Rau, aber herzlich - Loesch diese Feuer
tat sie jetzt, dem Fahrer mitten ins Gesicht.
"Verfluchtes Luder." Er griff sich an die blutende Nase und verlor dabei die Kontrolle über den Wagen. Der andere packte Del an die Kehle und brüllte: "Pass doch auf, Mann!"
Und in diesem kurzen Moment der Verwirrung stand Del plötzlich klar vor Augen, was sie zu tun hatte.
Sie ignorierte die Faust, die ihre Kehle fest umklammerte und ihr die Luft abschnitt, und versetzte dem Fahrer einen zusätzlichen Hieb auf den Mund. Der wich heftig aufschreiend zurück, und Del schob schnell den Fuß hinüber, fand das Gaspedal und trat es bis zum Anschlag durch.
Der Motor heulte auf, der Wagen schoss nach vorn.
Fluchend versuchte der Fahrer zu steuern, doch Del hielt das Lenkrad mit beiden Händen fest. Sie kämpften miteinander, während er Blut spuckte und vor Panik wie blind war.
Der andere ließ von ihrer Kehle ab und zerrte an ihrem Arm, kugelte ihn fast aus, aber das Auto war schon über den Steg hinaus, hing noch einen Moment in der Luft, ehe es nach einem gewaltigen Aufprall in den Fluten versank.
In ihrer Panik vergaßen die Männer Del und trommelten schreiend an die Fenster, während Dunkelheit sie umfing und Wasser durch alle Öffnungen hereinzuströmen begann.
Del konzentrierte sich auf ihre Atmung. Ihre Kehle schmerzte, dennoch holte sie langsam und tief Luft. Der Revolver lag neben ihr auf dem Sitz, und sie steckte ihn in die Hosentasche. Der Mann rechts von ihr hatte das Fenster herunterkurbeln können, und der Wasserschwall, der hereinschwappte, warf ihn gegen Del. Sein Ellbogen traf ihre Schulter, mit dem Fuß trat er gegen ihre Hüfte bei dem verzweifelten Versuch, hinauszugelangen.
Del kniete sich hin, so dass sich ihr Kopf in der Luftblase unter dem Autodach befand. Noch einmal atmete sie tief ein und glitt auf den Rücksitz. Das Wasser bedeckte bereits ihr Gesicht, als sie den Türgriff ertastete.
Mick wischte sich vorsichtig mit einer Hand das Blut aus dem Gesicht, während er mit der anderen den Wagen über die kurvenreiche Straße lenkte.
Nach dem Aufprall war er gerade rechtzeitig zu sich gekommen, um die Gauner mit Delilah davonfahren zu sehen.
Bevor er die Verfolgung aufnahm, hatte er noch über sein Handy Hilfe herbeigerufen. Er handelte automatisch, nach diesem Geschehen war er noch immer wie betäubt.
Als er am Fluss ankam, sah er noch den Wagen durch die Luft segeln und in die reißenden Fluten eintauchen. Panikartig trat er auf die Bremse, ohne die gleichzeitig eintreffenden Polizeifahrzeuge wahrzunehmen.
Er riss die Tür auf und rannte zum Ufer. Regen schlug ihm ins Gesicht, immer wieder rutschte er auf dem nassen Gras aus. Kurz bevor er den Steg erreichte, brachte ihn jemand zu Fall. Benommen trat er um sich.
"Verdammt, haltet ihn fest!" tief Faradon.
Mick hörte es kaum. Drei Männer umringten ihn und drehten ihm die Arme auf den Rücken. Seine Schulter schmerzte höllisch, doch das war nichts gegen die tödliche Angst in seinem Herzen. Er wurde hochgezogen, um ihn herum erklangen Befehle, Sirenen heulten, Scheinwerfer flammten auf. Verbissen wehrte Mick sich weiter. Faradon trat vor ihn.
"Wir haben Spezialisten angefordert!" schrie er Mick an.
"Hören Sie, Dawson? Spätestens in zehn Minuten sind sie im Wasser."
Mick schüttelte den Kopf. In zehn Minuten würde sie tot sein.
Mit neuer Energie entwand Mick sich den Männern und rannte den Steg entlang. Er wollte gerade springen, als jemand rief: "Da!"
Im Licht eines Suchscheinwerfers war Delilahs Kopf zu erkennen. Sie spuckte und hustete. Mit einem Hechtsprung war Mick im Wasser und nach wenigen Zügen bei ihr.
Als er sie umfassen wollte, wehrte sie sich zunächst.
"Ganz ruhig, Baby", stieß er keuchend hervor. "Ich bin's."
"Mick?" Sie paddelte auf der Stelle, schluckte Wasser, würgte und rief: "Mick!"
In Todesangst klammerte sie sich an ihn und hätte ihn fast nach unten gezogen. Dann waren mehrere Männer bei ihnen und brachten sie schwimmend an den Steg.
Mick hievte zuerst Delilah hoch. Faradon war persönlich zur Stelle. "Fassen Sie meine Hand, Miss."
Schlotternd und triefend stand sie da, jemand hüllte sie in eine Decke. "Mick?"
Er zog sich ebenfalls hoch. Man wollte auch ihm eine Decke reichen, aber er winkte ab und lief auf Delilah zu, die taumelnd die Hände nach ihm ausstreckte. Und dann hielt er sie in seinen Armen, denn da gehörte sie hin, nirgendwo sonst.
Er hörte sie schluchzen, und mit beiden Händen griff er in ihr triefendes Haar und zerrte
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