Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rattenkoenig

Rattenkoenig

Titel: Rattenkoenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
Vom Netzwerk:
einen Blick auf seine Armbanduhr. »Wir müssen noch etwa zwei Kilometer gehen. Wir sind etwas zu früh dran, deshalb warten wir besser eine Weile.«
    Er entdeckte ein Versteck aus ineinanderverflochtenen Ranken und gestürzten Bäumen und schlüpfte darunter. »Hier können wir es uns bequem machen.«
    Sie warteten und lauschten in den Dschungel hinein. Grillen, Frösche, plötzliches Gezwitscher. Jähe Stille. Das Rascheln eines unbekannten Tieres.
    »Ich könnte was zu rauchen brauchen.«
    »Ich auch.«
    »Aber hier geht es nicht.« Des King Geist war hellwach. Die eine Hälfte lauschte in den Dschungel. Die andere arbeitete rasend und ging noch einmal alle Perspektiven des künftigen Geschäftes durch. Ja, sagte er sich, es ist ein guter Plan.
    Er warf einen Blick auf die Uhr. Der Minutenzeiger kroch schleppend weiter. Aber dadurch hatte er mehr Zeit zum Planen. Je länger man vor einem Geschäft alles plante, desto besser. Dadurch vermied man Schnitzer und erzielte einen höheren Gewinn. Gott sei für den Gewinn gedankt! Der Kerl, der das Geschäftemachen erdacht hatte, war das wahre Genie gewesen. Man muß für wenig einkaufen und für mehr verkaufen. Man muß sein Hirn anstrengen. Muß ein Risiko eingehen, und das Geld strömt herein. Und mit dem Geld ist alles möglich. Vor allem gibt es Macht.
    Wenn ich rauskomme, dachte der King, werde ich Millionär. Ich werde so viel Geld machen, daß Fort Knox sich daneben wie ein Sparschweinchen ausnimmt. Ich werde eine Organisation aufbauen. Die Organisation wird mit ehrlichen, aber harten Burschen besetzt. Hirne kann man immer kaufen, und wenn man erst den Preis eines Burschen kennt, kann man ihn ganz nach Belieben brauchen oder mißbrauchen. Das ist es, was die Welt in Bewegung hält. Es gibt die Elite und die anderen. Ich bin Elite. Ich werde es bleiben.
    Nie mehr werde ich herumgestoßen oder von Stadt zu Stadt geschoben werden. Das ist vorbei. Damals war ich noch ein Kind. An Vater gebunden – an einen Mann gebunden, der die Leute bediente oder Benzin zapfte oder Telefonbücher auslieferte oder Lumpen und Abfall wegfuhr oder um Almosen winselte, um sich eine Flasche Schnaps kaufen zu können. Und dann die Schweinerei wegräumen. Nie wieder. Jetzt werden andere meine Schweinerei wegräumen.
    Nur die Moneten brauche ich. »Alle Menschen sind gleich geschaffen … es gibt unveräußerliche Rechte.«
    Gott sei Dank, daß es Amerika gibt, sagte der King sich zum abertausendsten Male. Gott sei Dank, daß ich als Amerikaner geboren wurde.
    »Es ist Gottes eigenes Land«, sagte er halb zu sich selbst.
    »Was?«
    »Die Staaten.«
    »Warum?«
    »Die Staaten sind der einzige Platz auf der Welt, wo man alles kaufen kann, wo man eine Chance hat, es zu etwas zu bringen. Das ist wichtig, wenn man nicht in Reichtum hineingeboren wurde, Peter, und das ist nur bei verflucht wenigen der Fall. Aber wenn man nicht hineingeboren wurde – und man möchte arbeiten –, nun, dann gibt es so verflucht viele günstige Gelegenheiten, daß einem die Haare zu Berge stehen. Und wenn ein Mann nicht arbeitet und sich selbst hilft, verdammt, dann taugt er auch nichts und ist kein Amerikaner und …«
    »Horchen Sie!« warnte Peter Marlowe und war plötzlich alarmiert.
    Aus der Ferne kam das leise Tappen näher kommender Schritte.
    »Es ist ein Mann«, flüsterte Peter Marlowe und glitt tiefer in den Schutz der Ranken hinein. »Ein Eingeborener!«
    »Verdammt, woher wissen Sie das?«
    »Er trägt Holzsandalen. Ich würde sagen, er ist alt. Er schlurft.«
    Wenige Augenblicke später tauchte der Eingeborene aus dem Schatten auf und ging unbekümmert den Pfad entlang. Es war ein alter Mann, und auf den Schultern trug er ein totes Wildschwein. Sie sahen ihn vorbeigehen und kurz darauf verschwinden.
    »Er hat uns bemerkt«, erklärte Peter Marlowe besorgt.
    »Verflucht, das hat er nicht.«
    »Doch, ich bin ganz sicher, daß er uns bemerkt hat. Vielleicht dachte er, es wäre ein Japsenposten, aber ich habe seine Füße beobachtet. So kann man immer feststellen, ob man entdeckt worden ist. Er hat einen Takt im Schritt ausgelassen.«
    »Vielleicht war es ein Erdspalt im Pfad oder ein Stock.«
    Peter Marlowe schüttelte den Kopf.
    Freund oder Feind? überlegte der King fieberhaft. Wenn er aus dem Dorf ist, dann sind wir sicher. Das ganze Dorf weiß, wann der King kommt, denn alle bekamen von Cheng San, seinem Verbindungsmann, ihren Anteil. Ich habe ihn nicht erkannt, aber das hat weiter nichts zu

Weitere Kostenlose Bücher