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Raum

Raum

Titel: Raum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Donoghue
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du erst mal hundert bist, bin ich ja schon hunderteinundzwanzig, ich glaube, bis dahin ist mein Körper ziemlich abgenutzt.« Sie grinst. »Ich bin dann schon im Himmel und richte deinen Raum ein.«
    »Unseren Raum.«
    »Okay, unseren Raum.«
    Dann sehe ich eine Telefonzelle, da gehe ich rein und spiele, dass ich Supermann bin und mir gerade mein Kostüm anziehe, ich winke Ma durch das Glas zu. Es gibt lauter kleine Karten mit Smileys, auf denen steht Üppige Blondine 18 und Philippinische Transe , die gehören jetzt uns, gefunden ist gefunden, aber als ich sie Ma zeige, sagt sie, das ist Dreckszeug, und ich muss sie in den Müll werfen.
    Eine Zeit lang sind wir verirrt, dann sieht sie den Namen von der Straße, wo das Selbstbestimmtes Wohnen ist, wir sind also gar nicht richtig verirrt. Meine Füße sind müde. Ich glaube, die Leute in der Welt müssen die ganze Zeit müde sein.
    Im Selbstbestimmtes Wohnen gehe ich barfuß, Schuhe gefallen mir bestimmt überhaupt nie. Die Personen in Sechs C sind eine Frau und zwei große Mädchen, größer als ich, aber noch nicht fertig groß. Die Frau hat die ganze Zeit eine Sonnenbrille auf, sogar im Aufzug, und sie hat eine Krücke, mit der kann sie hüpfen. Die Mädchen können nicht sprechen, glaube ich, aber einem habe ich mit den Fingern zugewinkt, da hat es gelächelt.
     
     
     
    Wirklich jeden Tag gibt es was Neues.
    Grandma hat mir einen Malkasten mitgebringt, das sind zehn ovale Farben in einem Kästchen mit einem unsichtbaren Deckel. Nach jeder spüle ich den kleinen Pinsel aus, damit sie sich nicht vermischen, und wenn das Wasser schmutzig wird, hole ich einfach neues. Als ich zum ersten Mal mein Bild hochhalte, damit Ma es sehen kann, tropft es, deshalb trocknen wir sie danach flach auf dem Tisch.
    Wir fahren in das Haus mit der Hängematte und machen mit Stiefpa aus Lego super Sachen, diesmal ein Schloss und ein Zoomermobil.
    Grandma kann uns nur noch an den Nachmittagen besuchen kommen, weil sie morgens eine Arbeit in einem Geschäft hat, wo sich Leute neue Haare und Brüste kaufen, wenn ihre eigenen abgefallen sind. Ma und ich gehen hin und linsen durch die Türen. Grandma kommt mir überhaupt nicht vor wie Grandma. Ma sagt, jeder hat ein paar verschiedene Ichs.
    Paul kommt in unser Selbstbestimmtes Wohnen und hat eine Überraschung für mich, einen Fußball genau wie der, den Grandma in dem Geschäft weggeworfen hat. Ich gehe mit ihm runter in den Park, und wir spielen, Ma aber nicht, die geht nämlich in ein Café und trifft eine von ihren alten Freundinnen.
    »Klasse«, sagt er. »Noch mal.«
    »Nein, jetzt du«, sage ich.
    Paul bumst einen enormen Schuss, der Ball prallt von dem Gebäude ab und dann in ein paar Büsche. »Hol ihn«, ruft er.
    Als ich schieße, fliegt der Ball in einen Teich, und ich weine.
    Paul holt ihn mit einem Ast raus. Er schießt ihn ganz weit weg. »Willst du mir mal zeigen, wie schnell du rennen kannst?«
    »Wir hatten eine Laufbahn um Bett«, erzähle ich ihm. »Ich kann ganz schnell laufen, ich bin mit sechzehn Schritten hin und zurück.«
    »Boah. Ich wette, jetzt bist du sogar noch schneller.«
    Ich schüttele den Kopf. »Bestimmt falle ich hin.«
    »Glaube ich nicht«, sagt Paul.
    »Tue ich in letzter Zeit aber immer, die ganze Welt ist so stolperig.«
    »Vielleicht, aber das Gras hier ist ganz weich, und selbst wenn du hinfällst, tust du dir nicht weh.«
    Da kommen Bronwyn und Deana, ich entdecke sie sofort mit meinen scharfen Augen.
     
     
     
    Jeden Tag ist es ein bisschen heißer. Ma sagt, das ist unglaublich für April.
    Dann regnet es. Sie sagt, bestimmt macht es Spaß, wenn wir uns zwei Regenschirme kaufen und rausgehen, der Regen prallt nämlich von den Schirmen ab und macht uns überhaupt nicht nass, trotzdem lieber nein danke.
    Am nächsten Tag ist es wieder trocken, deshalb können wir jetzt raus, es gibt zwar Pfützen, aber die machen mir keine Angst. Ich gehe in meinen knautschigen Schuhen, und meine Füße werden durch die Löcher vollgespritzt, macht aber nichts.
    Ich und Ma haben eine Abmachung. Wir probieren alles einmal aus, damit wir wissen, was uns gefällt. Mir gefällt jetzt schon, mit meinem Fußball in den Park gehen und die Enten füttern. Der Spielplatz gefällt mir jetzt sogar ganz viel, außer einmal, als der Junge direkt nach mir die Rutsche runterkam und mich in den Rücken getreten hat. Und das Naturkundemuseum gefällt mir, bloß sind die Dinosaurier alle schon tot und nur mit Knochen.
    In dem

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