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Raubzug mit dem Bumerang

Raubzug mit dem Bumerang

Titel: Raubzug mit dem Bumerang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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noch Nachmittag.
    Sie haben mich entführt, dachte
er. Naso wird sich selbst in Stücke reißen. Oh, Himmel! Mutti flippt aus. Und
mein Herr Vater...? Was wollen die Typen eigentlich von mir? Falsch! Nicht von
mir, sondern was wollen sie für mich haben? Lösegeld, natürlich. Wie
viel bin ich wohl wert?
    Kevin war nicht beunruhigt.
Vielleicht lag das auch an den Nachwirkungen des Betäubungsmittels und nicht
nur an seiner Coolness.
    Abermals hob er den Kopf und
sah zu den Männern. Der Fahrer hatte dunkle Locken und knochige Schultern, die
in einem rostroten Polohemd steckten. Der andere war kahlköpfig und trug einen
hellen Windbreaker, dessen Kragen speckig war — genau in der Farbe des feisten
Genicks.
    „Ich glaube, er ist wach“,
sagte der Fahrer. Er hatte Kevin im Rückspiegel beobachtet. Dort begegneten
sich jetzt ihre Blicke. „Wie geht’s dir, Kleiner?“
    „Wunderbar. Bringt ihr mich zum
Pfadfinderlager?“
    „Hör dir den an, Lobi“,
wieherte der Kahle. „So frech wie sein Alter. Wenn der Kleinknecht im Fernsehen
Reden schwingt, kriege ich jedes Mal Zahnschmerzen.“

    „Ich auch, Otto“, nickte der
Lockige. „Zahnschmerzen und Magenkrämpfe. Bei den meisten Politikern wird mir
nur übel. Aber Kleinknecht ist schlimmer.“
    „Von wem sprecht ihr?“, fragte
Kevin.
    „Hörst du nicht zu? Von deinem
Vater reden wir.“
    „Er ist nur mein Stiefvater.“
    „So genau nehmen wir das nicht.
Jedenfalls wird er eine Million für dich blechen.“
    Kevin ließ sich zurückfallen,
brach in schrilles Gelächter aus und trommelte mit den Fäusten auf die
Ladefläche.
    Der kahle Otto, manchmal auch Einohr
genannt, drehte sich um. „Heh, was ist los? Mach den Wagen nicht kaputt!“
    „Eine... Million!“, prustete
Kevin. „Der Kleinknecht! Ausgerechnet der.“
    „Was soll das heißen?“ Ottos
Boxergesicht überzog sich mit Ärger.
    „Eine Million?!“ Kevin war noch
mit seinem Gelächter beschäftigt. „Nie! Nie!“
    „Willst du uns weismachen, dein
Alter hätte das Geld nicht?“
    „O doch! Er hat mindestens 15
Millionen. Vielleicht auch 20.“ Kevin fand, es sei genug mit dem Gelächter, und
hörte abrupt auf. „Aber nicht für mich. Für mich hat er keinen Cent übrig.“
    „Wieso nicht?“, fragte Lobi.
    „Weil er mich hasst.“
    „Was?“
    „Hat sich das nicht zu euch
rumgesprochen? Natürlich nicht. Der schlaue Kleinknecht sorgt dafür, dass die
Fassade stimmt. Ein Politiker sollte eine heile Familie vorweisen. Sonst
verliert er Stimmen bei den weiblichen Wählern. Aber bei Kleinknecht sieht’s
anders aus hinter der Fassade.“
    „Wirklich?“ Der kahle Otto ließ
die Mundwinkel hängen. „Na, schön, Kevin. Das ist dein Problem. Uns
interessiert nur die Kohle. Kleinknecht wird blechen.“
    „Nichts wird er!“, schrie
Kevin. „Ich weiß es. Er hasst mich. Er wollte meine Mutter heiraten. Dass er
mich dazugekriegt hat, war ihm immer ein Ärger. Als ich ihm mal frech gekommen
bin, hat er mir unter vier Augen gesagt, er wünschte, ich wäre tot. Oh, ich
hasse ihn auch. Mutti weiß nichts davon. Ich will ihr das Herz nicht schwer
machen. Sie denkt, er wäre super. Sie will ihn so sehen. Aber ich habe heimlich
die Bremsschläuche an seinem Landrover durchgeschnitten. Leider hat er’s gemerkt.
Und er wusste, wer’s war. Kein Polizist kam ins Haus. Die Sache wurde nicht
untersucht.“
    „Mensch!“, rief Lobi, der
Lockige. „Das ist ein Mordversuch. Du wolltest ihn umbringen.“
    „Na ja, umbringen eigentlich
nicht. Ich wollte, dass er sich die Knochen bricht. Zu mir hat er gesagt,
sobald ich strafmündig bin, sorgt er dafür, dass ich ins Gefängnis komme. Denn
einer wie ich hätte das Verbrechen im Blut. Dieser Saukerl! Er meint natürlich
meinen wirklichen Vater. Der war Legionär in Afrika und hat auf der Seite von
Rebellen gekämpft. Dabei wurde er getötet. Ich war damals erst drei Monate alt.
Aber ich kenne ihn von Fotos. Er sah viel besser aus als Kleinknecht. Der wird
jeden Tag fetter, besonders sein Hals.“
    Die beiden schwiegen eine
Weile. Der Wagen rumpelte über die Schlaglöcher. Kevin nieste. Staub kitzelte
ihn in der Nase. Er merkte, die veränderte Situation schmeckte den Kidnappern
nicht. Komisch, dass zwei so unterbelichtete Typen ihn im richtigen Moment
erwischt hatten. Den Plan hatten die doch nicht ausgeheckt. Steckte noch jemand
dahinter, einer mit Gehirn?
    „Du glaubst wirklich, er wird
nicht für dich zahlen?“, fragte der kahle Otto.
    „Er wird die

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