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Rattenkoenig

Rattenkoenig

Titel: Rattenkoenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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heraus und hielt es ihm mit dem Griff voran hin.
    Yoshima klopfte den Balken ab und horchte nach einem hohlen Klang. Da, jetzt hatte er es gefunden. Noch einmal klopfte er. Wieder erklang der hohle Ton. Aber er konnte die Risse nicht finden. Zornig stieß er das Bajonett in das Holz.
    Der Deckel fiel heraus.
    »So.« Yoshima war stolz, daß er das Radio gefunden hatte. Der General würde erfreut sein. Vielleicht sogar so erfreut, daß er ihn zu einer Kampfeinheit versetzte, denn sein Bushido lehnte sich dagegen auf, Denunzianten zu bezahlen und mit diesen Tieren hier zu verhandeln.
    Smedly-Taylor trat vor, er war tief beeindruckt von dem genial angelegten Versteck und bewunderte ehrfürchtig die Geduld des Mannes, der es eingerichtet hatte. Ich muß Daven empfehlen, dachte er. Das hier war Pflichterfüllung weit über das geforderte Maß hinaus. Aber wofür soll ich ihn empfehlen?
    »Wem gehört dieses Bett?« fragte Yoshima.
    Smedly-Taylor zuckte die Achseln, spielte seinerseits das Spiel mit und tat, als sei ihm das alles neu.
    Yoshima tat es leid, aufrichtig leid, daß Daven nur ein Bein hatte.
    »Möchten Sie eine Zigarette rauchen?« fragte er und bot ihm die Packung Kooa an.
    »Danke.« Daven zog eine Zigarette heraus, nahm auch Feuer an, schmeckte aber den Rauch nicht.
    »Wie heißen Sie?« erkundigte Yoshima sich höflich.
    »Hauptmann Daven, Infanterie.«
    »Wie haben Sie Ihr Bein verloren, Hauptmann Daven?«
    »Ich … ich wurde von einer Mine in die Luft geschleudert. In Johore … direkt nördlich des Fahrdammes.«
    »Haben Sie das Radio gebaut?«
    »Ja.«
    Smedly-Taylor drängte seinen eigenen Angstschweiß beiseite. »Ich habe Hauptmann Daven befohlen, es anzufertigen. Nur ich bin dafür verantwortlich. Er hat nur meinen Befehl ausgeführt.«
    Yoshima blickte Daven an. »Ist das wahr?«
    »Nein.«
    »Wer weiß sonst noch von dem Radio?«
    »Niemand. Es war mein Gedanke, und ich habe es gemacht. Ganz allein.«
    »Setzen Sie sich bitte, Hauptmann Daven.« Dann nickte Yoshima verächtlich zu Cox hin, der vor Entsetzen schluchzend dasaß. »Wie heißt er?«
    »Hauptmann Cox«, antwortete Daven.
    »Sehen Sie sich das an. Widerlich.«
    Daven zog an der Zigarette. »Ich fürchte mich genauso wie er.«
    »Sie beherrschen sich. Sie haben Mut.«
    »Ich fürchte mich mehr als er.« Daven humpelte unbeholfen zu Cox hinüber, setzte sich umständlich neben ihn. »Es ist alles gut, Cox, alter Junge«, tröstete er Cox und legte ihm die Hand auf die Schulter. »Es ist ja alles gut.« Dann blickte er zu Yoshima auf. »Cox hat bei Dünkirchen das Verdienstkreuz erworben, noch bevor er zwanzig Jahre alt war. Er ist jetzt ein völlig anderer Mensch. Von euch Schweinehunden in mehr als drei Jahren konstruiert.«
    Yoshima unterdrückte die Aufwallung, Daven zu schlagen. Einem Manne, selbst einem Feind gegenüber, gab es einen Ehrenkodex. Er wandte sich an Smedly-Taylor und befahl, die sechs Männer zu holen, deren Betten dem von Daven am nächsten standen, und verlangte, die übrigen sollten antreten und bis auf weiteren Befehl unter Bewachung stehen bleiben.
    Die sechs Männer standen vor Yoshima. Nur Spence wußte von dem Radio, aber er leugnete es wie alle anderen ab.
    »Nehmen Sie Ihr Bettzeug und folgen Sie mir«, befahl Yoshima.
    Als Daven nach der Krücke tastete, half Yoshima ihm auf die Beine.
    »Danke«, sagte Daven.
    »Möchten Sie noch eine Zigarette?«
    »Nein, danke.«
    Yoshima zögerte. »Es wäre mir eine Ehre, wenn Sie die Packung annähmen.«
    Daven zuckte die Achseln, nahm die Packung, humpelte dann in seine Ecke und bückte sich nach seiner Prothese.
    Yoshima schrie einen barschen Befehl, und einer der koreanischen Posten hob die Prothese auf und half Daven, sich zu setzen.
    Seine Finger waren ruhig, als er die Prothese anschnallte, dann stand er auf, nahm seine Krücken und starrte einen Augenblick darauf. Schließlich schleuderte er sie in die Barackenecke.
    Er stapfte zu seinem Bett und blickte auf das Radio. »Ich bin sehr stolz darauf«, erklärte er. Er salutierte vor Smedly-Taylor und ging dann aus der Baracke.
    Die winzige Prozession wand sich durch das Schweigen Changis. Yoshima führte die kleine Kolonne an und bestimmte das Marschtempo nach Davens Schritt. Neben ihm ging Smedly-Taylor. Dann folgte Cox, dessen Augen voller Tränen standen, ohne daß er dessen gewahr wurde. Die beiden übrigen Posten warteten bei den Männern der Baracke 16.
    Sie warteten elf Stunden.
    Smedly-Taylor kehrte

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