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Rattenkoenig

Rattenkoenig

Titel: Rattenkoenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Fliegen.
    »Ich kann Gordon von nebenan holen«, schlug Larkin vor.
    »Großartig. Nach dem Abendessen?«
    »Prima. Dann also bis nachher!«
    »Danke für das Blachang«, sagte Hawkins, als er mit dem glücklich an seiner Seite kläffenden Rover davonging.
    »Verdammt, wie schafft er es nur, für sich selbst und den Köter genug zu essen beizubringen, ich kann es mir einfach nicht vorstellen«, sagte Larkin. »Und wie er es fertigbringt, daß die Töle nicht längst in irgendein Kochgeschirr gewandert ist.«
    Peter Marlowe rührte seinen Reis um und mengte sorgfältig das Blachang darunter. Er hätte zu gerne das Geheimnis seines Ausflugs heute nacht mit Larkin geteilt. Aber er wußte auch, daß es zu gefährlich war.

14
    A us dem Lager herauszukommen war lächerlich einfach. Nur ein kurzer Sprung zu einem im Schatten liegenden Teil des aus sechs Drähten bestehenden Zauns, dann spielend leicht darunter weg und ein schneller Lauf in den Dschungel hinein. Als sie anhielten, um zu verschnaufen, wünschte Peter Marlowe, er wäre wieder in Sicherheit bei Mac oder Larkin oder sogar bei Grey und unterhielte sich mit ihnen.
    Die ganze Zeit über sagte er sich, ich habe mir doch gewünscht, draußen zu sein, und jetzt, da ich draußen bin, fürchte ich mich zu Tode.
    Es war gespenstisch, wenn man von draußen hineinblickte. Die amerikanische Baracke lag hundert Meter entfernt. Männer gingen auf und ab. Hawkins führte seinen Hund spazieren. Ein koreanischer Posten schlenderte durchs Lager. In einigen Baracken war das Licht schon erloschen, und der Abendappell war längst vorüber. Aber das Lager war belebt von den Schlaflosen. Es war immer so.
    »Kommen Sie, Peter«, flüsterte der King und ging voran, tiefer in den Dschungel hinein.
    Alles war gut geplant gewesen. Bis jetzt. Als er die Baracke erreicht hatte, war der King schon bereit gewesen. »Man muß Werkzeuge haben, wenn man eine Arbeit ordentlich machen will«, hatte er gesagt und auf ein Paar gut eingefettete Japsenstiefel mit Kreppsohlen und weichem, geräuschlosem Leder und auf die ›Ausrüstung‹, die aus schwarzen Chinesenhosen und einer kurzen Bluse bestand, gezeigt.
    Nur Dino war in ihren Ausflug eingeweiht. Er hatte die beiden ›Ausrüstungen‹ zu Bündeln verschnürt und sie heimlich am Ausgangspunkt versteckt. Dann war er zurückgekehrt, und als die Luft rein war, hatten Peter Marlowe und der King ganz unauffällig die Baracke verlassen und erklärt, sie wollten mit Larkin und noch einem anderen Aussie Bridge spielen. Sie hatten eine nervenzerrüttende halbe Stunde warten müssen, bis der Weg frei gewesen war, so daß sie in den Wassergraben am Stacheldraht hinauslaufen, in ihre Ausrüstung schlüpfen und sich Gesicht und Hände mit Schlamm beschmieren konnten. Noch eine Viertelstunde, bis sie unbeobachtet zum Zaun hatten laufen können. Als sie den Zaun hinter sich gebracht hatten und in ihrem Versteck am Dschungelrand lagen, hatte Dino ihre weggeworfenen Kleider eingesammelt.
    Dschungel bei Nacht. Gespenstisch. Aber Peter Marlowe fühlte sich zu Hause. Es war genau wie auf Java, genau wie in der Umgebung seines eigenen Dorfes, so daß seine Nervosität ein wenig nachließ.
    Der King ging mit unfehlbarer Sicherheit voran. Er hatte den Weg früher schon fünfmal zurückgelegt. Er ging, und jeder Sinn war hellwach. Irgendwo stand ein Posten, an dem sie vorbei mußten. Dieser Posten hatte keinen genau festgelegten Weg abzugehen, sondern konnte sich frei bewegen. Aber der King wußte, daß der Posten sich meist irgendwo eine Lichtung suchte und sich schlafen legte.
    Nach langer Zeit, in der sie von Angst gequält wurden, nach einer Zeit, in der jedes verfaulte Stück Holz oder Blatt ihr Vorübergehen hinauszuschreien schien und in der jeder lebende Zweig sie zurückhalten zu wollen schien, erreichten sie den Pfad. Sie waren an dem Posten vorbei. Der Pfad führte zum Meer. Und dann zum Dorf.
    Sie überquerten den Pfad und begannen einen Kreis zu schlagen. Über dem dichten Laubdach hing ein Halbmond am wolkenlosen Himmel. Es herrschte gerade das richtige Licht, das ihnen Sicherheit bot. Freiheit. Kein Stacheldraht ringsum und keine Menschen. Endlich für sich allein sein.
    Für Peter Marlowe war es ein plötzlicher Alptraum.
    »Was ist los, Peter?« flüsterte der King, der fühlte, daß etwas nicht stimmte.
    »Nichts … Es ist nur – ach, es ist ein richtiger Schock, plötzlich draußen zu sein.«
    »Sie werden sich daran gewöhnen.« Der King warf

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