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Raubzug mit dem Bumerang

Raubzug mit dem Bumerang

Titel: Raubzug mit dem Bumerang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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rosige Teint wurde tomatenrot.
Tanja Morbilowski heulte. Sie heulte wie ein Coyote, der dem Vollmond sein Leid
klagt. Sie schniefte, heulte und fuhr sich mit ihren Patschhänden übers
Gesicht. Tim gab ihr gleich zwei seiner drei letzten Papiertaschentücher.
    „Danke.“
    Wie auf Kommando hoben TKKG
auf, was am Boden lag, rückten dabei vor in die winzige Diele, die fast völlig
ausgefüllt wurde von Tanja. Trotz der Enge — Tim, der die Lederjacke hatte,
zwei Krawatten und das Schwert — drückte die Tür hinter sich zu.
    Gaby hatte nur eine Krawatte
aufgehoben, sich besonnen, stand jetzt bei Tanja und legte ihr einen Arm um die
Schulter.
    „Fabian hat Sie schlecht
behandelt, nicht wahr?“
    „Dieser Schweinekerl! Er ist
gemein, gemein, gemein.“
    „Ich verstehe das“, sagte Gaby
mitfühlend.
    „Ein Schweinekerl!“
    „Er hat Sie ausgenutzt?“
    „Und wie. Dass er mich liebt,
hat er gesagt. Immer wieder. Bis ich’s geglaubt habe, obwohl ich ja weiß, dass
ich etwas abnehmen sollte. Er liebe jedes Pfund an mir, hat er gesagt. Dann hat
er sich 12 000 Euro geborgt. Alles, was ich mir gespart habe. Ich habe es ihm
gegeben und natürlich keine Quittung verlangt. Und diese Sachen hier, die habe
ich ihm geschenkt. Er hat es richtig darauf angelegt. Jedes Mal, wenn wir einen
Shopping-Bummel machten, blieb er vor den Schaufenstern stehen und zeigte mir
ganz genau, was ihm gefällt. Dann habe ich’s ihm gekauft. Trotzdem hat unsere
Beziehung nur achteinhalb Wochen gedauert. Vorletzten Sonntag sagte er, es sei
aus, er könne nichts dagegen tun, sein Gefühl für mich wäre erkaltet. Er hat
mich regelrecht rausgeworfen, obwohl ich ihm eine Pizza mitgebracht hatte und
zwei Flaschen teuren Wein.“
    „Sie sind viel zu schade,
Tanja, für diesen Mistkerl“, sagte Gaby.
    „Jetzt weiß ich das auch.“ Sie
nickte. „Er hat meine Liebe missbraucht. Ja, und dann wollte ich mein Geld
zurück haben. Welches Geld?, hat er gefragt. Stellt euch vor: Er wusste
plötzlich von nichts. Ob ich spinnen würde? Niemals hätte er sich Geld von mir
geborgt. Ob ich denn eine Quittung hätte?! Ausgelacht hat er mich. Oh, ich
könnte ihn umbringen.“
    „Haben Sie Ihr Geld bekommen?“,
fragte Tim.
    „Nein. Nichts.“
    „Aber die Beziehung ist
beendet?“
    „Total. Seit vorletztem
Sonntag.“ Sie schniefte noch einmal. Der Tränenstrom war versiegt.
    „Und jetzt sind Sie hier
eingedrungen, um wenigstens Ihre Geschenke zurückzuholen“, stellte Tim fest.
    Tanja nickte. „Vielleicht ist
das nicht ganz okay. Vielleicht stelle ich mich damit auf dieselbe Stufe wie
er. Aber ich will nicht, dass er die schönen Sachen behält. Und vielleicht“,
offenbar erspähte ihr inneres Auge einen Silberstreifen der Hoffnung am fernen
Horizont, „lerne ich mal einen netten, ehrlichen Typ kennen, dem ich die Sachen
dann schenken kann.“
    Tanja denkt wirtschaftlich,
dachte Tim — und unterdrückte ein Grinsen.
    „Wie sind Sie reingekommen?“,
fragte er.
    Ihr kleiner Mund lächelte
verschmitzt. „Ich habe ihm den zweiten Wohnungsschlüssel stibitzt. Fabian hat
ihn natürlich vermisst, dachte aber, er hätte ihn verlegt, denn damals hat er
noch heiße Liebe für mich empfunden. Es war in der zweiten Woche.“
    Für einen Moment herrschte
Schweigen. Klößchen betrachtete Tanja mit deutlichem Wohlwollen. Immerhin war
sie erheblich korpulenter als er. Klößchen fühlte sich schlank. Karl schien
froh zu sein, dass er sein Werkzeug nicht bemühen musste. Gaby — das sah Tim
seiner Freundin an — war voller Mitgefühl. Die dicke Tanja tat ihr Leid.
Angesichts dieser Gewichtsklasse waren Beziehungsprobleme programmiert. Auch
Typen, die auf vollschlanke Frauen stehen, waren mit ihrem Anblick überfordert.
    Jetzt deutete Tanja das
Schweigen falsch. Angst schlich sich in ihre Miene.
    „Bitte, lasst mich gehen“, bat
sie leise. „Den Schlüssel lasse ich hier.“
    Tim grinste breit. „Wir halten
Sie nicht auf, Tanja. Fenloh ist nicht unser Freund.“
    „Nein?“
    „Im Gegenteil. Wir halten ihn
für einen durchtriebenen, kriminellen Dreckskerl. Und wir wollen seine Wohnung
filzen. Es geht um Beweise für ein bestimmtes Verbrechen.“ Sie vergaß den Mund
zu schließen. „Verbrechen?“, keuchte sie dann. „Ja, das traue ich ihm zu. Er
hat überhaupt keine Skrupel.“ Sie deutete auf die drei Türen, die alle
geschlossen waren. „Vielleicht kann ich euch helfen. Dort ist die Küche, dort
das Bad, dort der Wohnraum. Das Schlafzimmer liegt

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