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Rattentanz

Titel: Rattentanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Tietz
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zu suchen. Es wäre zwar der reinste Schwachsinn und Selbstmord, aber in diesen Tagen haben wir schon manches Pferd kotzen sehen.«
    »Dann bleibt nur eine Entführung.« Bubi warf das Schlüsselwort so beiläufig wie nur möglich in die Runde. Trotzdem hatte er das Gefühl, jeder müsste sofort mit dem Finger auf ihn und Kiefer zeigen und losschreien: Genau! Entführung! Und ihr zwei steckt dahinter! Stimmts oder hab ich recht?
    Aber seltsamerweise schrie keiner auf und niemand zeigte mit dem Finger, weder auf Kiefer noch auf ihn. Jeder hier sah ziemlich mitgenommen aus. Offensichtlich waren Bubis Worte genau das, was alle dachten und doch keiner zu sagen gewagt hatte.
    »Genau.« Nussberger spuckte auf die Straße.
    »Aber wer soll am helllichten Tag Eva aus unserem Dorf verschlep pen?«, fragte Kiefer. Achselzucken.
    »Dieser angebliche Sohn vom alten Sattler ist ebenfalls verschwun den«, sagte Lydia Albicker. Betroffenheit machte sich breit. Man hatte diesen Mann, der sich oh ne einen Beweis als Georg Sattlers Sohn ausgegeben hatte, bereitwillig aufgenommen. Sogar das Haus seines angeblichen Vaters hatte er beziehen dürfen. Und jetzt?
    »Aber welches Interesse sollte der an Eva haben?«, fragte Mettmüller.
    »Ich glaub nicht, dass er es war«, warf Bubi ein. Martin Kiefer trat ihm dafür auf die Zehenspitzen. Sei still, dachte er, sei bitte still! Wenn Hermann Fuchs verdächtigt wurde, hieß das, dass sie selbst vorerst aus dem Schussfeld waren!
    »Aber er hat Eva immer so seltsam angesehen«, fiel es Lydia Albicker auf einmal ein. »Die beiden haben kaum miteinander gesprochen, aber Fuchs hat immer zu Eva rübergesehen, wenn sie im Stall war. Fast so, als hätte er sie beobachtet.«
    »Warum hast du das nicht früher gesagt?!«
    »Es ist mir eben erst eingefallen!«
    »Vielleicht hätte das hier verhindert werden können, wenn …«
    »Wenn und Vielleicht bringen jetzt auch nichts mehr!«, sagte Nuss berger.
    »Wir müssen die Umgebung absuchen, bevor er einen zu großen Vorsprung hat«, sagte Kiefer. »Wo könnte er hin sein?«
    »Was sagte er, wo er bisher gelebt hat? Waldshut?«
    Kiefer und Bubi nickten, schließlich war es ihre Geschichte.
    »Dann wird er sich bestimmt auch dahin auf den Weg machen!«
    »Mit einer Gefangenen?«
    »Was, wenn er unsere Vermutungen vorausgesehen hat und in die entgegengesetzte Richtung unterwegs ist?«
    »Nach Bonndorf?«
    »Nach Bonndorf oder nach Donaueschingen. Was weiß denn ich?!«
    »Es bringt nichts, wenn wir hier stehen und Vermutungen anstellen«, unterbrach Kiefer die Diskussion. »Er kann überall sein. Aber feststeht, dass er mit Eva, die sich bestimmt wehrt, nicht sonderlich schnell unterwegs sein kann. Wir müssen uns trennen. Wir bilden zwei Gruppen. Die erste Gruppe sucht Richtung Bonndorf. Die führst du, Jürgen.« Mettmüller nickte. »Die zweite Gruppe durchkämmt den Wald zur Oberen Alp hin. Diese Gruppe leite ich.«
    »Und ich?« Bubi ahnte zwar etwas. Aber was genau erwartete Kiefer jetzt von ihm?
    »Du gehst zuerst in Sattlers Haus. Vielleicht findest du dort irgend einen Hinweis. Wenn ja, findest du uns. Solltest du nichts entdecken, suchst du auf eigene Faust zwischen beiden Gruppen. Also los, wir müssen uns beeilen, in ein, zwei Stunden ist es dunkel!«
    Als sich beide Gruppen in Bewegung setzten, nahm Kiefer seinen Schützling zur Seite. »Du wartest in Sattlers Haus, bis es dunkel ist. Dann gehst du zum Stall und ihr bringt Eva gemeinsam aufs Hardt hoch. Dort sucht niemand. Wir treffen uns am Flugzeug. Ich bin spätestens Mitternacht bei euch.«
    Lea schrie. Sie zappelte in Assauers Armen, der Mühe hatte, das Kind zu bändigen.
    Eckard Assauer war mit Lea zu Susanne gegangen. Er wurde der Kleinen kaum noch Herr und hoffte, Susanne könne ihm helfen. Aber das stellte sich schnell als Irrtum heraus. Susanne hielt schon nach wenigen Minuten das Geschrei der Kleinen nicht mehr aus. Sie presste beide Hände auf die Ohren und rannte aus der Küche die Treppe hi-nauf. Auf halbem Weg blieb sie stehen. Ihr fiel ein, wer in ihrem Schlafzimmer lag, wie es da aussah und roch, dass sie dort seit Tagen nicht mehr geputzt hatte. Sie rannte zurück, an Assauer vorbei hinunter in den Keller.
    »Lea. Lea, hör auf! Sie werden deine Mama finden, Lea, bestimmt finden sie sie.«
    Das Kind schien ihn nicht zu hören. Lea wand sich und schrie dabei immer wieder nach ihrer Mutter. Assauer trug sie ins Wohnzimmer und ließ sich mit ihr auf das Sofa fallen. Er drückte

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