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Rattenkoenig

Rattenkoenig

Titel: Rattenkoenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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wir haben nicht viel Zeit. Erzählen Sie Cheng San, was ich Ihnen jetzt sage. Über das Geschäft. Ich werde …«
    »Sie können noch nicht über das Geschäft reden, mein Lieber«, unterbrach Peter Marlowe ihn schockiert. »Sie würden alles verpatzen. Zuerst werden wir etwas Kaffee trinken und etwas essen müssen, und dann können wir anfangen.«
    »Sagen Sie es ihnen sofort.«
    »Wenn ich das tue, werden sie zutiefst beleidigt sein. Ganz bestimmt.«
    Der King dachte einen Augenblick nach. Nun, sagte er sich, wenn man sich Hirne kauft, ist es ein schlechtes Geschäft, wenn man sie nicht auch benutzt – außer wenn man ein Gefühl hat. Das ist es, womit der Geschäftsmann steht oder fällt – wenn er einem Gefühl folgt, gegen die Meinung des Hirns. Aber in diesem Falle hatte er kein Gefühl, und deshalb nickte er nur. »Gut, machen Sie es, wie Sie wollen.«
    Er zog an seiner Zigarette und hörte zu, wie Peter Marlowe mit ihnen redete. Dabei sah er Cheng San schräg und forschend an. Seine Kleider waren besser als das letzte Mal. Er trug einen neuen Ring, der wie ein Saphir aussah, vielleicht fünf Karat. Sein sauberes, glattes und bartloses Gesicht war honigfarben und das Haar gut gepflegt. Ja, Cheng San selbst ging es ganz gut. Aber dort der alte Sutra, ihm geht es nicht so gut. Sein Sarong ist alt und am Saum ausgefranst. Kein Edelsteinschmuck. Das letzte Mal hatte er noch einen Goldring getragen. Jetzt trug er ihn nicht mehr. Und die Kerbe am Finger war fast nicht mehr zu sehen. Das bedeutete, daß er ihn nicht etwa eben erst ausgezogen hatte, um heute abend den armen Mann zu spielen.
    Der King hörte das leise Geplapper der Frauen weiter hinten im anderen Teil der Hütte und draußen die Stille des nächtlichen Dorfes. Durch das glaslose Fenster kam der Duft gerösteten Schweinefleisches. Das bedeutete, daß das Dorf Cheng San wirklich brauchte – er bildete die Verbindung zum Schwarzmarkt, wo die Fische abzusetzen waren, die das Dorf direkt an die Japsen verkaufen sollte –, und das Dorf machte ihm das Schwein zum Geschenk. Oder vielleicht veranstaltete der Alte, der gerade ein Wildschwein gefangen hatte, eine Feier für seine Freunde. Aber die Menge rund um das Feuer wartet gierig, ebenso gierig wie wir selbst. Bestimmt sind sie auch hungrig. Das bedeutet, daß es in Singapur schlecht aussehen muß. Das Dorf hätte sonst mit Vorräten an Essen und Trinken und allem gut versorgt sein müssen. Cheng San konnte demnach keine allzu guten Geschäfte beim Verkauf ihrer geschmuggelten Fische machen. Vielleicht hatten die Japsen ein Auge auf ihn geworfen. Vielleicht macht er es nicht mehr lange!
    Deshalb braucht er das Dorf vielleicht mehr als das Dorf ihn braucht. Und deshalb legt er ihnen jetzt vielleicht eine Schau hin – Kleider und Edelsteine.
    Vielleicht hat Sutra allmählich die Schnauze voll von den schlechten Geschäften und ist entschlossen, ihn fallenzulassen und sich mit einem anderen Schwarzmarkthändler zusammenzutun.
    »He, Peter«, sagte der King. »Fragen Sie doch mal Cheng San, wie die Chose mit Fisch in Singapur läuft.« Peter Marlowe übersetzte die Frage.
    »Er erklärt, das Geschäft gehe gut. Lebensmittel seien so knapp, daß er auf der Insel die besten Preise erzielen könne. Aber er sagt, die Japsen setzen ihm immer heftiger zu. Es wird jeden Tag schwieriger, Geschäfte zu machen. Und es wird immer teurer, die Marktgesetze zu brechen.«
    Aha, jetzt habe ich dich. Der King frohlockte. Cheng San ist also nicht nur meines Geschäftes wegen gekommen! Es geht um Fische und um das Dorf. Wie kann ich das gleich zu meinem Vorteil ausschlachten? Möchte wetten, Cheng San hat Schwierigkeiten mit der Ablieferung der Ware. Vielleicht haben die Japsen einige Boote abgefangen und sind handgreiflich geworden. Der alte Sutra ist kein Idiot. Kein Geld, kein Geschäft, und Cheng San weiß das genau. Nix machen Handel, nix machen Geschäft, und der alte Sutra wird an einen anderen verkaufen. Jawohl, so war's. Der King wußte also, daß er dem andern beim Handel hart zusetzen konnte, und in Gedanken erhöhte er gleich den Preis, den er verlangen wollte.
    Dann kam das Essen. Gebratene Süßkartoffeln, gebackene Auberginen, Kokosmilch, dicke Scheiben gerösteten Schweinefleischs, von dem das Öl schwer tropfte, Papayas. Der King bemerkte, daß es weder Millionärskohl noch Lammbraten, noch Rindslendenbraten und auch kein Zuckerkonfekt gab, das die Malaien so sehr liebten. Also stand es tatsächlich

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