Raubzug mit dem Bumerang
anhält. Auch danach sind die Betroffenen noch matt gesetzt, nämlich wie
gelähmt, wie beim Erwachen aus tiefer Narkose. Auch das hält Stunden an.“
Die Typen werden sich wundern,
dachte Kevin. Und ich muss aufpassen, dass ich nicht in Riechweite bin.
Dem Kahlen war noch was
eingefallen. „Heh, Kevin, wann will denn dieser Walm-Haunstetten die Unterlagen
holen?“
„Wenn ich das richtig
verstanden habe“, sagte Kevin, „also, ich glaube, heute Abend.“
„Dann aber Tempo!“, knurrte
Lobi. „Los, Otto, versuch noch mal, ob du den Boss erreichst!“
14. Lucias Gedächtnis für Eiskugeln
TKKG hielten am Straßenrand.
Gaby klappte ihr Handy zu. Sie hatte Wespe abermals angerufen und gebohrt, ob
die Ermittlungen schon irgendwas ergeben hätten. Sie hatten.
„Kevins Gesicht“, berichtete
sie, „ist ja fast so bekannt wie das eines angehimmelten Fernsehclowns. Deshalb
hat ihn die Eisverkäuferin an der Theke von Frinizelli gleich erkannt — an der
Theke für den Straßenverkauf. Kevin hat sich dort eine Tüte Gelato geholt,
bevor er rüber ist in den Soleil-Park.“
„Bringt nichts für die
Nachforschung“, meinte Karl.
„Hm.“ Tim überlegte. „Ich würde
gern wissen, ob die Tüte aus essbarem Waffelteig war oder ob es sich um einen
Plastikbecher handelte.“
„Bringt das was für die
Nachforschung?“, fragte Klößchen.
„Vielleicht.“
Sie fuhren weiter. Zehn Minuten
später standen sie bei Frinizelli an der Theke für Straßenverkauf. Die junge
Italienerin, die die kühle Köstlichkeit portionierte, trug ein weißes Käppchen
mit eingesticktem Firmen-Emblem und hatte Augen wie eine traurige Kuh.
Klößchen erstand einen
Riesenbecher Schoko-Eis. Tim grinste die Signorina an.
„Wir sind Freunde von Kevin
Kleinknecht. Die Polizei hat ja schon nach ihm gefragt und erfahren, dass er
vorhin hier war. Haben Sie ihn bedient?“
„Si.“
„Erinnern Sie sich, was er
verlangt hat?“
„Si.“
„Was denn?“
Sie runzelte die Stirn. „Sechs
Kugeln. Vanille, Schoko, Pistazie, Walnuss, Erdbeere und Malaga.“
„Super, Ihr Gedächtnis,
Signorina.“
„Ich heiße Lucia“, lächelte
sie, „und kann mir die Bestellung von 50 Kunden merken, wenn sie nicht mehr als
zehn Kugeln wollen. Wir haben 14 Sorten. Nächste Woche kommt noch Kiwi-Eis
hinzu.“
„Wahnsinn! Dann wissen Sie
auch, ob Kevin eine Waffel genommen hat oder ob er einen Plastikbecher wollte.“
„Bei sechs Kugeln gebe ich
immer einen Becher. Den mittelgroßen.“ Sie zeigte ihn.
Tim dankte. Weiter! Klößchen
schleckte an seinem Eis. Im Soleil-Park deutete Tim auf den Weg, der zum
Mühlbach führt.
„Dort, wo die Büsche anfangen,
beäugen wir den Boden. Kevin wollte nach Hause, aber das mal auf seine Weise,
ohne Aufsicht des Bodyguards. Zwischen den Büschen haben sie ihn gekascht. Von
den sechs Eiskugeln kann er höchstens zwei verputzt haben. Also hielt er den
Becher noch in der Hand, als sie über ihn herfielen. Wir können davon ausgehen,
dass er den Eisbecher nicht an sich presste wie den Hausschlüssel oder die neue
Zahnspange. Demnach liegt der Becher dort irgendwo auf dem Boden. Wenn wir ihn
finden, kennen wir die Stelle des Überfalls.“
Gaby nickte anerkennend.
Klößchen grunzte Zustimmung.
Karl sagte: „Es sei denn, einer
der Gangster ist so verfressen wie Willi, hat sich des Gelatos bemächtigt, den
Rest vertilgt und den Becher in den Mühlbach geworfen.“
„Heh!“, müpfte Klößchen auf.
„Dagegen verwahre ich mich. Stell bitte keinen dieser Ganoven auf mein
kulinarisches, mein kochkünstlerisches Niveau.“
Tims Idee war ein Volltreffer.
Zwischen den Büschen schoben sie ihre Bikes in Richtung Mühlbach. Der Lärm der
Hundewiese blieb hinter ihnen zurück. Sie erreichten eine Stelle, die von
keiner Seite einsehbar war. Lind dort, zehn Schritt vor ihnen, lag ein
mittelgroßer Plastikbecher des Eis-Italieners Frinizelli auf dem Weg, dicht am
Rand, etwas verbeult und natürlich leer, aber sicherlich süß-klebrig.
Tim ging darauf zu. Als er drei
Schritte entfernt war, schoss von links ein zottiger Hund aus dem Gebüsch,
schnappte sich den Becher und sauste zurück.
Karl lachte. „Ich muss mich
korrigieren. Nicht die Gangster sind wie Klößchen, die Hunde sind’s.“
„Der dämlichste Witz des
Tages.“ Klößchen trat zum mutmaßlichen Ort des Überfalls und ließ dort seinen —
total leer geschleckten — Eisbecher fallen.
„Den nimmst du mit!“, fuhr ihn
Gaby an. „Wir
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