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Rattenkoenig

Rattenkoenig

Titel: Rattenkoenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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rechtzeitig Nachricht zu geben. Vielleicht werden sie dort sein, vielleicht auch nicht. Aber wenn sie glauben, es gebe fünf Tausender für jeden von uns, den sie herausholen, dann werden sie vielleicht von jetzt an gut aufpassen.
    »Werden Sie das Lager im Auge behalten?«
    »Vielleicht sagt unser Führer ja, vielleicht auch nein.«
    »Wer ist Ihr Führer?«
    Der Chinese zuckte die Achseln und stocherte in den Zähnen.
    »Dann ist es also ein Geschäft?«
    »Vielleicht.« Die Augen blickten feindselig. »Sind Sie fertig?«
    »Ja.« Der King streckte die Hand aus. »Danke.«
    Der Chinese sah auf die Hand hinab, lachte dann höhnisch auf und ging zur Tür.
    »Denken Sie daran. Nur zehn. Rest krrr!« Er ging weg.
    Nun, der Versuch lohnt sich, versicherte der King sich selbst. Die Hunde könnten das Geld bestimmt brauchen. Und Onkel Sam würde bezahlen. Verdammt, warum auch nicht? Verflucht, wozu zahlen wir Steuern?
    »Tuan«, sagte Kasseh ernst von der Tür her, »ich mag diese Geschichte nicht.«
    »Man muß ein Risiko eingehen. Wenn es plötzlich eine Schlächterei gibt, können wir vielleicht entkommen.« Er blinzelte ihr zu. »Der Versuch lohnt sich. Wir wären sowieso tot. Verdammt, was können wir also verlieren. Vielleicht haben wir so eine Rückzugslinie.«
    »Warum macht Ihr das Geschäft nicht für Euch allein? Warum geht Ihr nicht jetzt mit ihm weg und flieht aus dem Lager?«
    »Immer ruhig Blut. Erstens ist es im Lager sicherer als bei den Guerillas. Es hat keinen Sinn, ihnen zu trauen, außer im Notfall. Zweitens wäre Ihnen ein einzelner nicht der Mühe wert. Das ist es ja, warum ich ihn gebeten habe, dreißig zu retten. Aber er konnte nur für zehn garantieren.«
    »Wie wollt Ihr die zehn auswählen?«
    »Jeder wird für sich selbst sorgen müssen. Hauptsache, ich bin in Sicherheit.«
    »Vielleicht ist Euer Kommandierender Offizier dagegen, daß es nur zehn sind.«
    »Er wird dafür sein, wenn er einer von den Glücklichen ist.«
    »Glaubt Ihr, daß die Japaner Gefangene umbringen werden?«
    »Vielleicht. Aber wir denken nicht mehr daran, nicht wahr?«
    Sie lächelte. »Vergessen. Ihr seid heiß. Wollt Ihr eine Dusche nehmen, ja?«
    »Ja.«
    Im Duschraum der Hütte schöpfte der King Wasser aus dem Betonbrunnen und goß es über sich. Das Wasser war kalt, und es ließ ihn prusten und sein Fleisch prickeln.
    »Kasseh!«
    Mit einem Tuch in der Hand kam sie durch den Vorhang. Sie blieb stehen und starrte ihn an. Ja, ihr Tuan war ein schöner Mann. Stark und schön, und die Farbe seiner Haut war angenehm. Wah-lah, dachte sie, wie bin ich glücklich, einen solchen Mann zu haben. Aber er ist so groß, und ich bin so klein. Er überragt mich um zwei Köpfe. Dennoch wußte sie, daß sie ihm gefiel. Es ist leicht, einem Mann zu gefallen, wenn man Frau ist. Und wenn man sich nicht schämt, Frau zu sein.
    »Worüber lächelst du?« fragte er, als er ihr Lächeln bemerkte.
    »Ach, Tuan, ich denke gerade, wie groß Ihr seid und wie klein ich bin, und dennoch, wenn wir uns hinlegen, ist der Unterschied gar nicht mehr so groß, nicht wahr?«
    Er lachte, klatschte ihr zärtlich auf den Hintern und nahm das Handtuch. »Wie wäre es mit etwas zu trinken?«
    »Es ist bereit, Tuan.«
    »Was ist sonst noch bereit?«
    Sie lächelte mit dem Mund und mit den Augen. Ihre Zähne blitzten blütenweiß, und ihre Augen leuchteten tief braun, und ihre Haut war glatt und duftete süßlich. »Wer weiß, Tuan.«
    Dann verließ sie den Raum.
    Donnerwetter, sie ist ein Teufelsweib, dachte der King, sah hinter ihr her und trocknete sich heftig ab. Ich bin ein Glückspilz. Kasseh war ihm von Sutra vermittelt worden, als der King das erste Mal ins Dorf gekommen war. Die Einzelheiten waren säuberlich festgelegt worden. Wenn der Krieg vorüber war, sollte er an Kasseh zwanzig amerikanische Dollar für jedes Mal zahlen, das er bei ihr blieb. Er hatte einige Dollar vom ursprünglich verlangten Preis heruntergehandelt – Geschäft war schließlich Geschäft –, aber für zwanzig Dollar war sie eine großartige Erwerbung.
    »Woher weißt du, daß ich bezahlen werde?« hatte er sie gefragt.
    »Ich weiß es nicht. Aber wenn Ihr es nicht tut, tut Ihr es eben nicht, und dann habe ich nur Freude gewonnen. Wenn Ihr mich bezahlt, dann habe ich Geld und Freude gewonnen.« Dabei hatte sie gelächelt.
    Er schlüpfte in die Sandalen, die sie für ihn stehengelassen hatte, und ging durch den Perlenvorhang. Sie erwartete ihn.
    Peter Marlowe beobachtete

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