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Rattenkoenig

Rattenkoenig

Titel: Rattenkoenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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zog das kleine Radio unter dem Bett hervor.
    »Ich will Euch vertrauen. Dieses Rundfunkgerät ist in Ordnung. Es funktioniert gut. Ihr könnt es mitnehmen.«
    Peter Marlowe ließ es vor Aufregung beinahe fallen. »Aber was ist mit Euch? Bestimmt ist es unbezahlbar.«
    »Es hat keinen Preis. Nehmt es mit Euch.«
    Peter Marlowe drehte den Rundfunkempfänger um. Es war ein Super. In tadellosem Zustand. Die Rückwand fehlte, und die Röhren glitzerten im Schein der Öllampe. Es gab viele Kondensatoren. Viele. Er hielt das Gerät näher ans Licht und untersuchte sorgfältig Zentimeter um Zentimeter dessen Eingeweide.
    Der Schweiß begann ihm vom Gesicht zu tropfen. Dann entdeckte er ihn, dreihundert Mikrofarad.
    Was mache ich jetzt, überlegte er. Nehme ich nur den Kondensator? Mac hatte gesagt, er wäre beinahe sicher, daß es am Kondensator läge. Am besten nehme ich gleich den ganzen Kasten mit, und wenn dann der Kondensator nicht in unser Gerät paßt, haben wir immer noch ein anderes Gerät. Wir könnten es irgendwo verstecken. Ja. Es wird ganz gut sein, wenn wir ein Ersatzgerät haben.
    »Ich danke Euch, Tuan Sutra. Es ist ein Geschenk, für das ich Euch nicht genug danken kann. Ich und alle in Changi.«
    »Ich bitte Euch, beschützt uns hier. Wenn ein Posten Euch sieht, dann vergrabt es im Dschungel. Mein Dorf liegt in Euren Händen.«
    »Fürchtet nichts. Ich werde es mit meinem Leben beschützen.«
    »Ich glaube Euch. Aber vielleicht ist mein Tun doch töricht!«
    »Es gibt Zeiten, Tuan Sutra, in denen ich wahrhaftig glaube, daß die Menschen überhaupt nur Toren sind.«
    »Ihr seid weiser als Euren Jahren entspricht.«
    Sutra gab ihm ein Stück Stoff, um das Gerät darin einzuwickeln, und dann kehrten sie in den Hauptraum zurück. Sulina saß auf der Veranda im Schatten. Als sie eintraten, erhob sie sich.
    »Darf ich Euch etwas zu essen oder zu trinken holen, Vater?«
    Wah-lah, dachte Sutra verdrießlich. Sie fragt mich, aber sie meint ihn. »Nein, geht zu Bett.«
    Sulina warf herrisch den Kopf in den Nacken, gehorchte aber.
    »Meine Tochter verdient Schläge, glaube ich.«
    »Es wäre schade, etwas so Zierliches zu verunstalten«, erwiderte Peter Marlowe. »Tuan Abu hat immer gesagt: ›Schlage eine Frau mindestens einmal die Woche, und du wirst Frieden in deinem Hause haben. Schlage sie aber nicht zu hart, wenn du sie nicht erzürnen willst, denn sonst wird sie sicher zurückschlagen und dir große Schmerzen bereiten!‹«
    »Ich kenne das Sprichwort, es ist gewiß wahr. Frauen sind mit dem Verstand nicht zu begreifen.«
    Sie redeten über vieles, hockten auf der Veranda und sahen auf das Meer hinaus. Die Brandung war sehr schwach, und Peter Marlowe bat um die Erlaubnis, schwimmen zu dürfen.
    »Es gibt keine Strömungen«, erklärte ihm der alte Malaie, »aber manchmal kommen Haie.«
    »Ich werde achtgeben.«
    »Schwimmt nur im Schatten, in der Nähe der Boote. Es ist schon vorgekommen, daß Japaner den Strand entlanggingen. Fünf Kilometer die Küste abwärts sind eine Küstenbatterie und Maschinengewehrnester. Haltet die Augen offen!«
    »Ich werde mich in acht nehmen.«
    Peter Marlowe hielt sich in den Schatten, als er auf die Boote zuging. Der Mond wanderte langsam himmelabwärts auf den Horizont zu. Es bleibt mir nicht mehr allzuviel Zeit, dachte er.
    Bei den Booten arbeiteten einige Männer und Frauen, machten Netze klar und flickten sie, schwatzten und lachten laut miteinander. Sie beachteten Peter Marlowe nicht, als er sich auskleidete und in das Meer hineinging.
    Das Wasser war warm, aber wie in allen Meeren des Fernen Ostens gab es kalte Stellen, und er fand eine und versuchte, sich gegen die Dünung darin zu halten.
    Das Gefühl der Freiheit war herrlich, und es war beinahe so, als wäre er wieder ein kleiner Junge, der mit seinem Vater um Mitternacht in der Südsee schwamm und den Vater neben sich rufen hörte: »Geh nicht zu weit hinaus, Peter! Denk an die Strömungen!«
    Er tauchte und schwamm unter Wasser, und seine Haut trank die Meeressalze. Als er wieder an die Oberfläche auftauchte, spie er wie ein Wal Wasser, schwamm träge auf die seichten Stellen zu, legte sich dort auf den Rücken, ließ sich von der Brandung überspülen und genoß frohlockend seine Freiheit.
    Als er in der Brandung strampelte, die um seine Lenden quirlte, kam ihm plötzlich zu Bewußtsein, daß er splitternackt war und daß nur zwanzig Schritte von ihm entfernt Männer und Frauen arbeiteten und lachten. Aber er

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