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Rattenkoenig

Rattenkoenig

Titel: Rattenkoenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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›Wir sollten hier im Dorf einen Laden einrichten und uns nicht die Mühe machen, zum Lager zurückzugehen.‹
    Nach dem Kaffee eröffnete Cheng San die Verhandlungen.
    »Ich hätte es für gefährlich gehalten, nachts das Lager zu verlassen. Es ist jedenfalls gefährlicher, als wenn ich hierher ins Dorf komme.«
    Die erste Runde haben wir gewonnen, dachte Peter Marlowe. Jetzt war nach orientalischer Sitte Cheng San im Nachteil, denn er hatte das Gesicht verloren, indem er als erster vom Geschäft sprach. Er wandte sich an den King. »Jetzt können Sie anfangen, Rajah. Wir haben bis jetzt einen Punkt gewonnen.«
    »Tatsächlich?«
    »Ja. Was soll ich ihm sagen?«
    »Sagen Sie ihm, ich habe ein großes Geschäft anzubieten. Einen Diamanten. Vier Karat. In Platin gefaßt. Makellos, bläulichweiß. Ich möchte fünfunddreißigtausend Dollar dafür. Fünftausend britische Malaya-Straits-Dollar, den Rest in Japsenfalschgeld.«
    Peter Marlowe riß weit die Augen auf. Er sah den King an, so daß seine Überraschung dem Chinesen verborgen blieb. Aber Sutra bemerkte sie. Da er nichts mit dem Geschäft zu tun hatte, sondern lediglich einen gewissen Prozentsatz als Mittelsmann kassierte, lehnte er sich zurück, um das Geplänkel zu genießen. Es war nicht nötig, sich um Cheng San Sorgen zu machen – Sutra wußte aus bitterer Erfahrung, daß der Chinese so gut wie nur irgendwer für sich selbst sorgen konnte.
    Peter Marlowe übersetzte. Die gewaltigen Ausmaße des Geschäfts würden jeden Schnitzer völlig untergehen lassen. Und er wollte den Chinesen erschüttern.
    Cheng San strahlte sichtlich und hatte sich nicht in der Hand. Er bat, den Diamanten sehen zu dürfen.
    »Sagen Sie ihm, ich habe ihn nicht bei mir. Sagen Sie ihm, ich werde in zehn Tagen liefern. Sagen Sie ihm, ich müsse das Geld drei Tage früher haben, bevor ich liefere, weil der Eigentümer ihn nicht herausrücken will, bevor er das Geld hat.«
    Cheng San wußte, daß der King ein ehrbarer Händler war. Wenn er sagte, er hätte den Ring und würde ihn übergeben, dann würde er es auch tun. Er hatte es immer getan. Aber einen solchen Geldbetrag zu beschaffen und ihn ins Lager zu schmuggeln, wo er den King nicht im Auge behalten konnte – nun, das war ein gewaltiges Risiko.
    »Wann kann ich den Ring sehen?« fragte er.
    »Sagen Sie ihm, wenn er will, kann er in sieben Tagen ins Lager kommen.«
    Ich muß also das Geld übergeben, bevor ich den Diamanten auch nur sehe, dachte Cheng San. Unmöglich, und der Tuan Rajah weiß es. Sehr schlechtes Geschäft. Wenn er wirklich vier Karat hat, kann ich dafür fünfzig – hunderttausend Dollar bekommen. Schließlich kenne ich den Chinesen, dem die Maschine gehört, die das Geld druckt. Aber die fünftausend Malaya-Straits-Dollar – das ist etwas ganz anderes. Die würde er auf dem schwarzen Markt kaufen müssen. Und zu welchem Kurs? Sechs zu eins wäre teuer, zwanzig zu eins billig.
    »Sagen Sie meinem Freund, dem Rajah«, sagte er, »das seien seltsame Geschäftsbedingungen. Deshalb müsse ich länger nachdenken, als es bei einem Geschäftsmann nötig sein sollte.« Er schlenderte zum Fenster hinüber und blickte hinaus.
    Cheng San war des Kriegs müde und all der heimlichen Machenschaften müde, die ein Geschäftsmann ertragen mußte, wenn er Gewinn erzielen wollte. Er dachte an die Nacht und an die Sterne und an die Einfältigkeit der Menschen, die kämpften und für Dinge starben, die keinen bleibenden Wert haben würden. Gleichzeitig erkannte er, daß die Stärkeren überleben und die Schwachen umkommen. Er dachte an seine Frau und seine Kinder, an die drei Söhne und die einzige Tochter und an all die Dinge, die er ihnen gerne gekauft hätte, um ihnen das Leben angenehm zu machen. Er dachte auch an die zweite Frau, die er sich gerne gekauft hätte. Auf irgendeine Weise mußte er dieses Geschäft machen. Und es lohnte das Risiko, dem King zu trauen.
    Der Preis ist angemessen, überlegte er. Aber wie sollte er dafür sorgen, daß ihm das Geld auch sicher war? Einen Verbindungsmann suchen, dem er vertrauen konnte. Es würde einer der Posten sein müssen. Der Posten konnte sich den Ring ansehen. Er konnte das Geld übergeben, falls der Ring echt war und das Gewicht stimmte. Dann konnte der Tuan Rajah abliefern, hier im Dorf. Es war nicht nötig, dem Posten zu vertrauen, ihn den Ring entgegennehmen und ihn übergeben zu lassen. Wie hätte man einem Posten trauen können?
    Vielleicht könnte man eine kleine

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