Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Raum

Raum

Titel: Raum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Donoghue
Vom Netzwerk:
Rest tue ich in ein Schüsselchen, damit es keine Verschwendung gibt. Ein paar kleben unten in der Dose, ich gieße Wasser rein. Vielleicht steht Ma später ja auf und schrubbt sie. Vielleicht hat sie ja Hunger und sagt: »O Jack, wie aufmerksam von dir, dass du mir die Bohnen in einem Schüsselchen aufbewahrt hast.«
    Ich messe noch mehr Sachen mit Lineal, aber es ist schwer, ganz allein die Zahlen zusammenzurechnen. Ich lasse ihn Purzelbaum schlagen, er ist Akrobat von einem Zirkus. Ich spiele mit Fernsteuerung, halte sie auf Ma und flüstere: »Aufwachen«, aber sie macht es nicht. Ballon ist ganz verschrumpelt, er reitet auf der Pflaumensaftflasche bis fast an Oberflicht, die zwei machen das Licht ganz glitzerig braun. Sie haben Angst vor Fernsteuerung, vor dem spitzen Ende, deshalb tue ich sie in Schrank und klappe die Türen zu. Ich sage allen Sachen, keine Sorge, morgen ist Ma wieder da. Ich lese ganz allein die fünf Bücher, aber von Alice nur ein bisschen. Die meiste Zeit sitze ich bloß da.
    Geschrei spiele ich nicht, weil ich sonst Ma störe. Ich denke, es ist nicht so schlimm, wenn man mal einen Tag auslässt.
    Dann schalte ich wieder Fernseher an und wackle mit Häschen, es macht die Planeten ein bisschen weniger fusselig, aber nur ein bisschen. Es kommt Autorennen, wie sie so superschnell fahren, find ich gut, aber wenn sie dann schon hundertmal um das Oval rumgefahren sind, ist es nicht mehr besonders interessant. Ich will Ma aufwecken und sie nach dem Draußen fragen, wo lauter richtige Menschen und Sachen herumschwirren, aber dann wäre sie böse. Oder vielleicht würde sie ja auch gar nicht anschalten, nicht mal, wenn ich sie schüttele. Deshalb mache ich das nicht. Ich gehe ganz dicht bei sie bei, ihr halbes Gesicht und ihr Hals sind zu sehen. Die Flecken sind jetzt lila.
    Ich trete Old Nick so lange, bis ihm der Hintern platzt. Dann zappe ich mit Fernsteuerung Türe auf und sause ins Draußen und hole mir alles in richtigen Geschäften und bringe es Ma.
    Ein bisschen weine ich, aber ohne Krach zu machen.
    Ich gucke eine Sendung mit Wetter und eine, wo Feinde ein Schloss belagern, die Guten bauen eine Barrikade, damit der Türe nicht aufgeht. Ich kaue an meinem Finger. Ma kann mir ja nicht sagen, ich soll aufhören. Ich frage mich, wie viel von meinem Gehirn schon Matsch ist und wie viel noch okay. Vielleicht müsste ich ja brechen wie einmal, als ich drei war und auch noch Durchfall hatte. Was ist, wenn ich Teppich ganz vollbreche, wie soll ich sie dann allein sauber machen?
    Ich gucke auf den Fleck von damals, als ich geboren wurde. Dann knie ich mich hin und streichle ihn, er fühlt sich ein bisschen warm und kratzig an, genau wie der Rest von Teppich, kein Unterschied.
    Ma ist nie mehr als einen Tag Verschwunden. Ich weiß nicht, was ich mache, wenn ich morgen aufwache und sie immer noch Verschwunden ist.
    Dann kriege ich Hunger, ich esse eine Banane, trotzdem die noch ein bisschen grün ist.
    Dora ist ein Bild im Fernseher und trotzdem meine richtige Freundin, das ist komisch. Jeep ist wirklich in echt, ich kann ihn mit meinen Fingern fühlen. Superman ist nur Fernseher. Bäume sind Fernseher, aber Pflanze ist in echt, oh, ich hab ja ganz vergesst, ihm Wasser zu geben. Ich trage ihn von Kommode zu Spülbecken und mache das sofort. Ich frage mich, ob er Mas Fischstückchen gegessen hat.
    Skateboards sind Fernseher und Jungen und Mädchen auch, trotzdem sagt Ma, sie sind lebendig, wie soll das denn gehen, wenn sie so platt sind? Ma und ich könnten eine Barrikade bauen, wir könnten Bett gegen Türe schieben, damit er nicht aufgeht, da würde Old Nick aber einen Schreck kriegen, haha. Lasst mich rein , würde er rufen, sonst werde ich husten und prusten und euer Haus zusammenpusten. Gras ist Fernseher und Feuer auch, aber das könnte richtig in Raum kommen, wenn ich die Bohnen heiß mache und das Rote auf meinen Ärmel springt und mich verbrennt. Das würde ich gern mal sehen, aber erleben möchte ich es lieber nicht. Luft ist in echt, aber Wasser nur in Wanne und Becken, Flüsse und Seen sind Fernseher. Beim Meer bin ich mir nicht sicher, weil wenn es im Draußen herumschwappen täte, würde es ja alles nass machen. Ich will Ma schütteln und sie fragen, ob das Meer in echt ist. Raum ist ganz wirklich in echt, aber das Draußen vielleicht auch, nur hat es einen Umhang an, der es unsichtbar macht wie Prinz JackerJack in der Geschichte. Das Jesuskind ist Fernseher, glaube ich, außer in dem Bild

Weitere Kostenlose Bücher