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Raubvogel der Sterne

Raubvogel der Sterne

Titel: Raubvogel der Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Euch darüber aufzuklären, daß dies eine Prüfung darstellt. Noch zu dieser Stunde wird Cargill eine Warnung erhalten. Uns liegt nichts an unfähigen Helfern, denen ihre Aufgabe zu leicht gemacht werden muß. Und wir wollen auch keine Feiglinge. Versagt Ihr oder umgeht die Probe –“ die unmenschliche Drohung in seinen Augen ließ den Schweiß aus meinen Poren treten – „so haben wir einen zweiten Vogel geschaffen.“
    Meine Gedanken kreisten wirr, aber ich glaubte die komplexe wolfische Logik zu verstehen, die sich dahinter verbarg. „Der andere Vogel ist auf mich abgestimmt?“
    Verächtlich schüttelte Evarin den Kopf. „Auf Euch? Ihr seid Gefahr gewohnt und liebt das Spiel. Aber Ihr habt eine Frau, Rakhal Sensar!“
    Ja, Rakhal besaß eine Gattin. Ihr Leben konnten sie bedrohen … Und diese Gattin war meine Schwester Juli.
    Was danach kam, war Antiklimax. Ich mußte mit Evarin trinken, das formelle Ritual, ohne das kein Übereinkommen auf Wolf gültig ist. Evarin unterhielt mich mit Beschreibungen der blutigen Präzision, mit der die Vögel – und andere seiner höllischen Spielzeuge – töteten oder andere Aufgaben durchführen. Miellyn kam wieder in den Raum und warf die Feierlichkeit des Weinzeremoniells über den Haufen, indem sie sich auf mein Knie setzte und aus meinem Krug nippte und schmollte, als ich ihr nicht die Aufmerksamkeit schenkte, die sie zu verdienen glaubte.
    Aber schließlich war es vorüber, und ich trat durch eine Tür, die eine momentane, schwindelnde Benommenheit in mir erzeugte, in die sterndurchfunkelte, kalte Nacht hinaus. Ich befand mich wieder in Charin. Der beißende Geruch des Geisterwindes wich aus den Straßen, aber ich mußte mich bewegungslos in eine Mauerritze drücken, als eine Horde Ya-Wesen, die letzten der weichen Flut, durch die Straße flatterte. Endlich fand ich den Weg zu meiner Unterkunft in einem schmutzigen Chakhotel und warf mich auf das unratstarrende Bett.
    Ich schlief sofort ein.

11. Kapitel
     
    Eine Stunde vor Anbruch der Dämmerung ertönte ein Geräusch in meinem Zimmer. Ich fuhr hoch. Jemand machte sich an der Matratze zu schaffen, unter die ich Evarins Vogel geschoben hatte. Ich schlug zu, traf auf etwas Warmes und Atmendes und rang in der Dunkelheit damit. Ein übelriechendes Tuch legte sich über meinen Mund und wurde daraufgepreßt. Ich riß es keuchend weg und hieb zweimal mit dem Skan zu. Ein hoher Schrei erscholl. Etwas schlug schwer auf den Boden.
    Ich entzündete ein Licht und würgte vor Ekel. Der Angreifer war nichtmenschlich gewesen. Bei einem Humanoiden hätte weniger Blut den Boden bedeckt, und es hätte eine andere Farbe besessen.
    Der Chak, der das Hotel leitete, kam und begann zu schnattern. Chaks hegen Abscheu vor Blut, und er gab mir zu verstehen, daß mein Aufenthalt beendet sei, noch in dieser Minute. Ich ergab mich in mein Schicksal und holte Evarins Spielzeug unter der Matratze hervor. Der Chak erhaschte einen Blick auf die Stickerei des Seidentuches, und er sah mir mit vorwurfsvollen Augen zu, wie ich meine wenigen Habseligkeiten zusammensuchte und den Raum verließ. Er wollte die Münzen nicht anrühren, die ich ihm bot; ich legte sie auf eine Kiste und ließ sie dort liegen, und als ich in den Morgen hinaustrat, flogen die Münzen hinter mir her.
    Ich zog die Seide von dem Spielzeug und versuchte meiner Lage einen Sinn abzugewinnen. Das kleine Ding lag unschuldig und ohne einen Laut in meiner Handfläche. Ich wußte nicht, ob es auf mich, den echten Cargill, oder auf Rakhal abgestimmt war, der meinen Namen und Ruf in der terranischen Kolonie benutzte. Drückte ich den Knopf, so mochte der Vogel Rakhal suchen und töten, und meine Sorgen hatten ein Ende. Zumindest bis Evarin entdeckte, was geschehen war; mit ihm würde ich mich immer noch zu befassen haben. Und ich täuschte mich nicht darüber hinweg, daß ich die Verstellung noch eine weitere Begegnung hindurch unmöglich aufrechterhalten konnte. Andererseits, wenn ich den Knopf betätigte, mochte der Vogel sich gegen mich wenden. Und in diesem Fall war ich tatsächlich aller Schwierigkeit ledig. Überschritt ich dagegen den von Evarin gesetzten Termin, würde der zweite Vogel Juli jagen und töten.
    Ich verbrachte den größten Teil des Tages in einer Chakkaschemme und wälzte ein Dutzend Pläne in meinem Kopf.
    Selbst in der terranischen Kolonie mochte Juli nicht sicher sein. In Macks eigenem Haus besaß einer der Magnussonsprößlinge ein glitzerndes Spielzeug, das

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