß, aber das war ganz normal, da es eine Regel war, daß nicht beide Wachen zur gleichen Zeit ihren Posten verließen. Davens Stumpf begann wie die Hölle zu jucken, aber es war nicht eigentlich der Stumpf, sondern der Fuß, der nicht mehr da war. Mühselig kletterte er in sein Bett hinauf, schloß die Augen und betete. Er betete immer, bevor er einschlief. Dann würde der Traum nicht kommen, das lebendige Bild des guten alten Tom Cotton, des Aussies, der mit dem anderen Rundfunkgerät erwischt worden und unter Bewachung zum Gefängnis an der Utramstraße davonmarschiert war, den Kulihut keck über einem Auge und mit rauher Stimme Waltzing Mathilda singend, und als Refrain hatte er immer wieder gesungen: »Der Teufel hol die Japsen.« Aber in Davens Traum war er selbst es und nicht Tommy Cotton, der mit den Wachen davonging. Er ging mit ihnen, und er ging voll Verachtung und dennoch voll Entsetzen. »Lieber Gott«, flehte Dave Daven ganz tief in sich, »gib mir den Frieden Deiner Zuversicht. Ich bin so voller Furcht und bin so ein schrecklicher Feigling.«
    Der King tat das, was er am liebsten tat auf der Welt. Er zählte einen Stapel nagelneuer Banknoten. Den bei einem Geschäft erzielten Gewinn.
    Turasan hielt höflich seine Taschenlampe und richtete den sorgfältig abgeblendeten Lichtstrahl auf den Tisch. Sie befanden sich im ›Laden‹, wie der King die Nische direkt vor der amerikanischen Baracke nannte. Jetzt hing von dem Segeltuchdach herab eine weitere Segeltuchplane bis dicht über den Boden und schirmte den Tisch und die Bänke vor den allgegenwärtigen Augen ab. Handel war für Posten und Gefangene gleicherweise verboten, nach japanischem Gesetz – und deshalb nach Lagergesetz.
    Der King hatte sein Übers-Ohr-Gehauenen-Gesicht aufgesteckt und zählte grimmig. »Geritzt«, seufzte er, als die Banknoten insgesamt fünfhundert ergeben hatten. »Ichi-bon!«
    Turasan nickte. Er war ein kleiner untersetzter Mann mit einem flachen Vollmondgesicht und einem Mund voller Goldzähne. Sein Gewehr lehnte achtlos hinter ihm an der Barackenwand.
    Er nahm den Parker-Füllfederhalter und untersuchte ihn nochmals sorgfältig. Der weiße Punkt war vorhanden. Die Spitze war Gold. Er hielt die Feder dichter an das abgeschirmte Licht und kniff das Auge zu, um sich noch einmal zu vergewissern, daß 14 Karat in die Federspitze eingraviert war.
    »Ichi-bon«, knurrte er schließlich nach längerer Zeit und zog die Luft durch die Zähne ein. Auch er trug sein Übers-Ohr-Gehauenen-Gesicht, und er verbarg seine Freude. Für fünfhundert japanische Dollar war die Feder ein ausgezeichneter Kauf, und er wußte, daß sie ihm bei den Chinesen in Singapur leicht das Doppelte bringen würde.
    »Du gottverdammter Ichi-bon-Händler«, brummte der King mürrisch. »Nächste Woche vielleicht Ichi-bon-Armbanduhr. Aber verflucht, wenn nix Wong, dann nix Geschäft. Ich muß Wong machen.«
    »Zuviel Wong«, zischte Turasan und nickte zu dem Stapel Banknoten hin. »Uhr vielleicht bald?«
    »Vielleicht.«
    Turasan bot seine Zigaretten an. Der King nahm eine

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