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Raub auf Burg Schreckenstein

Raub auf Burg Schreckenstein

Titel: Raub auf Burg Schreckenstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Hassencamp
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schaute der Kopf der kleinen Schlange aus einer runden Öffnung des Kartoffelkellers in den Burghof. Ein paar Bewegungen nach rechts und links, langsam schob sich die Schlange vorwärts, bis sich auch ihr Schwanzende im Burghof befand.
    Da geschah etwas Merkwürdiges. Die Schlange teilte sich. Wie ein Regenwurm, der durchtrennt wurde, bewegten sich beide Hälften weiter. Der Kopf mit der vorderen Hälfte huschte die Freitreppe hinauf in den Nordflügel, die hintere Hälfte bewegte sich langsam zum Kreuzgewölbe. Dort trennte sich ein weiteres Stück ab und kroch vorsichtig die steile Treppe zur Folterkammer hinunter, kam blitzschnell wieder herauf, holte die anderen Glieder und kroch mit ihnen abermals hinunter.
    Eine Weile geschah gar nichts. Dann kam ein Glied heraufgeflitzt, über den Hof, die Freitreppe hinauf, durch das Portal hinein und alsbald mit der vorderen Hälfte wieder heraus und hinunter bis vor die Folterkammer. An die eisenbeschlagene Tür geschmiegt, rollte sich die wiedervereinigte Schlange zusammen und verharrte, ohne das geringste Geräusch zu verursachen, reglos.
    Drinnen ging es dafür um so lauter und bewegter zu. Die Ritter überschlugen sich an Einfällen für die einzelnen Stationen des großen Modellstreichs. Jeder Beitrag löste zehn andere aus — ein Musterbeispiel der Zusammenarbeit in der Gemeinschaft. Was der eine noch nicht zu Ende gedacht hatte, das ergänzte der andere; eine schon abgelehnte Idee wurde plötzlich wieder aufgegriffen und erbrachte, zusammen mit ein oder zwei anderen, eine handfeste Spielstation, die sofort eingebaut werden konnte. Streit oder Konkurrenzkampf gab es nicht. Alle dienten der Sache. Der einzelne Beitrag war nur Baustein für das Ganze. Es ging lustig zu. Vor allem gab es immer Gelächter, wenn wieder einmal das Wort „Mäusedressur“ fiel. Dann bewegte sich auch die kleine Schlange draußen vor der Tür ein wenig.
    „Halt!“ rief da Strehlau, der Buch führte. „Wir haben längst genug. Wenn wir das alles machen wollen, brauchen wir den ganzen Landkreis. Und genug Leute haben wir sowieso nicht.“
    „Nehmen wir die Mädchen halt dazu!“ schlug Dampfwalze vor. Ottokar und Stephan sahen einander an.
    „Ein Gruß von Ingrid genügt dir wohl schon? Aber die Idee ist nicht schlecht.“
    Geraune und Äußerungen des Unmuts machten eine sachliche Aussprache über den Vorschlag jedoch unmöglich.
    „Dann können wir’s gleich bleiben lassen!“ protestierte Olf .
    „Das ist dann nicht mehr unser Streich!“ motzte Gustav.
    Anatol schimpfte: „Die Hühner halten doch nicht dicht!“
    „Tun wir auch nicht. Ätsch!“ rief da eine helle Stimme dazwischen. Offen stand die schwere, eisenbeschlagene Tür, die kleine Schlange schlängelte sich herein zu der großen.
    „Wie... wie kommt ihr denn hierher?“ beendete der kleine Eberhard die allgemeine Sprachlosigkeit.
    „Wenn ihr nicht aufpasst...“, antwortete Ingrid spöttisch.
    „Und was wollt ihr?“ Die Mädchen feixten zu Pummels Frage.
    „Ostereier suchen. Was denn sonst?“ alberte Esther. Witzbold Klaus meinte: „Aber, aber! Der Osterhase hat doch noch gar nicht gelegt.“
    Dampfwalze stampfte auf. „Nun sagt schon!“ Knarzend kam Paule aus dem Kasten. Einige Mädchen erschraken sichtlich. Doch als Werner das Skelett mit den Worten „Nein, Paule, du bist kein Osterhase!“ wieder hineinschob, kicherten sie alle.
    „Los, sagt schon!“ wiederholte Dampfwalze jetzt friedlicher, weil Ingrid ihn ansah.
    „Wir wollten was machen“, sagte sie. „Aber das machen wir jetzt ein andermal.“
    „Was, bitte, wolltet ihr machen?“ fragte Strehlau und hielt den Bleistift bereit, als müsse er auch das notieren. Die Mädchen kicherten, und Esther sagte. „Das werdet ihr dann schon merken. Jetzt machen wir erst mal euern Modellstreich mit. Scheint ja eine Riesenschau zu werden.“
    „Ohne uns“, brummten Dieter, Andi und Walter gleichzeitig.
    „Dann verraten wir’s Udo, Jerry und Andreas!“ fauchte Martina.
    „Und was habt ihr davon?“ fragte ihr Bruder Beni sofort.
    „Dass ihr nichts davon habt!“ kam es wie aus der Pistole zurück. Diesmal von Renate.
    Ohne die Leiste zwischen den Steinfliesen zu treffen, stand Dampfwalze von der Streckbank auf, stellte sich Ingrid gegenüber, sah sie an. „Und wenn wir euch mitmachen lassen?“
    „Dann sagen wir natürlich nichts“, antwortete sie.
    „Und wer garantiert uns das?“ fragte Hans-Jürgen streng.
    „Unser Spaß.“ Beatrix lachte.

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