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Rattentanz

Titel: Rattentanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Tietz
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vielleicht helfen.«
    »Du? Wieso ausgerechnet du?«
    »Ich kenne mich mit den Waffen aus.«
    »Das können andere vielleicht auch.«
    »Vielleicht. Aber stehen die anderen auch hinter dir? Vielleicht wird einer wie Mettmüller irgendwann für die Sicherheit verantwortlich sein. Oder vielleicht will Faust den Job auch selbst übernehmen?«
    »Aber du wohnst in Bonndorf. Du bist kein Wellendinger.«
    »Jetzt sei nicht so kleinlich. Ich bin hier, andere nicht. Wenn es in Ordnung ist, kann ich mir doch hier im Ort etwas suchen, inzwischen stehen ja schon genügend Häuser leer.«
    »Die alle jemandem gehören.«
    »Der nicht da ist«, fügte Kiefer mit einem Lächeln hinzu.
    »Warum gehst du nicht in dein Haus nach Bonndorf?« fragte Basler. Die Antwort interessierte ihn wirklich. Was war der Grund, dass Kiefer sein eigenes Haus aufgeben wollte, um hier in Wellendingen zu leben? Aber Kiefer antwortete nur mit einem Achselzucken.
    Vielleicht, ging es Basler weiter durch den Kopf, vielleicht ist es gar keine so üble Idee, Kiefer die Sicherheit des Dorfes organisieren zu lassen. Wer weiß schon, wie sich alles entwickelt und vielleicht bin ich irgendwann einmal froh, dass jemand, der hinter mir steht, die einzigen Schusswaffen im Dorf in der Hand hält.
    »Wir werden sehen«, meinte er schließlich und schüttelte Kiefers Hand ab. »Wenn das Thema entschieden wird, denk ich vielleicht an dich. Vielleicht.«
    »Dein Schaden wäre es nicht.«
    »Wo waren wir stehen geblieben?« Roland Basler setzte sich wieder zu den anderen an den Tisch und griff nach seinem Glas.
    »Bei unseren Problemen«, antwortete Eisele. »Und wie wir sie vielleicht lösen können.«
    Der Rat der Gemeinde Wellendingen, wie sie einstimmig beschlossen hatten, sich zu nennen, traf schließlich folgende Entscheidungen:
    1. Christoph Eisele sollte in spätestens zwei Tagen das Massengrab geschlossen haben und zwar so, dass für das Grundwasser des Ortes keine Gefahr zu befürchten sei.
    2. Ab sofort war es untersagt, Wasser aus eigenen Sammelbehältern zum unabgekochten Verzehr zu entnehmen. In der Ortsmitte sollte der Ehrenbach an zwei Stellen angestaut werden. Die obere Stauung für die Dorfbewohner, die untere Stauung sollte Tieren als Tränke dienen. Für diese Aufgabe war noch ein Verantwortlicher zu finden. 3. Bestandsaufnahme aller im Ort vorhandenen Lebensmittel. (Über eine eventuelle Umverteilung wurde noch nicht abschließend diskutiert.)
    4. Organisation von ausreichend Hilfskräften, die Albickers bei der Versorgung des einzigen Rindesbestandes im Ort unterstützten. Hier zu gehörten melken (zweimal täglich), misten, füttern und tränken. Bea Baumgärtner übernahm diese Aufgabe.
    5. Für die Sicherheit sollte vorerst jeder selbst durch mehr Aufmerk samkeit und Vorsicht, vor allem Fremden gegenüber, sorgen. Jürgen Mettmüller, Förster, sollte am nächsten Tag gefragt werden, ob er Straßensperren errichten könne. Hierbei war an die drei Zufahrtsstraßen nach Bonndorf, den Ehrenbach hinab nach Weizen und Richtung Obere Alp gedacht. (Letztere verwarf man, da die Straße nach dem Flugzeugabsturz bereits unpassierbar war).
    Eine bewaffnete Schutztruppe, wie von Roland Basler kurz vor Ende der Sitzung vorgeschlagen, wurde abgelehnt. Die von Bubi und Kiefer abgegebenen Waffen sollten vorerst in Baslers Keller unter Verschluss bleiben.
    Auf Eiseles Vorschlag hin wurde noch ein letzter Punkt aufgenommen:
    6. Alle Benzin-und Dieselvorräte sollten Albickers zur Verfügung gestellt werden, mit der Maßgabe, dass diese damit ihren landwirtschaftlichen Betrieb fortführten. Christoph Eisele selbst wollte sich, sobald das Grab auf dem Hardt geschlossen war, um diese Aufgabe kümmern.
    »Ich fühle mich wie in einem schlechten Film«, sagte Bea beim Aufbruch.
    »Oder einem Buch«, schloss sich Eisele ihren Gedanken an. »So wie in Stephen Kings ›The Stand‹. Bloß, dass dort die Menschen durch eine Krankheit fast komplett dahingerafft wurden, alle Technik aber weiter ordentlich funktionierte. Bei uns scheint es genau umgekehrt zu sein!«
    Faust nahm Hildegund Teufel in seinem Wagen mit.
    »Morgen werden wir uns bei dir treffen«, sagte er, als sie vor ihrer Tür hielten, »dann musst du dich nicht zu Fuß durch das ganze Dorf quälen. Ich darf dann schließlich nicht mehr fahren.« Die alte Frau lächelte.
    »Weißt du, Frieder, ich habe einen Krieg erleben müssen. Wir hatten zwar Glück, anders als die in den Großstädten oder dort, wo die

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