Raubzug mit dem Bumerang
Ketschup-Flecken.
Die Frage war begründet, denn
erstens war hier kein anderer Mann, zweitens starrten alle ihn an.
Tim nickte. „Ich habe Sie in
der Nähe des Tatorts gesehen. Und dann wie Sie in Ihren grünen Pick-up
eingestiegen sind. Den hatten wir schon vorher entdeckt, als nämlich Willis
Ratte abgehauen war — eine zahme Hausratte, Sie verstehen. Die ist nämlich unter
Ihren Wagen gekrochen. Aber wir haben ihn umzingelt und Aladin eingefangen. Die
Ratte heißt Aladin.“
Fenloh schüttelte den Kopf.
„Nein! Ich...“
„Doch!“, wurde er von Tim
unterbrochen. „So heißt sie nun mal. Warum auch nicht?! Oder würden Sie eine
Ratte Claus-Dieter nennen?“
„Mit Nein meine ich: Ich war
nicht in der Fundsbrötter-Allee. Ihr verwechselt mich.“
„Unmöglich! Wie könnte man Sie
denn verwechseln.“
„Ich war heute Mittag ganz
woanders.“ Er schob seinen Hut aus der Stirn und schien zu überlegen, wo er
gewesen sein könnte.
„Außerdem habe ich mir Ihre
Kfz-Nummer gemerkt“, behauptete Tim. „Es ist dieselbe wie an dem Pick-up dort
auf dem Parkplatz. War nötig wegen Aladin. Er beißt nämlich manchmal
Bremsschläuche durch, Sie verstehen. Und da kann ja sonst was passieren.
Besonders so dicht am Tatort.“
Bis jetzt hatte Fenloh Tims
Stichwort nicht aufgenommen. Weil er natürlich weiß, dachte der TKKG-Häuptling,
was es damit auf sich hat. Aber jetzt kam Fenloh an dem Zaunpfahl-Wink nicht
mehr vorbei.
„Was für ein Tatort?“
„Gut, dass Sie fragen. Denn in
der Fundsbrötter-Allee gibt’s ja inzwischen zwei. Letzte Nacht der mörderische
Überfall auf Hubert Mierling. Und heute Mittag wurde der Nachbar heimgesucht.
Auch ein älterer Mann. Er wurde niedergemacht und ausgeraubt. Kennen Sie Ronald
Zaunig?“
Fenloh stocherte mit dem
Fingernagel in den Zähnen. „Ich kenne niemanden in der Gegend. Außerdem
verwechselt ihr mich. Allerdings hatte ich vorhin meinen Wagen verliehen. Muss
meinen Freund Jürgen mal fragen, ob er in der Fundsbrötter-Allee war.“
Garantiert nicht, dachte Tim,
denn Jürgen liegt im Koma. Und du, Totenblume, benimmst dich total verdächtig.
Alles falsche Reaktionen. Am liebsten würde ich dich überwältigen und
festnehmen. Aber rechtlich reicht es leider nicht aus.
Fenlohs Gesicht war
natur-bleich. Bleicher konnte es nicht werden. Farblich spiegelte es also
keinen Schrecken. Aber in den schwarzen Augen flackerte Unruhe. Und die zwei
Meter hohe dürre Gestalt war etwas in sich zusammengesunken.
„Wir wollen Sie nicht vom Essen
abhalten“, sagte Tim. „Ihre Bratwurst sieht schon aus wie von vorgestern.
Trotzdem guten Appetit!“
Als sich Fenloh wieder seiner
Mahlzeit zuwandte, war Tim nicht ganz wohl. Vielleicht habe ich einen Fehler
gemacht, dachte er. Jetzt ist der Mistkerl gewarnt. Ihn in Sicherheit zu
wiegen, wäre möglicherweise klüger gewesen. Allerdings habe ich mich ja
treudoof benommen wie die Ahnungslosigkeit selbst. Klar doch! Totenblume hat
Aladin geschluckt und hält uns für harmlos.
16. Gefesselt im Fudaji-Caramba
Westlich von Oberseprich-Falin
ist die Landschaft flach. Dort berührte die Abendsonne den Horizont. Kevin
konnte sie sehen, obwohl er im Laderaum des Fudaji-Caramba lag, gefesselt,
sogar geknebelt — aber auf sanfte Weise. Ihm tat nichts weh. Er war allein im
Wagen. Lobi und Otto, der Kahle, den Lobi auch mit ‚Einohr‘ angeredet hatte,
waren auf Achse. Seit etwa zehn Minuten.
Kevin war auf dem Rücken zur
Rückwand gerutscht und hatte sich etwas aufgerichtet. Sein Blick reichte jetzt
durch Fahrerkabine und Windschutzscheibe in die idyllische Landschaft. Der
Ferienort erlebte einen Aufschwung, die Bodenpreise stiegen, Gutbetuchte aus
der Millionenstadt hatten hier ihre Datschas.
Dreckskerle!, dachte Kevin —
und meinte seine Entführer. Sie hatten versprochen, ihn freizulassen, ihn
auszusetzen an der Autobahn — eine halbe Kfz-Stunde außerhalb der Stadt. Aber
dann war ihnen das doch zu riskant gewesen — von wegen vorzeitiger Entdeckung.
Erst wollten sie die Kassette an sich bringen. Endlich hatten sie auch ihren
Boss telefonisch erreicht — den Boss, den sie Totenblume nannten.
Dreckskerle! Kevin versuchte
den Knebel herauszuwürgen, was aber nicht gelang.
Der Wagen parkte versteckt.
Unter Bäumen am Waldrand. Hier begann ein Wanderweg, der aber um diese
Abendstunde nicht gefragt war.
Geschieht ihnen recht, wenn sie
in der Giftwolke umkippen, dachte der Zehnjährige. Hoffentlich, hoffentlich!
stimmt es, was
Weitere Kostenlose Bücher