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Rattenkoenig

Rattenkoenig

Titel: Rattenkoenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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sehr schlecht.
    Das Essen wurde von der Hauptfrau des Dorfältesten, einem verrunzelten alten Weib, serviert. Sie wurde von Sulina, einer seiner Töchter, unterstützt. Schön, weich, voll Rundungen, mit honigfarbener Haut. Süß duftend. Frischer Sarong ihm zu Ehren.
    »Tabe, Sam«, zwinkerte der King Sulina zu.
    Das Mädchen sprudelte vor Lachen über und versuchte scheu, seine Verlegenheit zu verbergen.
    »Sam?« fuhr Peter Marlowe hoch.
    »Natürlich«, antwortete der King trocken. »Sie erinnert mich an meinen Bruder.«
    »Bruder?« Peter Marlowe starrte ihn verwundert an.
    »Spaß. Ich habe keinen Bruder.«
    »Oh!« Peter Marlowe dachte einen Augenblick nach und fragte dann: »Warum Sam?«
    »Der alte Sack wollte mich nicht vorstellen«, erklärte der King, ohne das Mädchen anzusehen, »deshalb habe ich ihr einfach den Namen gegeben. Ich glaube, er paßt auf sie.«
    Sutra wußte, daß ihre Unterhaltung etwas mit seiner Tochter zu tun hatte. Er wußte, daß er einen Fehler gemacht hatte, als er sie hier hereingelassen hatte. Vielleicht hätte er es zu einer anderen Zeit gerne gesehen, wenn einer der Tuan-Tuan auf sie aufmerksam geworden wäre und sie mit sich in seinen Bungalow genommen hätte, um sie auf ein oder zwei Jahre zu seiner Geliebten zu machen. Dann wäre sie, wohlvertraut mit der Art der Männer und mit einer schönen Mitgift in Händen, ins Dorf zurückgekehrt, und es wäre ihm leichtgefallen, für sie den richtigen Ehemann zu finden. So wäre es jedenfalls in der Vergangenheit gewesen. Jetzt aber führte so ein Techtelmechtel nur zu gelegentlichen Ausflügen in die Büsche, und das wollte Sutra für seine Tochter nicht, obwohl es an der Zeit war, daß sie zur Frau wurde.
    Er beugte sich vor und bot Peter Marlowe ein ausgewähltes Stück Schweinefleisch an. »Vielleicht würde das Euren Appetit reizen?«
    »Ich danke Euch.«
    »Ihr könnt gehen, Sulina.«
    Peter Marlowe hörte die Entschiedenheit in der Stimme des Alten und bemerkte den Schatten der Bestürzung, der über das Gesicht des Mädchens flog. Aber sie verneigte sich tief und zog sich zurück.
    Die alte Frau blieb, um die Männer zu bedienen.
    Sulina, dachte Peter Marlowe und spürte einen längst vergessenen Drang. Sie ist nicht so hübsch wie N'ai, die ohne Fehl und Tadel war, aber sie ist im gleichen Alter und ist hübsch. Vielleicht vierzehn und reif. Mein Gott, und wie reif.
    »Ist das Essen nicht nach Eurem Geschmack?« erkundigte sich Cheng San, der über Peter Marlowes offensichtliche Verzauberung durch das Mädchen belustigt war. Vielleicht konnte er das zu seinem Vorteil benutzen.
    »Im Gegenteil. Es ist vielleicht zu gut, denn bei dem, was wir bekommen, ist mein Gaumen nicht mehr an feines Essen gewöhnt.« Peter Marlowe erinnerte sich, daß der Javaner um des guten Geschmacks willen nur in Gleichnissen über Frauen spricht. Er wandte sich an Sutra. »Es war einmal ein weiser Guru, der sagte, es gäbe vielerlei Arten der Nahrung. Solche für den Magen, solche für das Auge und solche für den Geist. Heute abend habe ich Nahrung für den Magen bekommen. Und Eure und Tuan Cheng Sans Reden sind Nahrung für den Geist gewesen. Ich bin gesättigt. Aber dennoch ist mir – ist uns auch – Nahrung für das Auge geboten worden. Wie kann ich Euch für Eure Gastfreundschaft danken?«
    Sutra runzelte die Stirn. Gut ausgedrückt. Deshalb verneigte er sich dankend für das Kompliment und sagte schlicht: »Das war ein weises Wort. Vielleicht wird das Auge gelegentlich wieder hungrig sein. Wir müssen die Weisheit der Alten ein andermal diskutieren.«
    »Weshalb sehen Sie plötzlich so blasiert aus, Peter?«
    »Ich sehe nicht blasiert aus, sondern ich freue mich nur über mich selbst. Ich habe ihm gerade erzählt, wir hielten sein Mädchen für hübsch.«
    »Ja, sie ist eine Puppe! Wie wäre es, wenn Sie sie bäten, sich zu uns zu setzen und mit uns Kaffee zu trinken?«
    »Um Himmels willen.« Peter versuchte, seiner Stimme keine Erregung anmerken zu lassen. »Man platzt doch nicht einfach so heraus und trifft eine Verabredung. Man muß sich Zeit lassen und es schön aufbauen.«
    »Verdammt, das ist nicht die amerikanische Art. Man trifft ein Weibsbild, man findet sie gut, und sie findet einen gut, und dann geht man ran.«
    »Sie haben kein Zartgefühl.«
    »Vielleicht. Aber ich habe viele Weibsbilder.«
    Sie lachten, und Cheng San wollte wissen, was für ein Witz es gewesen wäre, und Peter Marlowe erzählte ihm, der King hätte gesagt:

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