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Rattenkoenig

Rattenkoenig

Titel: Rattenkoenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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denn nun?«
    »Ich habe einen Einfall.« Er schnellte zu Tex herum. »Hol eine Decke. Schnell.«
    Tex sprang zu seinem Bett und riß die Decke herunter.
    »Und jetzt«, sagte der King, »nimmst du zusammen mit Max die Decke und fängst die Ratte.«
    »Hä?«
    »Ich möchte sie lebendig haben. Mach schon, setz dich in Bewegung«, fuhr der King ihn an.
    »Mit meiner Decke? Bist du verrückt? Es ist meine einzige!«
    »Ich werde dir eine neue beschaffen. Fang nur erst das Mistvieh.«
    Alle glotzten den King dumm an. Dann zuckte Tex die Achseln. Er und Max packten die Decke. Sie benutzten sie als Netz und begannen auf die Ecke vorzurücken. Die übrigen hielten ihre Besen bereit, um zu verhindern, daß die Ratte an den Deckenrändern vorbeifegte und entkam. Dann stürzten Tex und Max sich mit einem schnellen Satz vor, und die Ratte war in den Falten der Decke gefangen. Ihre Zähne und Krallen rissen daran und suchten nach einem Fluchtweg, aber in dem Aufruhr rollte Max die Decke zusammen, und sie wurde zu einem zuckenden Ball. Die Männer waren aufgeregt und schrien laut durcheinander.
    »Gebt schon Ruhe«, befahl der King. »Max, du hältst sie fest. Und sorg dafür, daß sie nicht entwischen kann. Tex, stell du inzwischen den Java auf. Wir werden alle Kaffee trinken.«
    »Was hat es mit Ihrem Einfall auf sich?« wollte Peter Marlowe wissen.
    »Er ist viel zu gut, um ihn einfach zu verraten. Zuerst trinken wir mal Kaffee.«
    Während sie tranken, stand der King auf. »Also, Leute. Hört jetzt gut zu. Wir haben eine Ratte, stimmt's?«
    »Na und?« Miller war verblüfft wie sie alle.
    »Wir haben nichts zu essen, stimmt's?«
    »Natürlich, aber –«
    »Oh, mein Gott«, stöhnte Peter Marlowe entsetzt. »Sie wollen doch nicht etwa sagen, daß Sie uns vorschlagen, wir sollten sie essen?«
    »Natürlich nicht«, entgegnete der King. Dann strahlte er wie ein Seraphim. » Wir werden es nicht tun. Aber es gibt Leute, die gerne etwas Fleisch kaufen würden …«
    »Rattenfleisch?« Das Auge von Byron Jones III trat majestätisch hervor.
    »Du hast den Verstand verloren. Glaubst du etwa, es würde jemand Rattenfleisch kaufen? Kein Mensch kauft das«, trompetete Miller ungeduldig.
    »Natürlich kauft niemand das Fleisch, wenn er weiß, daß es Rattenfleisch ist. Aber wenn es niemand weiß, hä?« Der King ließ die anderen diese Worte erst verdauen, ehe er sanft fortfuhr: »Sagen wir mal, wir erzählen niemandem etwas davon. Das Fleisch wird aussehen wie anderes auch. Wir können ja sagen, es sei Kaninchen …«
    »Es gibt in Malaya keine Kaninchen, alter Freund«, gab Peter Marlowe zu bedenken.
    »Nun, dann denken wir uns eben ein Tier aus, das es hier gibt und das ungefähr genauso groß ist.«
    »Ich nehme an«, sagte Peter Marlowe, nachdem er einen Augenblick nachgedacht hatte, »daß man es unter Eichhörnchen laufen lassen könnte – oder, jetzt hab ich's«, strahlte er plötzlich, »Reh. Das ist es, Reh …«
    »Um Gottes willen, ein Reh ist doch viel größer«, widersprach Max, der noch immer die zuckende Decke hielt. »Ich habe oben in den Alleghanies eines geschossen …«
    »Ich meine ja nicht diese Sorte Rehe. Ich meine vielmehr die Rusa Tikus . Sie sind winzig klein, etwa zwanzig Zentimeter hoch, und wiegen vielleicht einige Pfund. Sie haben ungefähr die Größe der Ratte. Die Eingeborenen betrachten sie als Delikatesse.« Er lachte. » Rusa Tiku bedeutet übersetzt ›Mauswild‹.«
    Der King rieb sich entzückt die Hände. »Sehr gut, mein Lieber!« Er blickte sich in der Baracke um. »Wir werden Rusa-Tiku-Keule verkaufen, das ist nicht einmal gelogen.«
    Alle lachten.
    »Jetzt haben wir etwas zu lachen gehabt, schlagen wir jetzt endlich die gottverdammte Ratte tot und verkaufen die verfluchten Keulen«, verlangte Max. »Das Biest wird sich jeden Augenblick aus der Decke befreien. Und ich will verdammt sein, wenn ich mich von ihm beißen lasse.«
    »Wir haben eine Ratte«, verkündete der King, ohne auf ihn zu achten. »Jetzt brauchen wir nur noch festzustellen, ob es ein Männchen oder ein Weibchen ist. Dann schaffen wir das entgegengesetzte Stück herbei. Wir bringen die beiden zusammen. Und presto sind wir im Geschäft.«
    »Im Geschäft?« echote Max.
    »Natürlich.« Der King blickte sich glücklich um. »Leute, wir machen jetzt in Viehzucht. Wir bauen uns eine Rattenfarm auf. Mit dem Zaster, den wir damit verdienen, kaufen wir Hühner – und die Bauern können die Tikus essen. Solange niemand sein

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