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Raubzug mit dem Bumerang

Raubzug mit dem Bumerang

Titel: Raubzug mit dem Bumerang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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verschmutzen die Umwelt nicht, klar? Dort hinten ist ein
Abfallkorb.“
    Klößchen duckte sich. „Aber
Kevin hat doch auch...“
    „Mann!“ Gabys Entrüstung schlug
Wogen. „Kevin konnte nicht anders. Er wurde überfallen.“
    Klößchen hob den Becher auf.
Tim musterte die Büsche. Hier also war Kevin in den Hinterhalt geraten. Im
selben Moment hörte er eine aufgeregte Stimme.
    „Hallo, ihr!“
    Lucia, die Eisverkäuferin,
nahte im Laufschritt, hielt noch ihre Portionszange in der Hand und war völlig
außer Atem.
    „Irrtum“, keuchte sie und blieb
stehen. „Tut mir Leid, aber ich habe mich geirrt. Ich bin... leider bin ich
ganz speziell auf Eiskugeln... im Gedächtnis. Weniger auf Tüten. Und Becher.
Jetzt ist mir nun eingefallen: Kevin hat ausdrücklich eine Waffel verlangt.
Obwohl es dann sehr in die Hand tropfen kann — bei sechs Kugeln.“
    Tim starrte sie an. Ich fasse
es nicht, dachte er. Deshalb rennt sie uns nach. Das nenne ich Verantwortung.
    „Vielen Dank, Lucia. Wahnsinnig
nett von Ihnen. Sie sind ein Schatz. Solche Zeugen braucht die Polizei. Wir
kaufen ab sofort unser Eis nur noch bei Ihnen.“
    Sie wurde rot vor Freude, hatte
es dann eilig und lief zurück.
    „Jetzt sind wir so schlau wie
vorher“, lachte Karl. „Die Waffel haben sich natürlich längst die Hunde geholt.
Trotzdem, Tim, könnte es hier passiert sein. Genau hier, auch wenn das falsche
Indiz auf dem Weg lag. Aber weiter bringt uns das nicht.“
    „Sachte!“ So schnell, dachte
Tim, fällt mir nicht der Wind aus dem Segel. Denn...
    „Amigos, stellen wir uns mal
den Ablauf vor: Hier Überwältigung. Wahrscheinlich wurde Kevin betäubt. Sie
wickeln ihn in eine Decke oder so was und... schleppen ihn wohin? Garantiert
zur Straße drüben am Bach. Denn dort darf man unbegrenzt parken, solange ein
gültiger Parkschein hinter der Windschutzscheibe liegt. Die Gangster —
vermutlich zwei — haben Kevin über die eiserne Brücke geschleppt. Rein ins Kfz
und ab. Der Wagen war garantiert kein Kabrio, auch kein Zweisitzflitzer,
mindestens ein Kombi, eher ein Kastenwagen, damit Kevin nicht auffällt. Gucken
wir mal!“
    Sie überquerten die schmale
Brücke, die 150 Jahre alt und immer noch sicher war. Unten gurgelte der
Mühlbach in seinem betonierten Bett. Solange die Kastanienbäume Blätter trugen,
war hier immer Schatten. Im Bach schwammen vier Stockenten, eine graubraune
Ente und drei bunte Erpel. Gleiche Aufteilung wie bei uns, dachte Tim.
    Der Nachmittag war
fortgeschritten. Drückende Schwüle lastete auf der Stadt. Nahe der Bäche,
Flüsse und Teiche war die Luft etwas frischer. Die Soleil-Park-Straße bot das
hier übliche Bild. Parkende Wagen in Fahrtrichtung der Einbahnstraße, drüben
die eleganten Häuser mit ihren kleinen Vorgärten. Sie und die Häuser lagen
etwas höher als die Straße, weil die Natur in diesem Bereich einen sanften Hang
durch die Stadt gezogen hat. Erdgeschichtlich uninteressant. Aber im
Mittelalter war hier eine Stadtmauer verlaufen. Die lückenlos aneinander
gebauten, dennoch sehr unterschiedlichen Häuser stehen auf historischem Boden.
    Tim äugte die Front ab. Das
Haus gegenüber der Brücke besaß vorn eine Terrasse. Die Markise, blau-weiß
gestreift, war ausgefahren. In ihrem Schatten standen Gartenmöbel. Dort saß ein
Gespenst und blickte aus etwa anderthalb Meter Höhe zu TKKG herüber.
    Natürlich war der Mann noch
kein echtes Gespenst, aber mindestens 95 und skelettdürr. Vom Schädel standen
ein paar borstige Haare ab. Das Gesicht faltig wie ein Lederstiefel von 1970,
der seitdem unter Büschen im Wald liegt. Dicke Brillengläser waren auf TKKG
gerichtet. Verblüfft stellte Tim fest: Der Opa trug ein rot-grün-gelb-schwarz
bedrucktes Hawaii-Hemd mit gewagtem Muster. Offenbar surfte eine
Bikini-Schönheit mit ihrem Brett durch eine grün-gelbe Welle.
    Der Opa starrte. Tim starrte
zurück. Tim zeigte grinsend sämtliche Zähne. Der Opa grinste zurück.
    „Er hat Augen wie ein Luchs“,
sagte Tim. „Auf 20 Meter kann er sehen, dass ich grinse. Ich bohre ihn mal an.“
    „Wen?“, fragte Klößchen.
    „Den Opa dort unter der
Markise. Vielleicht sitzt er dort schon länger — und hat was beobachtet.“
    „Wahrscheinlich ist ihm
Fernsehen zu langweilig“, meinte Karl. „Deshalb passt er auf, ob auch jeder
Autofahrer seinen Parkschein löst.“
    „Das hält ihn fit“, meinte
Klößchen. „Außerdem scheint er auf Diät zu sein. Er ist ziemlich schlank.“
    „In 80 Jahren siehst du

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