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Rattenkoenig

Rattenkoenig

Titel: Rattenkoenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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zurück, und die sechs Männer kehrten zurück. Daven und Cox kehrten nicht zurück. Sie blieben im Wachhaus, und morgen würden sie ins Gefängnis zur Utramstraße gehen.
    Die Männer durften wegtreten.
    Peter Marlowe hatte von der Sonne stechende Kopfschmerzen. Er taumelte zur Baracke zurück, und nach einer Dusche massierten Larkin und Mac ihm den Kopf und fütterten ihn. Als Larkin zu Ende gegessen hatte, ging er hinaus und setzte sich an die Asphaltstraße. Peter Marlowe hockte sich in die türlose Tür und kehrte dem Innern den Rücken zu.
    Die Nacht sammelte sich jenseits des Horizonts. Es lag eine ungeheure Einsamkeit über Changi, und die Männer, die auf und ab spazierten, wirkten mehr denn je verloren.
    Mac gähnte. »So, ich glaube, ich haue mich jetzt hin. Ich will heute einmal früh schlafen.«
    »In Ordnung, Mac.«
    Mac zog das Moskitonetz rund um sein Bett glatt und stopfte die Enden unter die Matratze. Er band sich einen Schweißlappen um die Stirn, zog dann Peter Marlowes Wasserflasche aus der Filzhülle und löste die Klammern, mit denen die falsche Bodenplatte daran festgeklemmt war. Er trennte die Oberteile und Unterteile seiner eigenen Flasche und der von Larkin und setzte dann vorsichtig ein Teil über das andere. In jeder der Flaschen befand sich ein Gewirr von Drähten, Kondensatoren und Röhren.
    Aus der obersten Flasche zog er vorsichtig einen Sechspolstecker mit seinem Drahtgewirr und steckte ihn geschickt in die Steckdose in der mittleren Wasserflasche. Dann zog er einen Vierpolstecker aus der mittleren Flasche und steckte ihn in die dafür bestimmte Steckdose in der untersten Flasche.
    Seine Hände bebten, und seine Knie zitterten, denn diese ganze Arbeit bei halbem Licht, im Liegen und auf einen Ellbogen gestützt auszuführen und die Flaschen mit dem Körper abzuschirmen war höchst mühsam.
    Die Nacht schwärmte über den Himmel und verstärkte noch sein Gefühl der Beengung. Moskitos begannen ihn anzugreifen.
    Als alle Flaschen miteinander verbunden waren, reckte sich Mac, um den Schmerz im Rücken zu erleichtern, und trocknete die feuchten Hände. Dann zog er den Kopfhörer aus seinem Versteck in der obersten Flasche und prüfte die Verbindungen, um ganz sicher zu sein, daß sie dicht waren. Auch das isolierte Netzanschlußkabel befand sich in der obersten Flasche. Er rollte es auf und prüfte, ob die Nadeln noch fest mit den Drahtenden verlötet waren. Wieder wischte er sich den Schweiß ab, prüfte schnell alle Verbindungsanschlüsse durch und dachte dabei, daß das Radio immer noch so glatt und sauber aussähe wie damals, als er es auf Java heimlich gebastelt hatte – während Larkin und Peter Marlowe Schmiere standen –, damals vor zwei Jahren.
    Er hatte sechs Monate gebraucht, um es zu entwerfen und zusammenzusetzen. Nur die untere Flaschenhälfte konnte benutzt werden, die obere Hälfte mußte Wasser enthalten – deshalb mußte er das Radio nicht nur in drei winzige, starre Einheiten zusammendrängen, sondern mußte diese Einheiten auch in absolut dichte Behälter einbauen und dann diese Behälter in die Wasserflaschen einlöten.
    Alle drei hatten sie die Flaschen achtzehn Monate lang mit sich getragen. Bis zu einem solchen Tag wie heute.
    Mac richtete sich auf den Knien auf und stieß zwei Nadeln in die Eingeweide der Drähte, die die Deckenleuchte mit der Stromquelle verbanden. Dann räusperte er sich und verscheuchte mit einer Kopfbewegung die Moskitos.
    Peter Marlowe stand auf und vergewisserte sich, daß niemand in der Nähe war. Schnell drehte er die elektrische Birne heraus und schaltete das Licht ein. Dann ging er zur Tür zurück und bezog dort Posten. Er sah, daß Larkin noch immer an der gleichen Stelle saß und die andere Seite bewachte, und gab das Signal ›Alles klar‹.
    Als Mac es hörte, drehte er den Lautstärkeregler auf, hielt den Kopfhörer ans Ohr und lauschte.
    Sekunden verrannen und wurden zu Minuten. Peter Marlowe fuhr von plötzlicher Furcht gepackt herum, als er Mac stöhnen hörte.
    »Was ist denn, Mac?« wisperte er.
    Mac steckte den Kopf unter dem Moskitonetz hervor, und sein Gesicht war aschfahl. »Es klappt nicht, Mann«, ächzte er. »Dieser verfluchte Kasten rührt sich nicht.«

9
    S echs Tage später trieb Max eine Ratte in die Ecke. In der amerikanischen Baracke.
    »Schaut euch dieses Miststück an«, schnaufte der King. »Das ist die größte Ratte, die ich je gesehen habe!«
    »Mein Gott«, sagte Peter Marlowe. »Passen Sie auf,

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