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Rattentanz

Titel: Rattentanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Tietz
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die bieten sich nur einmal im Leben und dann musste man zugreifen.
    Die beiden Männer blickten aus ihrem Versteck der Krankenschwes ter nach. Die war inzwischen bei der seltsamen Versammlung angekommen. Sie verschwand in einer Menschentraube und Her-mann Fuchs war nur noch zwei Meter von seinem Ziel entfernt. Zwan zigtausend Euro – ein unvorstellbarer Betrag, ein anderes Leben! Fuchs hielt den Atem an und erhob sich. Konnten ihn die da vorn jetzt durch den Regenschleier sehen? Egal, er musste schnell handeln und er würde schnell handeln. Sofort. Jetzt oder nie.
    Das Messer stoßbereit in der Hand, richtete er sich auf. Thomas drehte sich in dem Moment zu ihm um, als Fuchs absprang und auf Beck zuflog.
    Endlich. Nummer drei war erleichtert. Er kommt. Ich bin bereit.
    Aber der von einem Teil in seinem Kopf so lang ersehnte Tod wollte nicht zu ihm. Thomas sah Fuchs durch die Luft fliegen. Der weite Mantel flatterte – die Flügel des Todesengels.
    Das Messer traf Joachim Becks rechtes Schulterblatt. Es kratzte über den Knochen, von Fuchs’ ganzem Gewicht in den überraschten Körper des Polizisten getrieben, dann bohrte sich die Klinge zwischen zwei Rippen hindurch in Becks Lunge.
    Beck wurde von dem plötzlichen Gewicht, das ihn vollkommen unvorbereitet traf, mit dem Gesicht in den Schlamm gedrückt. Er sah klei ne, vom Regen aufgeworfene Blasen unmittelbar vor seinen Au gen, schlam mig braune Blubberbläschen. Ein Schmerz wie von einem Zahnarztbohrer jagte durch seinen Rücken, etwas hatte ihn getroffen, fraß sich in ihn, wollte ihn töten. Aber warum? Was war das? Wer war das? Thomas?
    Fuchs lag auf Becks Rücken. Er packte seine Beute am Haarschopf und drückte Becks Gesicht mit beiden Händen in die Schlammpfütze. Die Blubberbläschen vor Becks Augen wurden größer als er ausatme te, dann verschwanden sie und die Welt versank im fäkalienfarbenen Schlamm vor seinen Augen. Schlamm schwappte in seine Lungen. Er hörte Fuchs keuchen. Beck ahnte den Tod. Er schlug um sich. Fuchs warf sich auf das Messer, dessen Schaft wie ein Schalthebel aus dem Rü cken seines Opfers ragte. Die Klinge wühlte in Blut und Fleisch. Beck wollte schreien, er schrie und Thomas betrachtete irritiert die jetzt großen Blasen in der Pfütze. Warum kommt der Tod zu Beck? Hat er uns verwechselt?, überlegte Thomas.
    Sag ihm, dass er sich geirrt hat!, rief Nummer drei. Hier sind wir! Hier!
    Thomas nahm all seinen Mut zusammen. Er streckte den Arm aus und berührte den Todesengel an der Schulter. Er erwartete, dass ihn die bloße Berührung töten musste, dass seine Fingerspitzen, wenn sie den Tod berührten, erfrieren und abfallen oder Feuer ihn verbrennen würde, die Feuer der Hölle. Aber der Tod fühlte sich wie ein Mensch an, in Stoffe gekleidet, unter denen Muskel und Knochen und Sehnen arbeiteten.
    Aber diese Muskeln, Knochen und Sehnen arbeiten am falschen Op fer! Thomas schüttelte Gevatter Tod. Er hatte so große Angst, eine Angst, welche Blei in seine Glieder goss und jede Bewegung schwer und zum unbeschreiblichen Kraftakt machte. Der Tod war gekommen, gekommen um ihn zu holen, und jetzt sollte plötzlich dieser Polizist wichtiger sein?
    Unerwartet heftig fuhr der Tod in die Höhe und starrte Thomas vol ler Hass aus einem beinahe menschlich anmutenden Gesicht heraus an. Thomas zuckte zusammen, als ihre Blicke sich trafen, dann lan dete die Faust des Todes mitten in seinem Gesicht. Er stolperte nach hinten und konnte sich gerade noch an einem Wrackteil festhalten. Der Tod funkelte ihm böse nach.
    Dieser winzige Augenblick der Ablenkung reichte, dass Beck in ei nem letzten Kraftakt Fuchs am Mantel packte und zu sich in die Pfütze zerrte. Er erkannte ihn sofort!
    Endlich brachte er das eigene Gesicht aus dem Schlamm. Frische Luft schoss in seine Lungen, aber schon war Fuchs erneut über ihm. Er warf sich auf Beck. Der fiel auf den Rücken und wieder drang die Klinge ein Stück tiefer.
    Fuchs’ Faust traf Becks zertrümmerte Nase und schien winzige Splitter tief in dessen Gehirn zu hämmern. Fuchs lachte, Blut schoss hervor – zwei breite Ströme, dann noch ein Schlag.
    Vor Schmerz halb verrückt, tastete Beck nach seiner Waffe. Zwei Schuss, es gab noch zwei Schuss, es gab noch zwei Chancen!
    Fuchs glaubte, der Kampf wäre beendet, denn sein geschlagenes Wild lag unter ihm und wehrte sich nicht mehr. Den rechten Arm seiner Beute hatte der Messerstich fast unbrauchbar gemacht, der linke Arm lag unter Beck.
    Er warf über die

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